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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir
Autoren: S. C. Ransom
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wohnten?
    Doch plötzlich wusste ich genau, wo er war: auf der Goldenen Galerie oben auf der Kuppel von St. Paul’s. Sie war unser ganz spezieller Platz, die einzige Stelle, wo er für mich real und körperlich war – also menschlich. Während der letzten Monate hatten wir so viel Zeit wie irgend möglich dort oben verbracht. Und ich hätte das ganze Geld auf meinem Sparbuch verwettet, dass er sich jetzt dort an das Geländer lehnte, in die Ferne sah und an mich dachte.
    »Du fehlst mir, Callum. Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber wenn, dann möchte ich dir sagen: Du fehlst mir ganz schrecklich.«
    Ich nahm mein Buch auf, doch die Nöte von Jo, Meg, Beth und Amy würden mich nicht ablenken. Als ich es mit einem Seufzer weglegte, glitzerte das Amulett in der Sonne. Mir fiel die Gravur auf der Innenseite ein. Wie eigenartig, dass die so plötzlich erschienen war! Ob sie mir irgendeinen Hinweis geben konnte, wenn sie erst einmal übersetzt war? Vielleicht war sie der Schlüssel dafür, wie Callum und ich für immer zusammenkommen konnten?
    Ich zog meinen kleinen Rucksack näher und kramte nach meinem Notizbuch. Darin hatte ich die Worte aufgeschrieben, nachdem Callum und ich sie auf dem Flughafen angesehen hatten.
     
    Mor memoriae
     
    Ich beschloss, Josh sobald wie möglich zu fragen, nahm mein Buch wieder in die Hand und legte mich zurück auf das warme Handtuch.
     
    Später traf ich mich wieder mit den anderen. Die drei hingen am Pool herum und wirkten total erschöpft.
    »Ehrlich, Alex, du solltest morgen mitkommen, es macht wirklich riesig Spaß«, sagte Sabrina und zuckte zusammen, als sie ihren Saft vom Tisch nahm.
    »Sieht ganz so aus! Ihr wirkt alle drei, als würdet ihr gleich den Löffel abgeben! Ist denn heute jemand von euch auf dem Wasser gewesen, außer Max?«
    Sie wechselten kurz verstohlene Blicke, dann fingen Sabrina und Josh gleichzeitig an.
    »Das war heute noch gar nicht dran …«
    »Du musst erst lernen, deinen Kite zu beherrschen, sonst …«
    Ich hob die Hand. »Ist ja schon gut. Ich hab kapiert. Klar, nichts von wegen über die Wellen jagen. Da bin ich nur froh, dass ich meine Zeit nicht damit vergeudet hab, euch zuzusehen. Wie ist es mit morgen? Hat euer Lehrer denn was davon gesagt, dass ihr morgen aufs Wasser könnt?« Ich bemühte mich umsonst, Josh nicht breit anzugrinsen.
    »Jedenfalls hat er gesagt, dass sie sich gut machen und vielversprechende Ansätze zeigen«, bemerkte Max.
    Er saß mit gesenktem Kopf auf dem Rand seiner Liege, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Seine dichten dunklen Haare verdeckten das Gesicht. »Geht es dir gut, Max?«, fragte ich behutsam und berührte ihn kurz an der Schulter. Er zuckte zusammen, blickte zu mir hoch und strich sich das Haar mit seinen langen schmalen Fingern aus dem Gesicht. Mir fiel auf, wie braun er schon war und wie gesund die leichte Röte auf seinen Wangen wirkte.
    »Puh, tut mir leid, aber ich bin ein bisschen erledigt. Der Trainer wollte unbedingt herausfinden, wo meine Grenzen sind, und das war alles etwas heftiger als gestern. Ich weiß nicht, ob ich mich überhaupt noch bewegen kann.« Er lächelte kurz.
    »Also was haltet ihr davon, wenn wir die Bar heute Abend auslassen und uns stattdessen nachher hier treffen, um in der Stadt Pizza zu essen?«, fragte Sabrina.
    Max wechselte mit seiner Schwester einen Blick, den ich nicht verstand.
    »Wunderbar«, meinte Josh und streckte sich auf seiner Liege aus. »Dann ruhe ich mich hier noch etwas aus. Könnt ihr mich zwanzig Minuten, bevor wir losgehen, wecken?«
     
    Das Städtchen Tarifa war nicht allzu weit entfernt, so dass die Hotelgäste mit einem Kleinbus abends hingebracht und abgeholt werden konnten.
    In unserer Lieblingspizzeria hatten wir als Kinder immer Höhle gespielt. Wir waren oft dagewesen, und die niedrige, gewölbte Decke in dem alten spanischen Gebäude, zusammen mit dem gedämpften Licht, den fehlenden Fenstern und der Menge von dunklem Holz vermittelten das Gefühl, unter der Erde zu sein.
    Außerdem lieferten sie Pizzen so groß wie Wagenräder, und ich bestellte immer nur eine halbe. Josh dagegen hatte schon immer einen gewaltigen Appetit und arbeitete sich seit Jahren jedes Mal durch eine ganze Pizza.
    Wir mussten eine Weile anstehen, bevor wir einen Tisch bekamen, und dann machten wir uns bald über unsere vollen Riesenteller her. Die anderen hatten sich einen beachtlichen Appetit erarbeitet und bearbeiteten ihre Pizzen mit Begeisterung. Doch
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