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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir
Autoren: S. C. Ransom
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worden.« Sie versuchte erst gar nicht, ihre Selbstgefälligkeit zu verbergen. »Kommt schon, gehen wir.«
    Ich konnte noch sehen, wie Dad grinste, als er sich umdrehte und unser Gepäck aufnahm. »Ihr spielt eurer Mutter geradezu in die Hände. Beim nächsten Mal sorgt sie dafür, dass wir schon vor Tau und Tag hier sind.«
    »O nein«, stöhnte Josh. »Ich weigere mich, mit euch zu kommen, wenn sie mich noch früher aus dem Bett schmeißt.«
    »Und lässt damit einen Strandurlaub in Spanien sausen?« Ich lachte. »Klar doch!«
    Wir sammelten unser Handgepäck zusammen und machten uns auf den langen Weg zum Gate. Die ganze Zeit spürte ich das vertraute Prickeln in meinem Handgelenk. Es sagte mir, dass Callum bei mir war. Manchmal stellte er mir eine Frage, die ich mit einem Nicken oder Kopfschütteln beantworten konnte. Ich gab mir große Mühe, nicht daran zu denken, dass ich mich gleich von ihm verabschieden musste.
    Am Gate schien der Flieger noch nicht bereit zu sein, und so setzten wir uns erneut und warteten. Callum sagte gerade was über den Sicherheitsbeamten am Detektor, als mir plötzlich wieder die Gravur in dem Amulett einfiel.
    »Ich muss Grace schnell noch was erzählen«, verkündete ich und sprang von meinem Sitz auf. »Ich ruf sie kurz an.«
    »Also das wäre dir besser schon früher eingefallen. Geh nicht so weit weg«, meinte Mum gereizt.
    »Mache ich doch gar nicht«, brummelte ich und langte nach meinen Kopfhörern. Dann ging ich zu einem der Fenster und sah zu dem Flieger, der uns nach Spanien bringen sollte. Jede Menge Leute arbeiteten hektisch daran, ihn für den Abflug bereitzumachen.
    »Was ist los, Alex?«, ertönte Callums Stimme kristallklar in meinem Kopf.
    »Als ich vorhin das Amulett wieder angezogen habe, sah ich, dass etwas auf der Innenseite eingraviert ist. Hast du das auch bemerkt?«
    »Nein. Was war es denn?«
    »Worte, denke ich. Jedenfalls kein Bild.«
    »Es ist also was eingraviert. Und was ist daran so besonders?«
    »Da war bisher nichts. Das ist besonders. Als ich es bekommen hab, habe ich es genau untersucht. Einmal hab ich gedacht, ich hätte was gesehen, aber als ich dann noch mal hingeschaut hab, war da nur gehämmertes Silber. Doch heute war es richtig deutlich.«
    »Verrückt. Und was steht da?«
    »Ich hatte keine Möglichkeit, es zu lesen. Ist es hier sicher genug, um jetzt noch mal nachzusehen?«
    Ich konnte spüren, wie Callum zögerte, doch schließlich sagte er: »Es scheint keiner in der Nähe zu sein. Aber halte die Finger im Amulett, das gibt dir zusätzlichen Schutz und wir sind immer noch in der Lage zu reden. Ich sag es dir sofort, wenn ich jemanden sehe.«
    »Ist gut, schauen wir mal.« Vorsichtig zog ich den Reif vom Handgelenk, hielt aber, wie Callum gesagt hatte, den Zeigefinger fest auf das Innere gedrückt, und das beruhigende Prickeln sagte mir, dass ich noch immer mit Callum Kontakt hatte. Schnell drehte ich den Armreif und spähte auf die Innenseite. Ein paar verschnörkelte Buchstaben waren in das Silber eingraviert.
     
    Mor memoriae
     
    »Kannst du das sehen?«, hauchte ich. »Vorher hat das hier noch nicht gestanden.«
    »Gruslig. Was bedeutet das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, es ist Latein, aber ich bin mir nicht sicher. Und ist der Kratzer hier zwischen den Buchstaben ein ›s‹? Was glaubst du?«
    »Lass mich mal sehen. Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt Latein kann.« Schweigend blickten wir eine Weile auf die Gravur, dann seufzte er. »Nein, keine Ahnung. Das kann keins von meinen Fächern gewesen sein.«
    »Aber das ist so was von verrückt! Wie kommt es, dass ich es plötzlich sehen kann – und bisher nicht?«
    Darüber dachte er schweigend einen Moment nach. »Hm. Hast du noch einmal einen Blick auf die Innenseite geworfen, nachdem wir es dir im Krankenhaus wieder angelegt hatten?«
    Ich dachte zurück. So viel war in den wenigen Wochen passiert, seit ich Callums Schwester Catherine begegnet war und sie es beinahe geschafft hatte, mich umzubringen. Sie hatte das Amulett gestohlen und mir weisgemacht, sie hätte es zerstört. Im selben Augenblick, als ich es schließlich von ihrem Komplizen und meinem Ex-Freund Rob zurückbekommen hatte, hatte ich es wieder um mein Handgelenk gelegt und mich geweigert, es jemals wieder abzunehmen.
    Einerseits wegen der Gefahr. Aber noch schlimmer war die Vorstellung, nicht mit Callum reden zu können. Ohne das Amulett konnte ich ihn nicht zu mir rufen, ihn nicht im Spiegel sehen und
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