Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein kleines Intermezzo?

Nur ein kleines Intermezzo?

Titel: Nur ein kleines Intermezzo?
Autoren: Sherryl Woods
Vom Netzwerk:
fest.
    Beth schüttelte den Kopf. “Ich weiß, dass ich nicht jeden Kampf gewinnen kann.” Die gleiche Antwort hatte sie am Vortag dem Psychologen gegeben, der sich besorgt über ihre seelische Verfassung geäußert hatte. Nur wenige Leute wussten, wie persönlich sie Fälle wie den von Tony nahm, und es überraschte sie, dass Mack Carlton es sofort gemerkt hatte.
    “Aber Sie verlieren nicht gern”, konstatierte Mack.
    “Natürlich nicht, wenn es um Leben und Tod geht”, erwiderte sie heftig. “Ich habe Medizin studiert, um Leben zu retten.”
    “Warum?” Bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: “Es ist ein sehr ehrenwerter Beruf, aber es ist sicher nur schwer zu ertragen, ständig mit todkranken Kindern zu tun zu haben. Warum nehmen Sie das auf sich? Wieso arbeiten Sie gerade auf diesem Gebiet?”
    “Ich habe mich schon früh dafür interessiert”, antwortete sie ausweichend, obwohl er an ihrer Antwort ehrlich interessiert zu sein schien.
    “Und warum?”, hakte er nach.
    “Wieso spielt das für Sie eine Rolle?”
    Er ließ sie nicht aus den Augen. “Weil es für Sie offenbar eine Rolle spielt.”
    Erneut überraschte sie sein Einfühlungsvermögen. Es war klar, dass er sich nicht abweisen ließ. “Also gut, in Kurzfassung: Ich war zehn, als mein älterer Bruder an Leukämie starb. Damals habe ich mir vorgenommen, Kinder wie ihn zu retten.”
    Mack nickte. “Wie ich schon sagte, Sie nehmen alles sehr persönlich.”
    “Ja, das stimmt”, räumte sie ein.
    “Und wie lange werden Sie durchhalten, wenn Sie sich jeden Fall zu Herzen nehmen?”
    “So lange wie nötig”, gab sie entschieden zurück. “Ich betreue nur wenige Patienten. Überwiegend beschäftige ich mich mit Forschung, und unsere Behandlungsmethoden verbessern sich ständig.”
    “Aber bei Tony schlagen sie nicht an”, erinnerte Mack.
    “Nein, zumindest noch nicht”, bestätigte sie leise und hielt eisern die Tränen zurück. “Trotzdem werden wir auch diesen Kampf gewinnen.”
    “Ja, das glaube ich Ihnen”, entgegnete er und warf ihr einen bewundernden Blick zu. “Wird denn mein Besuch dem Jungen wirklich helfen? Seien Sie ehrlich!”
    “Es wird ihm Kraft geben. In letzter Zeit war er ziemlich niedergeschlagen, und manchmal ist die beste Medizin, wenn es uns gelingt, unsere Patienten seelisch aufzurichten. Wir müssen verhindern, dass Tony sich selbst aufgibt oder das Vertrauen zu uns verliert.”
    “Gut, dann gehen wir jetzt zu ihm und reden über Football.” Mit einem breiten Lächeln fügte Mack hinzu: “Vermutlich werden Sie nur wenig dazu sagen.”
    Beth musste trotz allem lachen und mochte Mack mehr, als sie ursprünglich erwartet hätte. Wenn jemand Humor besaß, konnte sie ihm vieles verzeihen. “Nein, Bedeutendes werde ich nicht beisteuern.”
    Schlagartig wurde er wieder ernst. “Ich arbeite zwar nicht als Arzt oder Wissenschaftler, aber ich möchte nicht, dass Sie vor dem Jungen geringschätzig über meine Tätigkeit sprechen. Ihm bedeutet Football etwas.”
    “Mr. Carlton”, versicherte sie, “ich werde auf jegliche Bemerkung verzichten. Hier geht es nur um Tony.”
    “Nennen Sie mich Mack”, bat er amüsiert. “Das machen alle meine Fans.”
    “Ich gehöre aber nicht zu Ihren Fans.”
    “Abwarten. Vielleicht werden Sie noch einer.”
    Beth seufzte lautlos, weil er durchaus recht haben konnte. Dabei brauchte dieser Mack Carlton bestimmt nicht noch einen weiteren Erfolg in seinem Leben. Ständig tauchten in Klatschberichten die Namen von Frauen auf, die sich damit brüsteten, zu seinem Leben zu gehören. Nur selten wurde jedoch eine von ihnen zweimal erwähnt, und Beth hatte keine Lust, sich in diese große Schar von Bewunderinnen einzureihen.
    “An Ihrer Stelle würde ich nicht darauf warten, Mr. Carlton. Wichtig ist nur, dass Tony Sie bewundert, und das steht schon jetzt fest.”
    “Trotzdem hätte ich nichts gegen den Hauch einer Andeutung von Anerkennung durch Sie”, entgegnete er und sah ihr dabei tief in die Augen.
    Obwohl er eindeutig versuchte, sie aus der Ruhe zu bringen, konnte Beth sich seiner Wirkung nicht entziehen. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber. “Warum? Müssen Sie jede Frau, der Sie begegnen, für sich gewinnen?”
    Er zögerte einen Moment. “Wie gut kennen Sie eigentlich meine Tante?”, fragte er dann unvermittelt.
    “Ihre Tante?”
    “Destiny Carlton, die Frau, mit der Sie sich in Verbindung gesetzt haben und die mich zu diesem Besuch gedrängt hat.”
    Beth
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher