Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt
Autoren: Simone Elkeles
Vom Netzwerk:
meinem Leben. Er liest Zeitung. Auf dem Weg zum Flughafen hat er versucht, sich mit mir zu unterhalten, aber ich habe ihn kaltgestellt, indem ich meine Kopfhörer aufgesetzt und iPod gehört habe.
    Als ob er spüren würde, dass ich ihn anstarre, lässt er die Zeitung sinken und dreht sich zu mir. Seine Haare sind kurz. Sie sind dick und dunkel, genau wie meine. Ich bin mir sicher, wenn er sie wachsen lassen würde, wären sie auch lockig. Obwohl es eine ziemliche Plackerei ist, plätte ich meine jeden Morgen, weil ich meine Locken hasse.
    Mom hat grüne Augen, meine sind blau. Alle sagen, sie wären so hellblau, dass sie richtig leuchten. Meine Augen mag ich an mir am liebsten.
    Das Auffallendste, was ich von meiner Mutter geerbt habe, sind leider die Brüste. Wenn ich könnte, würde ich mir andere Haare wünschen und kleinere Dinger. Beim Tennisspielen sind sie mir immer im Weg. Habt ihr jemals versucht, mit ein Paar Riesendingern vorne dran eine beidhändige Rückhand zu schlagen? Frauen mit großen Brüsten sollten beim Tennis echt einen Behindertenbonus bekommen.
    Wenn ich älter bin, lasse ich sie mir vielleicht operieren. Aber Jessica sagt, bei einer Brustverkleinerung schnippelt der Arzt die Areola weg … ihr wisst schon, den kompletten rosafarbenen Bereich um die Brustwarze, und dann, wenn sie das überschüssige Fettgewebe weggenommen haben, nähen sie den Warzenhof wieder dran.
    Ich glaube, ich möchte meine Brustwarze gar nicht erst abgemacht haben.
    Während ich über abgetrennte Brustwarzen nachdenke, merke ich, dass Ron mich noch immer ansieht. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, glaubt er wohl, dass ich von ihm angewidert bin. Ich kann ihm schlecht erklären, dass ich mir gerade vorgestellt habe, wie ich mit abgeschnippelten Brustwarzen aussehe.
    Außerdem bin ich sowieso noch wütend auf ihn, weil er mich zu dieser bescheuerten Reise gezwungen hat. Wegen ihm musste ich das Tennis-Camp absagen, was bedeutet, dass ich es im Herbst bei den Ausscheidungsspielen wahrscheinlich nicht ins Highschool-Team schaffen werde. Dabei will ich unbedingt in die Schulauswahl.
    Dazu kommt noch, dass mein Freund Mitch nicht mal weiß, dass ich weg bin, weil er mit seinem Dad ein paar Wochen »handy-freien« Camping-Urlaub macht. Wir sind noch nicht lange zusammen, und wenn wir uns den ganzen Sommer über nicht sehen, dann lernt er vielleicht eine andere kennen, die nicht Tausende von Meilen weit weg ist.
    Ich weiß sowieso nicht, warum mich Ron dabeihaben will. Er mag mich nicht mal. Mom wollte mich wahrscheinlich los sein, damit sie mit ihrem neuen Freund mal Ruhe hat.
    Ihr aktueller Freund, Marc mit »c«, hält sich für Mr Right. Dass ich nicht lache! Kapiert der nicht, dass er weg vom Fenster ist, sobald Mom einen Besseren findet?
    »Ich gehe kurz auf die Toilette«, sage ich zu Ron.
    Eigentlich muss ich gar nicht, aber ich nehme meine Handtasche und laufe den Gang entlang. Als ich außer Rons Sichtweite bin, hole ich mein getreues Handy heraus. Mom hat mich ermahnt, es wegen der Kosten nur im Notfall zu benutzen. Aber erstens sind wir ja noch nicht in Israel. Und zweitens spüre ich ganz deutlich, dass dies ein Notfall ist.

2
    Zwölf-Stunden-Flüge gehören verboten.
    Während ich den Gang entlanggehe, scrolle ich nach Jessicas Nummer im Telefonbuch und stelle die Verbindung her.
    »Bitte sei da!«, bete ich. Ich bleibe vor einer Scheibe stehen und sehe hinaus auf die Flugzeuge, die an den Terminals warten.
    Eigentlich bete ich nie. Das ist nicht so meins. Aber Notfälle erfordern Notfallmaßnahmen und ich bin da äußerst flexibel. Zumindest manchmal.
    »Amy?«
    Beim Klang ihrer Stimme geht es mir gleich besser.
    »Ja, ich bi n’s. Mein Flug hat Verspätung.«
    »Drehst du immer noch am Rad?«
    »Ja. Sag mir noch mal, warum ich mir keine Sorgen machen soll.«
    »So schlimm wird’s schon nicht werden, Amy. Wenn ich irgendwas für dich tun kann …«
    Es ist Zeit, Jess in meinen Plan einzuweihen, den ich gerade eben erst geschmiedet habe.
    »Es gäbe da wirklich etwas …«
    »Und was?«
    »Komm mich am Flughafen abholen. Am internationalen Terminal. Ich verstecke mich in der … ähm … Air-Iberia-Ankunftshalle. Warte dort auf mich.«
    »Und dann?«
    »Dann schaffe ich es irgendwie, ins Tennis-Camp zu kommen, und … ach, keine Ahnung. Ron will, dass ich die perfekte Tochter spiele, dabei ist er der beschissenste Dad der Welt –«
    Mein Handy wird mir aus der Hand gerissen, wodurch meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher