Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung
Autoren: Sabine Hartmann
Vom Netzwerk:
hat?“ Herbert schüttelte entrüstet den Kopf.
    „Soll schon vorgekommen sein“, verteidigte Kofi sich. „Sie hat das Sorgerecht?“
    „Hat sie.“ Herbert winkte ab. „Die war gestern völlig durch den Wind. Die konnte vor Sorge nicht stillsitzen, ist ständig auf und ab gelaufen.“
    „Sie hat der Reihe nach alle Fingernägel abgepult“, sagte Guntram ruhig. „Du hast sie nicht gesehen und nicht gesprochen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie uns etwas vorgespielt hat.“
    Mausig mischte sich ein. „Mag sein. Wir sollten das trotzdem überprüfen. Haben Sie den Vater erreicht?“
    Guntram Schnitter nickte. „Telefonisch. Gleich gestern Abend. Rainer Jänicke hat am Samstag das letzte Mal mit Kelvin gesprochen. Sie haben sich überlegt, was sie unternehmen wollen, wenn der Junge das nächste Wochenende bei seinem Vater in Hildesheim verbringt.“
    „Hat der Vater einen Verdacht geäußert?“
    „Nein. Kein Wort. Er hat heute Frühschicht und kommt anschließend hier her. Er ruft vorher noch mal an.“
    „Gut, Ollner, Kayi, Sie übernehmen den Fall. Sie bekommen jede Unterstützung, die Sie benötigen. Meine Herren, wir müssen den Jungen finden. Wo fangen Sie an? Ich brauche was für die Presse.“
    „Ist das Jugendamt in der Familie?“, fragte Kofi.
    „Prüfen Sie das, so etwas kann ich aber nicht für die Zeitungsleute nehmen.“
    „Wir gehen in die Schule, und anschließend befragen wir den Judobetreuer, diesen Detlef Hanske“, sagte Ollner, nachdem er in seinem Notizbuch geblättert hatte.
    „Bringt das nicht zu viel Unruhe, wenn Sie in die Schule gehen?“
    Stefan Ollner grunzte zustimmend. „Jedes Kind in Holzminden kennt den Kriminalkommissar Kofi Kayi. Wenn er auftaucht, wissen alle, dass was im Busche ist. Aber ich kann problemlos mit der Klassenlehrerin sprechen und die Schulleiterin um Informationen bitten. Die Kinder werden mich für einen Vater halten, sofern ich ihnen überhaupt auffalle.“
    „Okay“, antwortete Kofi und stand auf. „Dann fahre ich zu diesem Hanske und versuche bei einigen Judo-Eltern herauszufinden, ob Angela Jänicke tatsächlich zu spät gekommen ist.“
    „Dann sage ich der Presse, dass wir von einem Missverständnis ausgehen oder dass der Junge sich verlaufen hat?“ Mausig rieb sich die Augen. „Eigentlich können wir beides ausschließen, oder?“
    Keiner der Männer antwortete, alle schauten interessiert die Tischplatte an.
    „Eine schöne Unterstützung seid ihr, meine Herren“, murmelte Mausig. Erst als die Tür hinter ihm zugefallen war, sagte Kofi: „Meint ihr, Kelvin wurde entführt?“
    „Familie Jänicke ist zwar nicht Hartz IV, aber so dicke, dass sie Lösegeld zahlen könnten, haben sie es sicher nicht.“
    „Soweit wir wissen“, warf Kofi ein.
    „Was soll das heißen? Du willst es unbedingt der Mutter anhängen, oder? Meinst du, die versteckt ihren Sohn, um vom Vater Lösegeld zu bekommen?“ Herberts Körperhaltung zeigte deutlich, was er von Kofis Überlegungen hielt.
    Kofi zuckte mit den Schultern. „Das ist sicher lukrativer als Unterhalt.“
    „Frau Jänicke arbeitet bei Douglas, volle Stelle. Kelvin geht nachmittags in den Hort.“
    „Das glaube ich euch alles, aber habt ihr euch mal überlegt, was die Alternative ist?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er das Zimmer und ging zum Parkplatz. Er nahm den kleinsten Dienstwagen und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof.
    Wie hatte Spusi-Marc es ausgedrückt? Kinder sollten nicht verloren gehen? Er hatte sowas von recht.

5
    Kofi beschloss, zuerst bei Detlef Hanske, dem Trainer und Betreuer der Judomannschaft, vorbeizufahren. Er hoffte, dass Hanske nicht zur Arbeit gefahren war.
    Während er einen Parkplatz in der Nähe von Hanskes Grundstück suchte, überlegte er, woher er den Namen kannte. Als er sechs oder sieben Jahre alt war und mit dem Judotraining anfing, hatte ein Pärchen die Jüngsten trainiert.
    Beide 3. Dan, sie fast einen ganzen Kopf größer als er, breitschultriger, stämmiger. Er konnte sich sogar an ihren Körpergeruch nach einem anstrengenden Kampf erinnern, aber ihr Name fiel ihm nicht ein. Er hieß Roland, und Kofi erinnerte sich noch, dass er vor jedem Wettkampf drei Tage hungerte, gelegentlich sogar Abführmittel nahm, um eine Gewichtsklasse niedriger antreten zu können, obwohl er sowieso höchstens ein halbes Hemd war.
    Jetzt wusste er es wieder, Roland und Marion. Außerdem gab es noch einen wesentlich älteren Mann mit schlohweißem Haar,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher