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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung
Autoren: Sabine Hartmann
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Haustür aufschlossen“, sagte Herr Schwarze.
    „Da haben wir uns noch nichts dabei gedacht“, ergänzte seine Frau.
    „Eine gute Stunde später hat sie sich noch einmal gemeldet. Sie schien fast hysterisch, hat geweint. Sie konnte kaum einen zusammenhängenden Satz formulieren. Ich habe mich sofort ins Auto gesetzt und bin zur Hochschule zurückgefahren. Gemeinsam haben wir die ganze Gegend abgesucht.“ Herr Schwarze zuckte mit den Schultern und drehte seine Hände so, dass Kofi seine leeren Handflächen sehen konnte.
    „Vergeblich?“
    „Nicht ganz. Wir haben seinen Rucksack gefunden. Er lag am Straßenrand.“
    „Direkt an der Haltestelle?“
    „Nein, ein bisschen weiter die Straße hinunter in Richtung Wasserwerk. Angela hat ihn mit nach Hause genommen.“

    Als Kofi das Haus verließ, saß Familie Schwarze gemeinsam auf dem Sofa. Niemand sprach ein Wort.
    Sein Kollege, Kriminalhauptkommissar Stefan Ollner, wartete am Wagen vor dem Grundstück der Schwarzes auf ihn. „Ich wollte euch nicht unterbrechen. Hast du etwas Brauchbares erfahren?“
    Kofi schüttelte den Kopf. „Und du?“
    „Wie man’s nimmt. Kelvins Mutter, übrigens vom Typ aufgetakelt und parfümiert, ließ sich von dem Betreuer und Trainer, der mit den Kindern im Bus unterwegs war, Detlef Hanske, die Telefonliste der Teilnehmer geben. Sie hat ausnahmslos alle Eltern angerufen. Niemandem ist etwas Ungewöhnliches aufgefallen. Ein Junge glaubte, gesehen zu haben, wie Kelvin sich mit einem fremden Mann unterhielt, der ihm ein Trinkpäckchen reichte. Aber das hat sich schnell aufgeklärt. Es handelte sich um den Opa eines anderen Kindes, der Kelvin geholfen hat, den Strohhalm in die Öffnung zu schieben.“
    Kofi schürzte die Lippen. „Dann ist Jonas also tatsächlich der Letzte aus der Gruppe, der ihn mit Sicherheit vor der HAWK gesehen hat. Könnte es sein, dass Kelvin weggelaufen ist?“
    „Ausschließen können wir das nicht. Ich habe Heinrich und Schnitter gebeten, den Vater erst einmal anzurufen und zu befragen.“ Kofi nickte, die beiden uniformierten Polizisten hatten selbst Kinder, und besonders Herbert Heinrich konnte sehr gut mit Menschen in Stresssituationen umgehen.
    „Sind die Eltern geschieden?“
    „Er lebt mit seiner neuen Partnerin und deren Tochter in Hildesheim.“
    „Der Bus hat die Kinder vor dem alten HAWK-Gebäude abgesetzt. Dahinter sind gleich die Teiche und der Bach.“
    „Da sagst du was. Mausig hat unverzüglich das volle Programm angeleiert, inklusive Hundestaffel, Hubschrauber und Wärmebildkamera. Wollen wir hinfahren?“
    Kofi nickte. „Unbedingt.“ Er hoffte, dass der Junge bereits in eine Decke eingewickelt mit einem süßen Tee in der einen und einem Kuscheltier in der anderen Hand im Einsatzwagen saß.

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Montag, 31. Oktober 2011
gegen 8.00 Uhr

3
    Anna Blume hatte beschlossen, sich heute Morgen einmal verwöhnen zu lassen. Gestern Abend war sie erst spät nach Hause gekommen und todmüde ins Bett gefallen. Sie hatte ihre neuen Schnürstiefeletten getragen und nun Blasen an beiden Fersen. Sie wusste, dass es in ihrem Lieferwagen nach Brokkoli und Fisch riechen würde, wenn sie ihn jetzt aufschloss. Deshalb ging sie zu Fuß. Den Wagen konnte sie später holen. Sie zückte das Handy und wählte. „Hallo Paul, wie sieht es aus? Haben wir eine Verabredung zum Frühstück?“
    Paul jauchzte in den Hörer. „Viertel nach acht bei Schwager. Ich werde da sein.“
    Anna lächelte. Paul war ein lieber Kerl. Sie hatte Riesenglück, dass er einen Narren an ihr gefressen hatte. Es machte ihn glücklich, wenn die Menschen auf den Partys fröhlich und ausgelassen waren und Annas Speisen genossen.
    Er selbst probierte ausnahmslos alle Gerichte, die sie zubereitete, obwohl er weder Fisch noch Krustentiere mochte, und einen Salat würde er zu Hause wohl auch verschmähen.
    Anna wollte sich mit diesem gemeinsamen Frühstück bei ihm bedanken, wollte endlich einmal Zeit haben, sich mit ihm zu unterhalten. Wenn er in ihren Laden kam, gab es immer viel zu tun. Meistens war sie in Eile.
    Doch heute hatte sie Zeit, heute wollte sie Zeit haben. Heute vor einem Jahr hatte sie den Partyservice eröffnet, und genau genommen war Paul ihr Mitarbeiter, kein fest angestellter, aber ein zuverlässiger.
    Sie eilte über den Marktplatz und freute sich über die Sonne, die immer noch Wärme ausstrahlte, obwohl es fast November war.

    Paul
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