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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: S. C. Ransom
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Ich drückte das Taschentuch darauf, bis kein Blut mehr kam, dann angelte ich unter dem Tisch meine Chucks. Ich wollte sie gerade anziehen, als ich merkte, dass in einem der beiden etwas war, und so drehte ich ihn um. Eine kleine schwere weiße Kugel fiel auf den Teppich.
    Einen Augenblick lang guckte ich sie nur an, dann griff ich zögernd danach. Der Ball war in Papier gewickelt, das mit Klebeband befestigt war. Vorsichtig fasste ich das Band an einer Ecke, zog es ab, und das Papier löste sich. Während ich das verkrumpelte Blatt mit angehaltenem Atem umdrehte, kullerte der Golfball über meinen Tisch. Die Handschrift auf dem Zettel erkannte ich nicht, doch beim Lesen gefror mir das Blut in den Adern:
     
    Alex, ich kenne dein Geheimnis.
     
    Mit klopfendem Herzen schob ich das Papier unter mein Mathebuch, als ich Dad die Treppe raufkommen hörte. Ich hatte keine Ahnung, worum es eigentlich ging, doch ich war mir ganz sicher, dass ich meine Eltern da nicht mit reinziehen wollte.
     
    Der restliche Tag wurde nicht viel besser. Nachdem ich aufgeräumt und auf den Typ gewartet hatte, der das Fenster vernageln sollte, musste ich mich rasend beeilen, um den Schulbus nicht zu verpassen. Doch der kam zu spät, und so stand ich eine halbe Stunde herum, hörte dem dümmlichen Geschnatter der Kinder aus der Unterstufe zu und sehnte mich danach, endlich selbst mit dem Auto zur Schule fahren zu können. Doch das würde noch lange ein Traum bleiben, denn heute Nachmittag sollte ich auf das Polizeirevier kommen und mich zu einer ganzen Reihe von Fahrverstößen äußern, und ich war darauf gefasst, meine vorläufige Fahrerlaubnis zu verlieren.
    Da keine meiner Freundinnen mit im Bus gefahren war, nicht einmal meine beste Freundin Grace, musste ich alleine zum Oberstufentrakt gehen, als der Bus schließlich bei der Schule angekommen war. Als ich um die Ecke bog, wurde mir der Weg von einer vertrauten Gestalt versperrt. Ich lächelte, doch ihr Gesicht blieb wie versteinert. Ohne Vorwarnung schlug sie mir plötzlich ins Gesicht – so fest, dass mir der Kopf nach hinten flog und ein Stechen von der Backe bis zum Ohr zog.
    Ich bemühte mich, nicht zurückzutaumeln, als ich mich zu ihr drehte, während mir die Tränen in den Augen prickelten. Die hauchdünne freundschaftliche Fassade zwischen uns war verschwunden, und sie wirkte, als wäre sie drauf und dran, mich umzubringen. Leicht geduckt stand sie vor mir, bereit für den nächsten Schlag. Als das Pfeifen in meinem Ohr nachließ, wurde mir das Fehlen anderer Geräusche um uns herum bewusst. In dieser Ecke des Schulgeländes war momentan nicht viel los. Alle anderen waren schon im Gebäude, und für die jüngeren Mädchen war es noch nicht die Zeit, auf die Spielfelder zu kommen. Niemand war in der Nähe, der eingreifen konnte.
    Ich spürte, wie meine Wange langsam rot wurde. Dem Stechen folgte ein Brennen, und ich konnte spüren, wie die Striemen dort anschwollen, wo ihre langen Fingernägel über meine Haut gekratzt hatten.
    »Wofür in aller Welt sollte das denn sein?«, wollte ich wissen, wobei ich versuchte, meine Stimme nicht zittern zu lassen.
    »Spiel keins von deinen dummen Spielchen mit mir«, fauchte sie. »Ich hab gedacht, wir wären Freundinnen.«
    Ich hätte unsere Beziehung nicht unbedingt so beschrieben, doch das war nicht der Moment, um ihr zu widersprechen. »Das hab ich auch gedacht, aber Freundinnen laufen normalerweise nicht rum und schlagen aufeinander ein.« Ich kam einen Schritt weiter auf sie zu und rieb mir die schmerzende Backe. »Los, sag’s mir schon. Was soll ich getan haben?«
    »Na gut, wenn du unbedingt willst, dass ich dich mit der Nase drauf stoße. Ich will wissen, was du mit meinem Freund zu tun hast. Warum ist er so an dir interessiert? Du bist doch gar nicht so was Besonderes!«
    Ein kurzes Lachen rutschte mir raus, bevor ich es zurückhalten konnte. »Was? Ich mach doch gar nichts mit ihm, und ich hab keine Ahnung, wie du draufkommst.«
    »Das musst du wohl so sagen, was?«, stieß sie giftig hervor.
    »Wie meinst du das denn?«
    »Ihr zwei habt doch da irgend so ein kleines Geheimnis. Das weiß ich.«
    »Das ist totaler Blödsinn. Wie in aller Welt bist du denn auf die Idee gekommen?«
    »Warum hätte er wohl sonst einen ganzen Haufen Zeug über dich auf seinem Computer?« Sie klang jetzt richtig höhnisch.
    »Über mich? Was für Zeug?«
    »Ich weiß nicht. Jede Menge Dateien.«
    »Warum soll er Dateien über mich haben? Was steht denn
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