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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: S. C. Ransom
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drin?«
    »Das weiß ich noch nicht, aber sobald ich das Passwort geknackt hab, find ich es raus. Und bis dahin bleibst du auf Abstand von ihm, hast du mich verstanden? Rob gehört mir!«
    »Ashley, das weiß ich doch! Und schließlich bist du es doch, die mit ihm nach Cornwall fährt. Oder?« Ich blickte ihr fest in die Augen.
    »Wieso weißt du von Cornwall?« Ihre Stimme war nun leise und drohend geworden. Das hatte einen Nerv getroffen. Ich verfluchte mich insgeheim und suchte nach einer passenden Antwort.
    »Ach, du weißt schon, das Geschwätz im Aufenthaltsraum. Ein paar von den anderen waren ganz wild darauf, mir zu erzählen, was sie wussten.«
    Der Gedanke, dass einige unserer Freundinnen ihren Trip mit Rob als Beweis dafür sahen, dass sie mich in dem Wettkampf um Rob geschlagen hatte, gefiel ihr ganz offensichtlich. Den Ausdruck in ihren Augen kannte ich aus einem Gesicht, das ich zum Glück nie wieder erblicken würde. Ashley hatte denselben triumphierenden Blick wie Catherine vor Wochen, als sie mich in den Gärten von Kew völlig in ihrer Gewalt hatte. Die Erinnerung daran ließ mich frösteln. Ich trat einen Schritt zurück und wandte den Blick ab.
    Sie drehte sich um und marschierte weg, doch schon nach wenigen Schritten drehte sie sich um und schrie: »Du lässt die Finger von ihm! Ist das klar? Wenn du ihm auch nur einen Schritt zu nahe kommst, gibt es Ärger!«
    Ein paar Kinder, die gerade vorbeikamen, schauten mich neugierig an, doch ich behielt die davonstapfende Ashley fest im Blick. Gleichzeitig kämpfte ich immer noch mit den Tränen und einem wachsenden Gefühl der Empörung. Ich fragte mich kurz, ob sie vielleicht den Golfball geschmissen hatte, aber warum sollte sie mich dann noch schlagen? Zwei Feinde schon morgens vor neun Uhr! In plötzlicher Angst krampfte sich mein Magen zusammen, und einen Augenblick lang überlegte ich, nach Hause zu gehen und mich in mein Bett zu verkriechen. Der scharfe Schmerz in meiner Backe war nun in ein Pochen übergegangen, und mir war klar, dass ich die Backe unbedingt kühlen sollte. Stöhnend wurde mir bewusst, dass ich das möglichst schnell erledigen musste, denn mein Termin bei der Polizei war in wenigen Stunden, und ich wollte nicht so aussehen, als hätte ich mich geprügelt. Leise verfluchte ich Ashley und steuerte auf die nächste Toilette zu.
     
    Die Polizistin blickte mich über den Rand ihrer Brille an, schüttelte den Kopf ein bisschen und studierte dann wieder die Papiere.
    »Also, Alexandra, was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«, fragte sie schließlich.
    Ich schluckte schwer und wünschte mir, dass auch auf meiner Seite des Tischs ein Glas Wasser stünde. »Das tut mir alles wirklich so leid. Nur, ich kann mich einfach nicht mehr erinnern. Ich weiß nur, dass ich unbedingt ganz schnell zu meiner Freundin Grace kommen musste. Alles sonst ist gelöscht.«
    Ich schlug die Augen nieder und fingerte an meinem Armreif herum. Ich konnte ihrem Blick nicht standhalten, nicht, wenn ich dermaßen log. »Der Bericht vom Arzt – hilft der vielleicht?«, fügte ich lahm hinzu.
    Zum Glück sprang an dieser Stelle mein Vater ein. »Wir haben alle wichtigen medizinischen Berichte beigefügt. Sie müssten sie dahaben.«
    Die Polizistin blätterte nun in ihrem Ordner, schürzte die Lippen und fing an zu lesen. Es wurde unangenehm warm in diesem nichtssagenden Raum des Polizeireviers von Twickenham, das zugleich als ›Dienststelle für außergerichtlichen Ausgleich‹ diente. Die geöffneten Fenster trugen wenig dazu bei, die abgestandene Luft zu bewegen, da sie wegen des Sicherungsgitters nur einen Spaltbreit geöffnet werden konnten. Als sie die letzte Seite umblätterte, hatte ich große Mühe, nicht herumzuzappeln und weiter den Blick nach unten gerichtet zu halten.
    »Also das ist auf jeden Fall sehr seltsam«, meinte sie, klopfte mit einem langen und knochigen Finger auf den Ordner und nahm den medizinischen Bericht wieder auf.
    »Wir haben auch eine Empfehlung von Alex’ Schulleiterin vorgelegt«, fügte Dad hinzu und zeigte auf einen Brief, den man gerade noch ein bisschen am Ende des Ordners sehen konnte. »Wie Sie daraus entnehmen können, hielt Miss Harvey es für angebracht, Alex wegen dieses Vorfalls die Privilegien einer Vertrauensschülerin zu entziehen.«
    Ich glaube, ich war in der gesamten Geschichte der Schule die kürzeste Zeit Vertrauensschülerin gewesen. Sie hatten meinen Namen auf die Liste für das kommende Jahr
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