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Nur du weckst diese Sehnsucht

Nur du weckst diese Sehnsucht

Titel: Nur du weckst diese Sehnsucht
Autoren: Aimee Carson
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widerwillig war er nach Miami zurückgekommen und hatte ganz sicher nicht vor, seine Karriere aufzugeben. Schon gar nicht für eine Stadt, in der er offensichtlich immer noch einen schlechten Ruf genoss. Andererseits hatte er die Zeit mit Brian sehr genossen, ganz zu schweigen von den Nächten mit Kate …
    Natürlich führten sie keine Beziehung. Sie holten lediglich die leidenschaftlichen Stunden nach, die sie in all den Jahren verpasst hatten. Und offiziell waren sie gute Freunde, nichts weiter.
    „Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Brian. Aber so ein fester Wohnort ist nichts für mich. Du weißt doch: Ein Anruf, und ich jette los. Der Job führt mich ständig um die halbe Welt.“
    Brian zuckte die Schultern. „Das müsste er ja nicht.“
    Auch wenn Memphis es nicht zugeben wollte, hatte die Aussicht durchaus ihren Reiz. Doch vorläufig schob er den Gedanken beiseite und ging an der Wand mit den Fotos entlang, bis er vor dem Bild von Brian und sich selbst stehen blieb. Sie trugen beide Motorradkombis, völlig verdreckt von ihrem Motocross-Rennen auf einem brach liegenden Grundstück neben der Schule. Längst war dort eine Shoppingmall errichtet worden.
    Ein Gefühl der Nostalgie überkam Memphis – damals schien alles so viel einfacher gewesen zu sein.
    Und so viel klarer.
    „Mann“, sagte Brian und starrte auf das Foto, „ich wäre damals durchgedreht, wenn es dich nicht gegeben hätte.“
    „Bei dem, was du immer aus der Schule erzählt hast, wundert es mich, dass du heute Abend überhaupt hier bist …“
    Brian machte einige humpelnde Schritte auf das Bild zu, um es näher zu betrachten. Jede einzelne Bewegung versetzte Memphis einen Stich.
    „Menschen werden erwachsen, verändern sich“, entgegnete Brian. „Apropos Veränderung: Kann ich dich wirklich nicht überzeugen, für uns zu arbeiten? Die aktuelle Staffel der Serie ist echt vielversprechend. Wir könnten dich gut brauchen.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Und es wäre fast wie in alten Zeiten.“
    Der Satz traf Memphis endgültig wie ein Faustschlag in den Magen. Auch er hätte die alten Zeiten gerne wiederbelebt. Aber es war zu viel passiert. Seit jenem verfluchten Sprung, der alles verändert hatte. Für immer.
    „Ich hätte den Sprung damals verhindern müssen“, brachte Memphis mühsam hervor.
    Brian lachte auf. „Welchen von den unzähligen?“
    „Den, bei dem ich dich gebeten habe mitzumachen. Und der dich ins Krankenhaus gebracht hat.“
    Langsam drehte Brian sich zu Memphis um und lehnte sich an die Wand. Einige Augenblicke sah er Memphis nur stumm an, als müsste er das ernste Thema erst richtig erfassen.
    „Der Wind war zu stark“, fuhr Memphis fort. Und prompt durchlebte er wieder die schrecklichen Sekunden, in denen Brian zu dicht an das eingerüstete Gebäude gegenüber getrieben wurde, sein Schirm am Gerüst hängen blieb und sein Körper mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert wurde. Und wie er anschließend dahing, schlaff und scheinbar leblos.
    Fast wurde Memphis übel bei den Bildern, doch er zwang sich weiterzusprechen: „Ich wusste, dass die Windgeschwindigkeit zu hoch war. Ich hätte alles abbrechen müssen.“ Natürlich war er an jenem Tag so gut wie unfähig zu denken gewesen, aber das entschuldigte nichts. Das war nur ein weiteres Versagen, mit dem er leben musste.
    Verständnislos zog Brian die Brauen zusammen. „Ach was! Ich hatte doch genauso lange Erfahrung beim Basejumping wie du. Es war meine Idee, damit anzufangen, weißt du nicht mehr?“
    „Aber ich hatte mehr Sprünge hinter mir.“
    „Ja, und? Komm schon, was soll dieses Ach-hätte-ich-doch-bloß plötzlich? Es war mein Leben, Memphis, und meine Entscheidung. Du warst nie verantwortlich für mich, und schon gar nicht für meine eigenen Fehler.“
    Memphis wollte widersprechen, aber Brian schnitt ihm das Wort ab. „Vergiss es, was auch immer du sagen willst. Du bist nicht schuld. Und jetzt hör auf damit, sonst werde ich sauer.“
    Wider Willen musste Memphis über die unerwartete Reaktion seines Freunds lachen.
    „Das ist schon besser“, sagte Brian. „Ist die Sache damit geklärt?“
    Die jahrelangen Schuldgefühle waren nicht so leicht von jetzt auf gleich abzuschütteln, aber mit Brian darüber zu reden, machte sie zumindest leichter. Memphis atmete auf. „Ja.“
    „Können wir dann zusammenarbeiten oder steht dem noch mehr im Wege?“
    Bevor Memphis antworten konnte, erhob sich im großen Saal ein Rumoren
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