Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur du weckst diese Sehnsucht

Nur du weckst diese Sehnsucht

Titel: Nur du weckst diese Sehnsucht
Autoren: Aimee Carson
Vom Netzwerk:
als Teenager abgrundtief gehasst hatte – und er später zum größten Fehler ihres Lebens geworden war. Voll bebender Unruhe starrte sie hinauf zu dem Fenster hoch über ihr.
    Warum umarmte einen eigentlich niemand zum Trost, wenn man es wirklich brauchte?
    Es rauschte und knackte in den Walkie-Talkies der Filmcrew. Unwillkürlich hielt Kate den Atem an. Eine Sekunde später gab es eine laute Explosion, und das Fenster zerbarst. Ein Körper wurde in einer Wolke aus Glassplittern aus dem Gebäude geschleudert, beschrieb einen geschwungenen Abwärtsbogen und sauste dann im freien Fall auf das tödlich harte Pflaster zu.
    Kates Mund war wie ausgedörrt, ihr Herzschlag schien auszusetzen. Eine grauenvoll lange Ewigkeit stürzte der Mann durch die Luft, vorbei an zweiundzwanzig Fensterreihen. Erst im allerletzten Moment wurde sein Fall ruckend gebremst, nur Zentimeter über der nach oben zeigenden Kamera.
    Um sie herum erhob sich begeisterter Applaus. Kate spürte einen leichten Schwindel, dann setzte ihr Herzschlag wieder ein, schneller und heftiger als zuvor. Wild kribbelte ihre Haut von den Nachwirkungen eines heißen Adrenalinstoßes, als stünde ihr ganzes Nervensystem in Flammen. Sie ließ die Absperrung los und rieb sich die feuchten Hände, während sie ungläubig zusah, wie Memphis ruhig und gelassen das Gurtgeschirr vom Fallseil löste.
    Wie konnte das sein? Er war im freien Fall aus großer Höhe zur Erde gestürzt, aber sie war es, die dabei um fünf Jahre gealtert war!
    Seit dem Tag, an dem ihr Zwillingsbruder sich mit dem damals dreizehnjährigen Satansbraten angefreundet hatte, hatte ihr Herz wegen Memphis unendlich oft ausgesetzt, gehämmert oder beides. Sollte sie eines Tages einen Herzinfarkt erleiden, wäre es zu neunundneunzig Prozent seine Schuld.
    Doch sie wischte ihre Vorbehalte rasch beiseite, als sie sah, wie er den Drehort verlassen wollte. Ohne weiter nachzudenken, ging sie um die Absperrung und bewegte sich entschlossen in Richtung Adoniskörper in Bluejeans, der sich bereits von ihr entfernte. Sein knackiger Hintern und die durchtrainierten Beine brachten mühsam verdrängte Erinnerungen zurück.
    Zu ihrer Linken schrie ein Mann des Sicherheitsdienstes etwas, doch sie ignorierte seine Aufforderung und rief ihrerseits: „Memphis!“
    Entweder hörte er sie nicht, oder er ignorierte sie. Mehrere Leute des Sicherheitspersonals und der Filmcrew bewegten sich nun auf sie zu. Ihr blieb nicht viel Zeit. Sie beschleunigte ihre Schritte, rannte fast, während das luftige Trägerkleid ihre Beine umflatterte und die hochhackigen Sandaletten sie schmerzhaft daran erinnerten, dass sie nicht für sportliche Betätigung gedacht waren.
    „Memphis, warte!“
    Endlich blieb er stehen und drehte sich um. Sie sah, dass er sie erkannte. Für einen Augenblick war sein Gesicht wie versteinert. Sie erstarrte in der Bewegung, kaum mehr als drei Meter von dem Mann entfernt, der sie mit seinen warmen braunen Augen immer noch verzauberte …
    Wie in einer Filmrückblende wurde sie um fünf Jahre zu dem Tag zurückversetzt, an dem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Außer sich vor Wut hatte sie ihn angeschrien, er solle das Krankenhauszimmer ihres Bruders verlassen. Sorge um Brian hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen. Und Verwirrung, die eine höchst unvernünftige, aber dafür umso leidenschaftlichere Liebesnacht mit Memphis in ihr zurückgelassen hatte. Wie leider nicht anders zu erwarten, war auf den Höhenflug der unvermeidliche Absturz gefolgt.
    Vom schwindelerregenden, sonnenüberfluteten Gipfel hinab ins tiefe, dunkle Tal.
    Ekstase und Depression.
    Memphis war gefährlich, bei ihm gerieten ihre Gefühle stets in Aufruhr – diese Einsicht durfte sie auf keinen Fall vergessen. Doch im Augenblick war sie zu sehr damit beschäftigt, Memphis’ Anblick zu genießen: rebellisches hellbraunes Haar, Augen so braun wie Karamell, das auf der Zunge schmilzt, und umgeben von dichten Wimpern, eine markante Kieferpartie bedeckt mit dunklen Bartstoppeln. Sein Gang, seine Art zu sprechen, seine selbstsichere Männlichkeit, sein Sex-Appeal – all das hatte sie als Teenager erst eingeschüchtert und dann später als junge Frau erregt.
    Für einen Moment fragte sie sich, ob ihre Idee wirklich so klug sei. Vielleicht war es doch besser, allein zu den Veranstaltungen zu gehen und sich dem Spott der Öffentlichkeit zu stellen.
    Ein Securitymann griff sie am Arm und schnauzte sie an: „Sie haben hier nichts verloren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher