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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal
Autoren: Ewa Aukett
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musterte er sie aus dunklen Augen. Das war der Augenblick, in dem er meinte, wenn sie schon solche Intimitäten teilten, dann sollten sie auf weitere Förmlichkeiten verzichten und zum Du übergehen. Cady stimmte kichernd zu und selbst um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. Vermutlich war er doch nicht so spröde, wie es auf den ersten Blick schien.
    Sein ungeniertes Angebot ihr auch noch beim Umziehen behilflich zu sein, lehnte sie mit einem Lachen ab. Nein, angesichts ihrer eigenen Verfassung hielt sie das für keine gute Idee. Sie war hier zum Arbeiten, nicht zu ihrem Vergnügen. Allerdings war ihr das zwanglose Geplänkel lieber, als seine Leidensbittermiene.
    Bekleidet mit Bermudas und einem T-Shirt war sie in den Wohnraum zurückgekehrt. Zu ihrer Überraschung hatte er zwei Decken auf dem Boden ausgebreitet und die Plätze in diesem Moment den Hunden angeboten, die danebenstanden und ihn bei seinem Tun interessiert beobachteten.
    Cady hatte so getan, als wäre es das Normalste von der Welt.
    Sie startete ihren Laptop, zog die bereits daheim ausgedruckten Manuskriptseiten aus ihrer Tasche und reichte Aléjandro schließlich einen Teil davon, als er zu ihr trat. Je schneller sie mit der Arbeit begannen, desto rascher würde sie selbst ihre Scheu verlieren.
    In den nächsten Stunden befassten sie sich nur noch mit dem halbfertigen Drehbuch, das Cady begonnen hatte. So überheblich und uncharmant Aléjandro auch sein mochte, was die Arbeit betraf, kannte er sich aus. Er machte Vorschläge, gab Hinweise auf Verbesserungen und sie änderten einzelne Textpassagen. Es war ihr nicht schwergefallen, die Dialoge gemeinsam mit ihm anzupassen und sich von ihm bezüglich Mimik und Gestik anleiten zu lassen.
    Tatsächlich musste sie zugeben, dass sie zunehmend Spaß daran fand. Sie hielt sich nach wie vor nicht für sonderlich talentiert, was die Schauspielerei betraf, aber Aléjandro vermittelte ihr neben der nötigen Ernsthaftigkeit für die Rolle auch die Freude, die es ihm bereitete.
    Lediglich ihr Rücken schränkte sie weiterhin massiv ein. Eigentlich wollte sie keinen Arzt konsultieren, doch angesichts der Tatsache, dass der Schmerz kaum weniger wurde, erschien ihr die Aussicht auf ein Analgetikum mittlerweile durchaus verlockend.
    Während Aléjandro leise in sein Handy sprach, sah Cady zu den Hunden hinüber. Ihr Gastgeber hielt sich erstaunlich tapfer, obwohl sie ihm anmerkte, dass er sich mit Tieren nicht auskannte. Tatsächlich hatte er sich sogar dazu herabgelassen, ihnen kurz die Köpfe zu kraulen, als sie seiner Bitte, sich hinzulegen so widerspruchslos nachgaben.
    Cady warf ihm einen verstohlenen Seitenblick zu.
    Sie schätzte ihn auf gut einen Meter neunzig. Er war breitschultrig und durchtrainiert. Die Muskeln zeichneten sich deutlich unter dem schwarzen T-Shirt ab, das er trug. Der Sportler war ihm anzusehen.
    Ein sehr attraktiver Mann, wie sie zugeben musste. Das rabenschwarze Haar besaß einen modischen Schnitt und die ebenso dunklen Augen machten sie immer dann nervös, wenn er sie besonders lang und intensiv musterte.
    Er war dem optischen Bild, das sie von Domènico gezeichnet und in ihrem Kopf gesehen hatte, extrem ähnlich.
    Sogar die eher barsche Seite, die er ihr gegenüber offenbar gern an den Tag legte, fühlte sich seltsam vertraut an. Cady lächelte. Kein Wunder, dass jeder der ihr Buch las und ihn kannte, augenblicklich mit Vergleichen begann.
     
    „Dr. Germaine ist in einer halben Stunde hier“, bemerkte Aléjandro. Mit dem Skript in der Hand stand sie mitten im Zimmer und lächelte vor sich hin. Irritiert betrachtete er sie. Cady stutzte, schien wie aus weiter Ferne wieder in die Realität zurückzufinden und schüttelte den Kopf.
    „Okay danke.“
    „Geht es dir gut?“, wollte er wissen. Sie verzog das Gesicht.
    „Ja, sicher.“
    Er starrte sie einen Augenblick an, ehe er sich abwandte.
    „Mir knurrt der Magen, ich lass uns etwas zu essen kommen. Worauf hast du Lust?“
    „Wer den kürzesten Weg hat“, gab sie zurück.
    Er grinste sie über die Schulter hinweg an. Offenbar war er nicht der Einzige, der hungrig war. Sein Blick glitt über ihre nackten Arme und Beine. Auf Essen hätte er durchaus noch ein wenig verzichtet, wenn sie seinen fragenden Blicken nicht immer ausgewichen wäre.
    Doch die junge Frau, die sich hinter dem Pseudonym der geheimnisvollen Angelique verbarg, war wesentlich zurückhaltender, als er nach der Lektüre ihres Buches erwartet hatte. Er würde sich
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