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Nur die Küsse zählen

Nur die Küsse zählen

Titel: Nur die Küsse zählen
Autoren: Susan Mallery
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kannte. Die Wolken würden westlich an ihm vorbeiziehen. Und wenn er das nächste Mal startete, wäre die Sturmfront schon lange fort.
    Trotz des stetigen Dröhnens des Motors herrschte im Flugzeug relative Stille. Ein Gefühl des Friedens. Niemand saß neben ihm. Niemand wartete nach der Landung auf ihn. Er konnte tun, was er wollte und wann er es wollte. Endlich hatte er die Freiheit, nach der er sich in den letzten acht Jahren so gesehnt hatte.
    Als er sich dem Flughafen von South Salmon näherte, kündigte er sein Kommen an und machte sich zur Landung bereit. Die Reifen berührten die Landebahn, und Finn lenkte das Flugzeug zu den Hangars, die ihm und Bill gehörten. Sein Partner wartete am Hauptgebäude auf ihn.
    Bill war ein großer, dünner Mann Anfang vierzig. Sein Vater und Finns Vater hatten zusammengearbeitet. Sie beide verband eine lange Geschichte.
    „Wie ist es gelaufen?“, fragte Bill. „Du bist ganz schön viele Stunden geflogen.“
    Finn reichte ihm das Klemmbrett mit den unterschriebenen Lieferscheinen und das Logbuch des Flugzeugs. „Ich lege mich jetzt ein Weilchen hin. Bin gegen vier Uhr zurück.“
    Er meinte vier Uhr morgens. Im Sommer fing die Schicht früh an. Denn sie wollten das Tageslicht so gut nutzen wie möglich. Es war wesentlich einfacher zu fliegen, wenn man alles sehen konnte.
    Bill nahm das Klemmbrett entgegen. „Hast du dich schon wieder eingelebt?“
    „Sicher. Wieso fragst du?“
    Sein Partner zuckte die Schultern. „Du bist so anders. Ich weiß nicht, ob du etwas oder jemanden vermisst oder ob es bloß daran liegt, dass deine Brüder fort sind. Wir haben ziemlich viele Neukunden, Finn. Ein paar Verträge sind schon geschlossen, andere stehen kurz davor. Ich habe sie dir zusammengestellt, damit du mal einen Blick darauf wirfst. Die Sache ist die: Wenn du nicht hierbleibst, muss ich neue Piloten anheuern, vielleicht sogar meinen Cousin mit in die Firma aufnehmen.“
    Bill schaute ihn ernst an. „Willst du, dass ich dir deinen Anteil abkaufe? Das kann ich. Meine Schwiegereltern haben angeboten, mir das Geld zu leihen. Ich könnte ungefähr die Hälfte in bar und den Rest per Darlehen zahlen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du hier weitermachen willst, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, es mir zu sagen.“
    Die Firma verkaufen. Finn konnte nicht behaupten, nicht schon darüber nachgedacht zu haben. Vor drei Monaten hätte er geschworen, in South Salmon alles zu haben, was er sich wünschte. Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Seine Brüder waren fort und schauten nicht zurück. Es war ihnen erstaunlich leichtgefallen, woanders ein neues Leben aufzubauen. Er selbst hatte auch neue Ideen, was er mit seinem Leben anfangen könnte. Charterflüge anbieten, Kindern das Fliegen beibringen.
    Und dann war da noch Dakota. Sie fehlte ihm. So wenig ihmdas gefiel, so verärgert er war. Und sosehr er sich fragte, ob sie ihn hereingelegt hatte – tief in sich wusste er, dass es nicht der Fall war –, wollte er nichts mehr, als bei ihr zu sein. Er wollte sie sehen, sie in den Armen halten und mit ihr lachen. Er wollte zusehen, wie Hannah vom Baby zum Kleinkind heranwuchs und dann zu einem kleinen Mädchen mit großen Augen und einem strahlenden Lächeln wurde.
    Was das Baby anging … So weit war er noch nicht. Der Gedanke allein überwältigte ihn. Er hatte nie darüber nachgedacht, Kinder zu bekommen. Von dem Tag, an dem seine Eltern gestorben waren, hatte er sich gesagt, dass er alles nachholen würde, sobald seine Brüder alt genug sein und auf eigenen Beinen stehen würden. Er würde hingehen, wohin er wollte, tun, was immer er wollte. Er wäre frei. Er wollte nie wieder irgendetwas müssen.
    Sosehr er seine Brüder auch liebte, es hatte Tage gegeben, an denen er es gehasst hatte, sich um alles kümmern zu müssen. In einem Alter, in dem die meisten seiner Freunde mit jedem Mädchen ins Bett gegangen waren, das ihnen über den Weg gelaufen war, und gefeiert hatten, hatte er Hausaufgaben überprüft, die Wäsche gemacht und gelernt, eine anständige Mahlzeit zu kochen. Er hatte seine Zeit zwischen Arbeit und Elternsein aufgeteilt. Er hatte Vater und Mutter sein müssen und jeden Tag gefürchtet, es zu vermasseln.
    „Finn?“
    Finn sah seinen Partner an. „Tut mir leid.“
    „Du warst ganz woanders.“
    „In der Vergangenheit.“
    „Was die Firma angeht“, sagte Bill. „Kannst du mir da bis Ende der Woche Bescheid geben?“
    „Bis Freitag“, versprach
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