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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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mein Mädchen, und darauf bin ich stolz.« Und dann hatte er ihr tief in die Augen geschaut und ihr so sanft und vorsichtig die Wange gestreichelt, als könnte sie bei der geringsten Berührung zerbrechen. Elise wünschte, sie hätte auch einen solchen Freund. Ihn.
    »Was heißt, ich scheiß drauf?«
    Jennifer leerte ihr Glas in einem Zug, und Elise ertappte sich dabei, dass sie es ihr nachmachte.
    »Ach, ich weiß nicht.«
    »Seid ihr nicht mehr zusammen?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Doch, aber er ist so verdammt … ach, scheißegal. Willst du noch einen?«
    »Ja. Und besorg mir auch ne Fluppe.«
    Jennifer stand auf und arbeitete sich zwischen Stühlen, Beinen und schwankenden Oberkörpern hindurch zum Tisch vor. Dagge streckte beide Arme aus, packte sie fest an den Hüften und zog sie neckisch auf seinen Schoß, doch sie schnellte sofort wieder hoch, schnappte sich eine Flasche und eine Packung Zigaretten, um sich schließlich wieder zurück zu ihrem Platz am Küchenschrank zu malen.
    »Na hör mal, junges Frollein, was ist denn das für eine Art?«, rief Dagge ihr mit lauter, heiserer Stimme hinterher. »Du stibitzt meinen Wein, und ich werde dafür nicht mal ein bisschen gedrückt?«
    Dagge war ein blonder, rotwangiger Typ mit kleinen, blutunterlaufenen Augen und großen Ohren, aus denen Haare herauswucherten. Bemerkenswerterweise trug er ein ziemlich modisches, kariertes Hemd, doch seine Jeans waren voller Farbflecken und rochen bis zu Elises Sitzplatz hinüber nach altem, erstarrtem Dreck.
    »Vielleicht lässt sich da was machen, wenn du ein bisschen nett bist«, antwortete Jennifer kühl, während sie ihr Glas und das ihrer Schwester mit lauem Weißwein füllte.
    Elise ließ allein schon der Gedanke schaudern, diese Jeans berühren zu müssen.
    »Wenn überhaupt, müsstet ihr ein bisschen nett zu mir sein. Das ist nämlich mein Wein«, krakeelte ihre Mutter.
    Oberpeinlich wie immer. Sie war leichter zu ertragen, wenn sie in ihrer schweigsamen, deprimierten Stimmung war. Heute Abend war sie aufgedreht und redselig. Verlangte Respekt und Aufmerksamkeit. Elise mochte sie weder sehen noch hören und versuchte, sie auszublenden.
    »Ja, ja, aber du schuldest mir auch noch was«, fuhr Dagge unbeirrt fort. Das Gespräch wandte sich den Themen Schulden und anderen Ungerechtigkeiten zu, und plötzlich wusste jeder am Tisch etwas dazu beizutragen.
    Jennifer bot Elise eine Zigarette an, nahm sich selbst eine und steckte sich die Zigarettenschachtel, die bislang noch niemand vermisste, in den Ausschnitt. Elise zündete sich die neue Zigarette an der alten an, die sie dann an Jennifer weiterreichte.
    »Gehst du etwa noch aus?«, fragte Jennifer.
    Elise trank ein halbes Glas des schalen Weißweins in einem Zug und verzog angeekelt das Gesicht.
    »Ja, auf jeden Fall«, antwortete sie. »Ich bin mit Nina verabredet. Kannst du mir vielleicht Geld leihen?«
    »Wo zum Teufel soll ich denn Geld herhaben? Frag doch einfach die Typen da. Heute scheinen sie ja flüssig zu sein.«
    Sie wedelte mit einer Hand zum Tisch hinüber, schüttete den Rest des sauren Weins in sich hinein und machte Anstalten aufzubrechen. Elise spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Der Alkohol verbesserte ihre Laune. Machte sie mutig.
    »Warte mal, Jennifer!«
    »Ja?«
    »Du, kann ich mir vielleicht deine Jacke ausleihen?«
    »Welche verdammte Jacke?«
    »Die Lederjacke. Von Gina Tricot.«
    »Und was soll ich dann anziehen?«, nölte Jennifer.
    »Du hast doch genug andere Sachen. Bitte. Nur für heute Abend.«
    Vielleicht hatte sich Jennifer von der guten Stimmung anstecken lassen. Jedenfalls gab sie nach.
    »Okay. Aber morgen brauch ich sie zurück.«
    »Versprochen. Supernett von dir.«
    »Sie hängt in der Diele. Ich mach mich jetzt vom Acker«, sagte Jennifer.
    Elise blieb noch eine Weile auf dem Fußboden sitzen und rauchte weiter, bis sie sich an der Glut die Fingerspitzen verbrannte. Dann trank sie ihr Glas aus, ließ die Kippe hineinfallen und hörte, wie es zischte. Sie ging zum Tisch und spürte, wie sie leicht schwankte.
    »Kann mir einer von euch ein paar Hunderter leihen?«, fragte sie forsch, aber niemand ging darauf ein.
    »Was heißt schon leihen? Das Geld sieht man doch nie wieder«, jammerte ihre Mutter.
    »Verdammt, so dick hab ich’s nun auch wieder nicht«, brummelte Gordon.
    »Genau, und wenn ich so viel hätte, würde ich es bestimmt nicht dir geben!«, krakeelte Peo.
    Monkan schüttelte lediglich den Kopf, und sie
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