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Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel
Autoren: David Mack
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Tisch gestützt, den äußeren Arm angewinkelt, um nicht zur Seite sehen und versehentlich Blickkontakt herstellen zu können – war beabsichtigt. Aus Gründen, die er selbst nicht begriff, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, den sozialen Treffpunkt der Raumstation Deep Space 9 aufzusuchen, wann immer er seine Ruhe wollte.
    Miles O’Brien hatte DS9 schon Jahre zuvor zusammen mit seiner Familie verlassen, um nach dem Ende des Dominion-Krieges beim Wiederaufbau von Cardassia Prime zu helfen. Ausgerechnet Garak war als Botschafter Cardassias zur Föderation entsandt worden. Benjamin Sisko hatte sich nach seinem kurzen Abstecher zu den Propheten – den Wesen, die in nichtlinearer Zeit leben und das bajoranische Wurmloch zum Gamma-Quadranten erschaffen hatten, in dem sie nun lebten – auf Bajor angesiedelt und war nie in den aktiven Dienst auf der Station zurückgekehrt. Odos Rückkehr von seiner Pilgerreise zu den Gründern auf einer entlegenen Welt im Gamma-Quadranten stand auch noch aus, ebenso war der Jem’Hadar-Beobachter Taran’atar nie wieder aufgetaucht. Dieser war nach seinem Angriff auf Captain Kira und Ro Laren, die dabei fast ums Leben gekommen wären, von der Sternenflotte zur Persona non grata erklärt worden und danach selbst von seinem eigenen Volk verstoßen worden.
    Es war schon über eineinhalb Jahre her, dass Ezri Dax als zweiter Offizier auf die
U.S.S. Aventine
versetzt worden war, nur um dort durch eine Schlachtfeldbeförderung zum kommandierenden Offizier aufzusteigen. Ihr Captain und der Erste Offizier hatten bei einem der ersten Kämpfe während der Borg-Invasion das Leben verloren. Um die Lücken in ihrer Mannschaft zu stopfen, hatte sie einige der besten jungen Offiziere von Deep Space 9 rekrutiert: Commander Sam Bowers, Ingenieurin Mikaela Leishman und Dr. Simon Tarses, der sich unter Bashirs Obhut als Arzt ausgezeichnet hatte.
    Eine durchdringende, nasale Stimme aus der unteren Ebene der Bar durchbrach das Stimmengewirr, das den überfüllten Raum um ihn herum beherrschte, und riss Bashir aus seinen wehmütigen Gedanken. »Doktor! Noch einen
Raktajino

    »Nein, danke, Quark«, rief Bashir zurück und sah den Ferengi-Barkeeper kopfschüttelnd an. Quark war jetzt außerdem der Botschafter seines Volkes auf Bajor, nachdem diese Welt jüngst in die Vereinigte Föderation der Planeten aufgenommen worden war.
    Quark nickte Bashir zu, machte sich daran, den Tresen zu putzen, und murmelte: »Schon okay. Es ist ja nicht so, als könnten an diesem Tisch auch
zahlende
Gäste sitzen.«
    Ein gewöhnlicher Mensch hätte Quarks sarkastisches Gemurmel auf diese Entfernung nicht gehört, aber Bashir war weit davon entfernt, gewöhnlich zu sein. Da er mit mehreren Entwicklungsverzögerungen geboren worden und im Alter von sechs Jahren deutlich hinter Gleichaltrigen zurückgeblieben war, hatten ihn seine Eltern – obwohl es in der Föderation verboten war – zu einer Klinik auf einer fremden Welt gebracht, um seine genetische Struktur verändern und verbessern zu lassen. Im Verlauf von zwei Monaten wurde der junge Julian in einen besseren Menschen verwandelt, der klüger, stärker und geschickter war und mit schärferen Sinnen, schnelleren Reflexen und einer größeren Ausdauer gesegnet, als die meisten Menschen je besitzen würden.
    Sie haben mir alles gegeben, nur nicht die Fähigkeit, glücklich zu sein
, dachte Bashir betrübt. Er überlegte, noch einen
Raktajino
zu bestellen, nur um Quark in Anspruch zu nehmen, doch dann wurde ihm bewusst, wie spät es war und dass die Stunde am Tag, in der er die Krankenstation verlassen konnte, so gut wie vorbei war. Er ließ den Rest seines klingonischen koffeinierten Getränks auf dem Tisch stehen und verließ das Restaurant durch einen Ausgang auf der obersten Ebene, um dann zur nächsten Treppe zu gehen.
    Auf dem Promenadendeck war mehr los als sonst und er kam langsamer voran, was zweifellos am bevorstehenden religiösen Fest der Bajoraner lag, das in letzter Zeit immer mehr Touristen anzog.
    Als ich vor dreizehn Jahren hergekommen bin, kannte der Großteil der Föderation Bajor nicht mal, und heute macht man hier Urlaub
. Bei diesem Gedanken blieb Bashir abrupt mitten auf der Treppe zur Hauptebene der Promenade stehen.
Bin ich wirklich schon
dreizehn
Jahre hier?
    Er ging weiter die Treppe hinunter und betrachtete im Vorbeigehen sein Spiegelbild in einem der Ladenfenster. Sein Haar wurde langsam dünner und bekam erste graue Strähnen, ebenso wie der
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