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Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)

Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)

Titel: Null & Nichtig (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte (Teil 2)) (German Edition)
Autoren: Renee R. Picard
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schon wieder an Sex denken?«
    Ich kicherte. »Das ist eigentlich mein Satz. Aber wenn du dich noch einen Moment ausruhen willst, darf ich dir erst mal eine Frage stellen? Etwas Persönliches?«
    Ich spürte, wie er sich hinter mir verkrampfte und bemühte mich, ihn zu beruhigen. »Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst. Ich weiß, dass du nicht gern über Privates sprichst, jedenfalls nicht mit mir.«
    Er lag wie erstarrt hinter mir im Bett und sagte nichts.
    »Daniel, ich möchte nicht gleich deine intimsten Geheimnisse kennenlernen, aber vielleicht ein paar Kleinigkeiten, deine Lieblingsfarbe oder wo du kochen gelernt hast oder so etwas. Dann haben wir wenigsten auch mal ein anderes Gesprächsthema, als immer nur über Sex zu reden.«
    Er holte tief Luft bevor er antwortete. »Also gut, ein paar Fragen sind schon in Ordnung, aber treib es nicht zu weit.«
    Ich antwortete ihm lächelnd: »Ich habe dir eben vertraut, nun musst du mir auch ein wenig Vertrauen entgegenbringen. Also sag schon, woher kannst du so gut kochen?«
    Ich rollte mich erwartungsvoll im Bett herum, sodass ich ihn ansehen konnte. Er schien mit sich selbst zu ringen, ich verstand nicht ganz, was so brisant an meiner unschuldigen Frage sein sollte. Trotzdem wartete ich geduldig, bis er schließlich leise zu erzählen begann.
    »Als ich fünf Jahre alt war, ist mein Vater plötzlich verschwunden. Von einem Tag auf den anderen stand meine Mutter mit zwei kleinen Kindern alleine da. Ohne Job und ohne eine Idee, was meinem Vater zugestoßen sein könnte. Sie hat dann einen Job als Kellnerin angenommen. Meine Schwester und ich mussten für uns allein sorgen, weil meine Mutter den ganzen Tag lang nicht zu Hause war. Später ist sie dann auch nachts weggeblieben. Suzanna war drei Jahre älter als ich und hat mir alles beigebracht. Von ihr habe ich gelernt, für mich selbst zu sorgen.«
    Dann schwieg er wieder und starrte vor sich hin. Er schien tief in Gedanken versunken und ich versuchte mir vorzustellen, wie Daniel mit fünf Jahren ausgesehen haben mochte und welchen Schock der Verlust seines Vaters für ihn bedeutet haben musste.
    »Du und Suzanna, ihr standet euch sehr nahe?«, fragte ich behutsam.
    Er nickte nur, sah mich dabei aber nicht an.
    »Habt ihr heute noch Kontakt miteinander?«, forschte ich weiter.
    Er schüttelte den Kopf und drehte sich abrupt von mir weg.
    »Entschuldige bitte. Ich wollte dich nicht aufregen. Vergiss es einfach.«
    Was um alles in der Welt hatte ich nun schon wieder falsch gemacht? Wie konnte meine einfach Frage eine solche Reaktion bei ihm auslösen? Ich beschloss, in Zukunft lieber den Mund zu halten, bei allem, was seine Familie betraf. So gleichgültig und abweisend er auch immer tat, dieses Thema rief bei Daniel regelmäßig unvorhersehbare, heftige Reaktionen hervor. Ich wünschte nur, ich würde ihn besser verstehen.
    Nach einer Weile schien er sich wieder gefasst zu haben, doch als ich sein Gesicht sah, wurde mir klar, dass ich in ihm einen wunden Punkt mit meiner Frage getroffen haben musste. Sollte ich weiterfragen oder lieber schweigen? Alles vergessen und so tun, als nähme ich seinen gequälten Blick nicht wahr?
    »Sag mir, welches deine Lieblingsfarbe ist?«, überraschte er mich plötzlich. Was war das denn für eine Kehrtwendung?
    Doch er blickte mich erwartungsvoll an, darum antwortete ich ihm schließlich. »Meine Lieblingsfarbe ist orange, weil orange für mich Wärme ist, Sonne, Sommer und Lebensfreude. Wenn ich könnte, würde ich immer nur dort leben, wo es warm und sonnig ist. Orange eben.«
    Eine Weile sagte Daniel nichts, dann meinte er ruhig: »Meine Lieblingsfarbe ist blau.«
    »Was für ein Blau? Himmelsblau, nachtblau, azurblau?«, fragte ich neugierig. Aus irgend einem Grund war ich fasziniert von seiner Ernsthaftigkeit.
    »Als ich klein war, habe ich oft mit Suzanna im Gras gelegen und zum Himmel hinaufgeschaut. Wir haben abends so lange gewartet, bis die Sterne zu sehen waren. Unsere Mutter war wütend, weil wir so spät noch draußen herumliefen und hat immer verlangt, dass wir zurück sind, bevor es dunkel ist. Darum haben wir meist so lange gewartet, bis das letzte bisschen Blau verschwunden war. Manchmal haben wir uns den halben Abend gestritten, ob der Himmel nun noch dunkelblau oder schon schwarz sei. Suzanna hat behauptet, die Dunkelheit käme von der Leere der Welt und würde uns eines Tages auch verschlucken. Darum mag ich die Farbe blau. Sie bedeutet für mich, dass die
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