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Nuke City

Nuke City

Titel: Nuke City
Autoren: Tom Dowd
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Reihe von Konsolen aus weißem Holz und Spuren von Silber. Er nahm an, daß sie Medienausrüstung und wahrscheinlich eine Bar enthielten. Als er mit Hanna die Treppe hinunterging, sah er unter sich einen großen weißen Bösendorfer-Flügel, die Quelle der Musik. Kyle konnte außerdem erkennen, daß es sich bei dem Pianisten um eine Frau offenbar in den Dreißigern handelte. Sie war dunkelhaarig und mit einem schlichten, aber teuren Rock und einem dazu passenden Pullover bekleidet. Er identifizierte sie als Elaine Annworth Truman, Daniel Trumans fünfundvierzig Jahre alte Frau, Mutter dreier Kinder, Aktivistin für die Unterschicht, klassisch ausgebildete Pianistin und wie ihr Mann regelmäßige Anwenderin verschiedener Zellreinigungs- und genetischer Verjüngungstherapien.
    Daniel Truman saß auf einem der Sofas in der Mitte des Raumes neben einem jungen Mädchen, bei dem es sich um seine Tochter Melissa handeln mußte, eine dunkelhaarige und dunkeläugige Schönheit von sechzehn Jahren, die sich gerade einen Namen in der internationalen Model-Szene machte. Sie schaute auf - höchst desinteressiert -, als Kyle und Uljaken eintraten, ihr Vater jedoch nicht, der statt dessen angestrengt auf die Anzeige des Notepads auf seinem Schoß starrte.
    »Mr. Truman«, sagte Hanna Uljaken, als sie am Fuß der Treppe angelangt waren. »Darf ich Ihnen Mr. Kyle Teller vor stellen?«
    Truman legte den kleinen Computer beiseite und erhob sich. Er war ein Mann von kräftiger Statur mit dünner werdenden blonden Haaren und stechenden blauen Augen. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Teller«, sagte er, indem er Kyle mit ausgestrecktem Arm entgegenging. »Mein Schwager hat Sie mir wärmstens empfohlen.«
    Kyle wußte, daß er reagieren mußte. Zu schweigen war ein ernster Verstoß gegen die Etikette, aber er stellte fest, daß seine Aufmerksamkeit sehr stark abgelenkt wurde von etwas, das an der dem Fenster gegenüberliegenden Wand hing. Tatsächlich blieb er sogar stehen und starrte es an.
    Truman lächelte nur. Offenbar war er derartige Reaktionen gewöhnt. »Verblüffend, nicht wahr? Aber den besten Eindruck hat man in der Mitte des Raumes. Von dort aus kann man die Details sehr deutlich sehen.«
    Kyle ging zu jener Stelle, wobei er immer noch voller Verwunderung auf die Wand starrte. »Sind diese Sachen nicht im Zuge der Plünderung des Kunstinstituts nach dem Einsturz des IBM-Gebäudes verlorengegangen?«
    »Befreiung, Mr. Teller«, sagte Elaine Truman, »nicht Plünderung. Als der IBM-Tower einstürzte und die Stadtverwaltung dummerweise zu der Ansicht gelangte, sie könne die Museen nicht mehr schützen, erklärten die Versicherungsgesellschaften, die Sammlungen seien mit einem zu großen Risiko behaftet, und kündigten die Policen. Also hatten wir die Wahl, marodierenden Banden zu gestatten, sich mit den größten Kunstschätzen dieses Landes aus dem Staub zu machen, oder sie an sicherere Orte zu schaffen.«
    Kyle riß sich widerwillig von dem riesigen Gemälde los. »Ich bitte um Entschuldigung, Mr. Truman«, sagte er. »Aber das hier zu sehen, hat mich doch ziemlich aus der Fassung gebracht.«
    »Das ist schon in Ordnung. Wie ich schon sagte, mein Schwager hat Sie in den höchsten Tönen gelobt.«
    »Es war mir ein Vergnügen, ihm behilflich zu sein, obwohl ich gestehen muß, daß seine Sicherheitsleute bei der Suche nach Ihrer Nichte bereits ziemliche Fort schritte gemacht hatten, als ich mich dann in die Sache einschaltete.«
    Truman setzte zu einer Antwort an, doch seine Tochter kam ihm zuvor. »Und Anna-Marie dankt Ihnen für alles, was Sie getan haben, Mr. Teller.« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus. »Ich bin sicher, sie behält Sie in wärmster Erinnerung.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Es freut mich, daß die Sache für alle Beteiligten gut ausgegangen ist.«
    Truman lachte, und Kyle war überrascht über den Eindruck, den die Familie auf ihn machte. Er hatte etwas Abstoßenderes erwartet. »Das ist natürlich meine charmante Tochter Melissa«, sagte Truman zu ihm. »Sie ist für ein oder zwei Wochen aus Europa herübergekommen.«
    Kyle neigte grüßend den Kopf. »Es ist mir ein Vergnügen.« Das Mädchen warf ihm einen scheelen Blick zu.
    »Und das«, sagte Truman, indem er die Hand zu seiner Frau ausstreckte, die sich graziös erhob, um sie zu nehmen, »ist meine Frau Elaine.«
    Kyle verbeugte sich. »Sie spielen ausgezeichnet. Ich habe schon bereut, daß ich selbst mit dem Unterricht aufgehört habe.«
    Elaine
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