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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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elegant gekleidet, wobei er sie am liebsten in weißer Bluse und Jeans sah. Sie wusste es und trug in Huppenbroich stets seine an ihr geschätzte Lieblingskleidung. Im Gegenzug zwängte er sich in Schlips und Anzug, wenn sie ihn in Aachen ausführte und er dort nicht bei einem Theaterbesuch wie ein Junge vom Land aussehen sollte. Die formelle Kleidung hatte er mit dem Berufsende an den Haken gehängt. Jetzt mochte er es lieber leger, wobei er mit seiner Farbkombination von Hemd, Jeans und Pullover nicht immer das ästhetische Empfinden seiner Partnerin erfüllte.
    »Für die Schönheit kann man gar nicht genug tun, mein Lieber. Die Lackschäden kommen plötzlich und quasi über Nacht. Da kann es wirklich nicht von Schaden sein, die Hohlraumversiegelung und die Lackauffrischung rechtzeitig zu beginnen.«
    »Du redest wie von einem Auto«, knurrte er.
    »Passt doch«, lachte sie. »Wir fahren doch zu einem Autorennen, wenn ich mich nicht irre.«
    Es gab noch einen zweiten Grund, der Böhnke dazu bewog, die Einladung trotz seiner Unlust anzunehmen, nachdem dies im Prinzip schon beschlossen war. Sein Gastgeber hatte offensichtlich weder Kosten noch Mühen gescheut, um ihm dieses Wochenende auf dem Nürburgring anzubieten. Er müsste eine horrende Summe für die Hotelbuchung bezahlt haben, wenn der Betrag stimmte, den ihm seine Partnerin nach ihrer Internetrecherche genannt hatte. Da wäre es geradezu eine Beleidigung gewesen, diese Einladung kurzerhand auszuschlagen.
    »Wie komme ich zu der Ehre?« Seine wiederholte Frage hatte er mehr aus Gründen der Höflichkeit gestellt, denn aus Interesse. Obwohl. Er konnte in etwa erahnen, warum er die, bei Fans von Autorennen wahrscheinlich sehr begehrte, Einladung erhalten hatte.
    »Es war mir ein großes Anliegen, mich bei Ihnen zu bedanken, und dabei kam mir die Idee, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.« Der Journalist Helmut Bahn kam ohne Umschweife direkt auf den Punkt: »Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich einen neuen Job bekommen habe. Und da ich selbst am 24-Stunden-Rennen teilnehme, habe ich mir gedacht, es sei eine gute Gelegenheit, Sie dort zu treffen und Ihnen eine Freude zu machen. Sie interessieren sich doch bestimmt für Autorennen. Oder irre ich mich etwa?«
    Er habe bislang keine Möglichkeit gehabt, an einem Autorennen als Zuschauer, geschweige denn als Rennfahrer teilzunehmen, antwortete Böhnke ausweichend. Jetzt freue er sich, einmal dafür Zeit zu haben und dabei zu sein und bei dieser Gelegenheit auch noch Bahn wiederzusehen.
    Die Freude sei ganz auf seiner Seite, versicherte der Journalist aus Düren. »Wenn Sie mir nicht im letzten Herbst die Exklusivgeschichte mit den Frauenmördern aus dem Dreiländereck gegeben hätten, wäre ich jetzt wahrscheinlich Stammkunde beim Arbeitsamt.« So habe er eine Anstellung bei einem Nachrichtenmagazin erhalten. »Die brauchten einen Journalisten, der für sie das Rheinland betreut, und sind durch die Geschichte auf mich aufmerksam geworden.«
    Das, was Bahn so sachlich als Geschichte bezeichnete, war ein gewaltiger Skandal gewesen, an dem etliche Mitglieder der sogenannten besseren Gesellschaft oder der oberen Zehntausend beteiligt gewesen waren. Bahn hatte die von Böhnke gelieferten Informationen geschickt über mehrere Artikel in einer Serie verteilt, die er an fast alle Zeitungen und Zeitschriften in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg sowie sogar auf die Kanarischen Inseln verkauft hatte. Durch den finanziellen Erlös konnte er leicht die Entlassung verkraften, die er nach der Auflösung des Dürener Tageblatts zum Jahreswechsel erhalten hatte. Ihm war zwar fristlos gekündigt worden, weil er über die Köpfe seiner Chefredakteure in Köln hinweg die Geschichte an die anderen Medien verkauft hatte, statt sie exklusiv seiner Zeitung zur Verfügung zu stellen, wozu er vertraglich verpflichtet gewesen wäre, aber ihm wäre ohnehin gekündigt worden, weshalb ihn dies nicht sonderlich kümmerte. Er hatte auf Anraten eines befreundeten Anwalts dagegen geklagt, im Zuge einer Abfindung hatte er die Klage aber zurückgenommen. Der Verlag wollte sich diesen arbeitsgerichtlichen Prozess nicht auch noch ans Bein binden. Er hatte noch genug mit der Kündigung der anderen, freigestellten Mitarbeiter in der aufgelösten Dürener Redaktion zu tun.
    »Sie werden ein Spektakel der Sonderklasse erleben«, behauptete Bahn in seiner forschen Art. »Das 24-Stunden-Rennen ist das größte
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