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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
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kribbelte unangenehm in seinem Nacken, als wäre etwas auf ihm gelandet. Er bekam eine Gänsehaut und wischte mit der Hand darüber, aber da war kein Flugkäfer oder Falter. Hier unten gab es nur den Fremden, der zu ihm heranrückte. Er lächelte die ganze Zeit wie ein Clown, nur ohne Maske. Als wäre sein Gesicht nicht echt, sondern aufgemalt.
    Während er weitersang, kitzelte er den Jungen am Bauch, an den Oberschenkeln, am Rücken und am Oberkörper. Seine Finger waren überall auf ihm, wie die ekeligen Beine einer Spinne. Immer, wenn der Junge sie wegschlug, waren sie längst woanders.
    „In unserem Häuschen
    sind schrecklich viele Mäuschen.
    Sie trippeln und trappeln.
    Sie zippeln und zappeln.
    Und will man sie haschen:
    Husch, sind alle Krabbelmäuschen weg!“
    Nach dem letzten Reim versteckte der Fremde seine Hände unter dem Po des Jungen. Der war darüber so erschreckt, dass er sich nicht rührte. Er kam sich kalt und starr wie einer der Pflastersteine vor.
    Noch immer grinste der Mann ihn an. Er zog sich nicht zurück. Der Junge spürte, wie sich die Finger unter ihm bewegten. Wie zehn dicke Maden. Angeekelt warf er dem Unbekannten das Kätzchen ins Gesicht. Doch der hob locker seinen Arm, sodass es abprallte und zu Boden fiel. Wenigstens waren die Finger jetzt unter ihm weg.
    Dennoch schluchzte der Junge laut. Ihm war speiübel. Er wollte nur noch weg von dem fiesen Kerl und versuchte, von der Decke zu kriechen. Doch der Mann schlang die Arme um ihn und riss ihn zurück.
    „Scht“, machte er und drückte ihn an sich, wie der Junge zuvor das Plüschtier. Mit seinem T-Shirt tupfte er über das tränennasse Gesicht des Jungen. Er wiegte ihn vor und zurück. Das sollte ihn wohl beruhigen, aber dadurch wurde dem Jungen nur noch schlechter.
    „So hübsche braune Locken. So große, ängstliche Augen. Du bist so schön, wenn du weinst, Bubele.“ Der Unbekannte wuschelte ihm durch die Haare. Langsam fuhr er mit einem Finger über die Narbe auf der Wange. Jetzt blies er auch noch seinen Atem auf den Bauch und die Brust des Jungen. Er stank widerlich nach Wurst.
    „Peter, Peter Pustewind
    huscht herbei ganz windgeschwind.
    Peter, Peter Pustewind
    mit Zärtlichkeit sein Spiel beginnt.
    Peter, Peter Pustewind
    kitzelt sanft mein Babykind.“
    Verzweifelt schob der Junge den Mann weg, denn der hatte aufgehört zu pusten und streichelte ihn nun stattdessen. Aber das wollte er nicht, es beruhigte ihn nicht so, wie wenn seine Mama das tat. Aber der Fremde war unglaublich stark. Der Junge schaffte es einfach nicht, sich von ihm loszureißen. Je mehr er sich wehrte, desto kräftiger presste der Mann ihn an sich.
    „Peter, Peter Pustewind
    streichelt sacht und leise lind.
    Peter, Peter Pustewind
    küsst ganz zart mein Babykind.“
    Plötzlich packte der Fremde sein Kinn. Er drückte es grob hoch. Dann küsste er ihn. Auf den Mund! Das tat sonst nur seine Mama. Nicht einmal sein Papa. Schockiert hielt der Junge still. Der Wurstgeruch ließ ihn würgen. Die fremde Haut fühlte sich heiß an, als würde das Blut des Fremden kochen.
    Endlich ließ er ihn los und zog seine Zunge aus ihm heraus. Der Junge hustete, bis seine Kehle wehtat. Angeekelt wischte er sich über seine Lippen, die ganz feucht waren. Wieder dieser Singsang. Er wollte sich die Ohren zuhalten, aber der Unbekannte ließ das nicht zu.
    „Kennst du den kleinen Floh?
    Er versteckt sich irgendwo!
    Aber wo wird er jetzt sein?
    Vielleicht unten am Bein,
    vielleicht kriecht er empor
    und kitzelt dich am Ohr!
    Vielleicht sitzt er im Haar,
    wär das nicht wunderbar?“
    Eifrig nickte der Junge. Damit die Hände des Mannes da oben blieben und nicht wieder nach unten wanderten. Aber er tat ihm den Gefallen nicht, sondern er hob ihn auf seinen Schoß. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er saß auf etwas, das härter war als die Oberschenkel des Fremden und das zuckte wie ein ekeliger fetter Regenwurm. Sein Herz schlug so heftig, dass er befürchtete, es könnte explodieren.
    Aber was sollte er denn machen? Er fühlte sich klein und hilflos. Bienen waren auch klein, aber die hatten wenigstens eine Waffe. Immer wieder bohrte er seinen Finger in die Seite des Unbekannten, aber es kam kein Gift heraus.
    „Vielleicht hüpft er gerade fort,
    schnell an einen andern Ort!
    Kennst du den kleinen Floh?
    Er versteckt sich im …“
    Der Junge kreischte auf, als der Mann ihm einen Finger in den Po schob. Heftig schlug er die große Hand weg. Doch sein Hintern tat immer noch
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