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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
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Unbekannte ein Bein anwinkelte, gefiel ihm nicht. Er wollte sein Ding nicht sehen, das war nicht richtig. Angewidert erschauderte er. Weiter konnte er sich nicht bewegen. Vor Furcht war er ganz steif.
    Der Fremde lächelte, als hätte er Schmerzen und würde versuchen, es nicht zu zeigen. Der Papa des Jungen hatte das mal gemacht, als er eine Lampe an der Decke anbringen wollte und plötzlich fürchterlich geschrien hatte. Er hatte sich wehgetan. Beinahe wäre er von der Leiter gefallen. Doch statt zu weinen, hatte er gelächelt und seinen Sohn beruhigt: „Mach dir keine Sorgen. Der Strom hat mich nur gekitzelt.“
    Der Junge wünschte, sein Papa wäre bei ihm und würde ihm sagen: „Alles wird gut.“ Aber hier stank es nach Pisse. Die Luft roch nach alten Socken. Ein Wasserhahn tropfte, der Junge konnte ihn hören, aber nicht sehen. Hier unten gab es zu viele Schatten, in denen sich alles Mögliche verstecken konnte. Licht kam nur von einer einzigen Lampe, einer Art Laterne, die auf dem Gang stand und stank. Der Junge wusste, dass er bald heulen musste, dabei war er bis jetzt so tapfer geblieben.
    Als die erste Träne über seine Wange rollte, holte der Mann ein Stofftier aus der Tasche. Der Junge war so überrascht, dass er zu weinen aufhörte, bevor er richtig angefangen hatte. Mit dem Handrücken wischte er über seine Augen. Sein Blick folgte der Plüschkatze, die der Fremde über die Decke springen ließ, als säßen sie auf einer Picknickdecke im Garten und nicht in dieser komischen Höhle.
    „Kennst du Kitty Kätzchen?“, fragte der Mann.
    Der Junge schüttelte den Kopf. Neugierig kroch er näher. Er hockte sich auf die Wolldecke, froh darüber, endlich nicht mehr mit dem nackten Po auf den unbequemen Pflastersteinen sitzen zu müssen. Eigentlich spielte er nicht mehr mit Kuscheltieren. Er kam ja schon bald in die Schule. Aber manchmal, wenn er nicht einschlafen konnte, nahm er heimlich Balu, seinen Stoffbären, mit ins Bett. Dann klappte es doch. Nur seine Mama wusste davon, aber die erzählte es niemandem. Warum kam sie ihn nicht von hier wegholen? War sie böse auf ihn, weil er Papa genauso lieb hatte wie sie? Wollte sie ihn bestrafen?
    Als der Fremde in einen Singsang fiel, stellten sich die Nackenhaare des Jungen auf. Der Mann verwandelte sich in Kaa, die Schlange, aber der Junge war schlauer. Wenn er dem Mann nicht in die Augen sah, konnte ihm nichts passieren. Wie gebannt beobachtete er die Katze, die auf ihn zuhopste.
    „Hier kommt Kitty Kätzchen
    zu meinem kleinen Schätzchen.
    Gleich schon ist sie da.
    Wir freuen uns, hurra!“
    Das Plüschtier strich über die Fußsohlen des Jungen. Der musste daraufhin lachen. Eigentlich war ihm angst und bange, aber das Kribbeln war so stark, dass er kicherte. Er konnte nichts dagegen machen. Das schien dem Unbekannten zu gefallen, denn seine Augen leuchteten. Dadurch wirkte er freundlicher und der Junge entspannte sich etwas.
    „Die Kitzelfinger kitzeln dich am Bauch
    und an dem Ärmchen auch.
    Sie kitzeln gern deine zarte Haut,
    denn die ist ihnen ganz vertraut.
    Sie hören dich gern glucksen und mehr,
    denn sie lieben dich so sehr.“
    Erst tapste das Kätzchen über die Beine des Jungen, dann über seine Arme und die Haare. Es war überall auf ihm und hinterließ ein Prickeln. Aber der Mann hielt das Stofftier so ungeschickt, dass der Junge mehr den Handballen des Mannes spürte als das Spielzeug.
    Bestimmt hatte er keine eigenen Kinder. Vielleicht wollte er gerne welche und hatte den Jungen deshalb geklaut. Die Übelkeit kehrte zurück, doch da krabbelte die Katze über seine Brust und versuchte, unter seine Achseln zu kommen. Da war er besonders kitzelig. Er lachte prustend und vergaß, was er gerade gedacht hatte.
    „Eine kleine Krabbelmaus
    krabbelt rüber, rein und raus,
    krabbelt rauf und runter
    und ist froh und munter.“
    Der Mann ließ ihm das Stofftier einfach in den Schoß fallen. Der Junge konnte nicht anders, er fing es auf und drückte es an sich. Obwohl sein Schulranzen schon zu Hause auf ihn wartete, fühlte es sich gut an, mit dem Kätzchen zu kuscheln wie ein Baby. Vielleicht hatte der Mann niemanden, den er lieb haben konnte oder der ihn lieb hatte, und spielte deshalb noch mit Plüschtieren. Er konnte sich ja nicht einmal eine Hose leisten.
    Mit einem Mal tat der Unbekannte dem Jungen leid. Bestimmt war er auch hier eingeschlossen. Aber dann erinnerte er sich daran, dass der Mann einen Schlüssel für die Gittertür hatte. Es
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