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Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
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vorbeigeglitten. Vor denen hatte er keine Angst gehabt – nur vor den Haien. Die waren aber in einem eigenen Becken geschwommen, denn sie waren zu gefährlich, um bei den anderen Fischen zu sein. Sie würden die Braven auffressen. Man musste sie unbedingt getrennt halten!
    Der Junge krümmte seinen Finger und biss darauf, bis es wehtat, um nicht loszuflennen. Sein Herz pochte so laut, dass es sich anhörte, als steckte ein kleiner Trommler in seiner Brust. Geduckt schlich er zu den Gitterstäben. Seine nackten Fußsohlen tapsten auf den roten Pflastersteinen. Er versuchte, die anderen Fische zu erspähen. Vielleicht, wenn sie sich zusammentaten, könnten sie gegen die Haie kämpfen.
    Aber er sah nur einen Gang. Er führte ins Dunkle. Und in der Dunkelheit, das wusste er, hausten Monster.
    Plötzlich trat eines von ihnen aus den Schatten. Der Junge wich zurück und drückte sich in die hinterste Ecke. Er wünschte sich, mit der Wand zu verschmelzen, um unsichtbar zu sein. Aber der Mann kam direkt auf ihn zu. Blieb vor den Gitterstäben stehen. Grinste und leckte über seine großen Vorderzähne, als wollte er ihn verschlingen, wie Kaa. Schloss die Tür auf. Trat ein und sagte: „Na, Bubele. Hast du Hunger?“
    Der Magen des Jungen war so leer, dass er sogar Grünkohl gegessen hätte – den fand er eigentlich ekelig, weil er wie grüne Kotze aussah –, aber er presste trotzdem seine Lippen ganz fest aufeinander. Der Fremde trug nur ein T-Shirt und Turnschuhe. Das fand der Junge merkwürdig. Er meinte, einen schrillen Alarm zu hören, als ginge der Feuermelder im Kindergarten an, doch das war nur in seinem Kopf. In Wahrheit war es hier unten still wie in einem Grab.
    Verlegen zog er seine Beine an. Er schlang die Arme um seine Knie, um sich wenigstens etwas zu bedecken.
    Der Mann holte Gummibärchen aus der Tragetasche, die er mitgebracht hatte. Er schüttelte die Tüte, sodass die Bären durcheinanderflogen und es raschelte. Als der Junge sich nicht bewegte, riss er die Verpackung auf und warf ihm eins vor die nackten, schmutzigen Füße. Ausgerechnet ein rotes, die mochte der Junge am liebsten. Sein Freund Nathan behauptete, dass sie alle gleich schmeckten, aber das stimmte nicht. Der Junge hätte das Gummibärchen so gerne aufgehoben und sich in den Mund geschoben, denn er verhungerte fast. Doch der Unbekannte war ihm nicht geheuer. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Immer wieder schluckte er es runter, aber es sammelte sich sofort neues unter seiner Zunge.
    „Ah, du hast Durst, nicht wahr?“ Der Mann packte die Tüte zurück in die Tasche, stellte sie ab und ging hinaus. Wasser rauschte, er musste einen Hahn aufgedreht haben. Als er zurückkehrte, stellte er einen Plastiknapf auf den Boden gleich neben den Gitterstäben. Und seinen Füßen. Der Napf war so blau wie seine Augen. Nicht wie der Himmel bei Sonnenschein, so hell und klar, sondern dunkel und ungesund gelb, wie kurz vor einem Gewitter.
    „Ich bin kein Hund“, war alles, was der Junge herausbrachte. Gerne hätte er weitere Fragen gestellt. Warum man ihn hierhergebracht hatte? Wieso er in dieses Loch eingesperrt war? Und wo seine Klamotten waren? Aber er traute sich nicht. Nervös spielte er mit seinen Zehen. Sein Bauch fühlte sich an, als hätte ihn jemand geboxt. Bittere Flüssigkeit stieg in seinem Hals auf und brannte unangenehm.
    „Bist du nicht? Bist ein Bubele, ein sehr hübsches sogar, eines, das noch erzogen werden muss, wie ein Welpe, bis er artig Wasser aus seinem Napf leckt, mit dem Schwanz wedelt und das Beinchen hebt, wenn … nun ja, das werden wir alles trainieren.“ Vorsichtig machte der Fremde einen Schritt auf ihn zu.
    Der Junge hatte keine Ahnung, wovon der Mann redete. So viele Worte, die keinen Sinn machten. Er schaute mit weit aufgerissenen Augen zu ihm auf. Seine Zähne klapperten gegeneinander. Halt! War da nicht ein Wimmern? Aufgeregt lauschte der Junge. Doch da war das Geräusch schon wieder weg. Er musste sich getäuscht haben. Oder es war von ihm selbst gekommen.
    „Du zitterst ja vor Kälte“, sagte der Fremde voller Mitgefühl. Er langte wieder in die Tasche und holte eine braun-schwarz karierte Wolldecke heraus.
    Endlich bekam er etwas, mit dem er sich zudecken konnte, so hoffte der Junge.
    Aber der Mann breitete die Decke auf dem Boden aus und setzte sich darauf. Mit einem langen, knochigen Finger winkte er ihn zu sich. „Lass uns spielen, mein junger Freund.“
    Doch der Junge blieb, wo er war. Dass der
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