Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nr. 13: Thriller (German Edition)

Nr. 13: Thriller (German Edition)

Titel: Nr. 13: Thriller (German Edition)
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
verdammter guter Morgen, und der Rest des Tages würde nicht wesentlich besser werden. Da hatte Hanna Mantolf jedes Recht, ihm einfach nur ihre burgunderroten, geschlossenen Lippen zu zeigen. Er nickte. Sie alle würden noch früh genug reden müssen. Über schreckliche Dinge.
    Krohne drehte sich um und folgte seiner Partnerin durch den bröckeligen Backsteinbogen.
    Drinnen zwischen den flüsternden Plastikplanen war es kühl wie am Grund eines Brunnens. Bereits nach den ersten Schritten drang feiner Baustaub in Haare und Lungen und sicher auch zwischen die Maschen von Hanna Mantolfs Feinstrümpfen. Krohne ertappte sich bei diesem Gedanken, als wäre er etwas Verbotenes. Er fragte sich schon seit dem ersten Tag ihrer Zusammenarbeit vor einem halben Jahr, wen Hanna Mantolf mit ihrem Outfit eigentlich quälen wollte. Die Männer draußen an den Stehtischen?
    Oder ihn? Im Kollegenkreis galt er als glücklich verheiratet. Einer, der Bilder der Familie auf dem Schreibtisch hatte. Von dem alle wussten, dass seine Maria ein Goldstück war, warmherzig und wunderbar. Irgendetwas an diesem Bild stimmt nicht, dachte Tom Krohne verwirrt. Er dachte das jedes Mal, wenn er Hanna Mantolf hinterher sah.
    Die ersten drei Schritte ihrer Pumps auf dem Steinboden waren das Stakkato eines Wortes, das hier nicht hergehörte. Er sah die ersten Staubflocken sich auf ihrem Rock absetzen wie Schnee. Mit langen, geraden Schritten setzte sie ihre Stöckelschuhe über den Parcours der Schildchen, die die Spurensicherung als Schneise abgesteckt hatte. Ihre Schritte hallten wider zwischen den schmutzigen Mauern. Die Leute von der Spurensicherung wirkten mit ihren weißen Ganzkörperanzügen seltsam passend. Wie Astronauten auf einem Wüstenplaneten ohne Luft zum Atmen. In der Mitte der Halle hingen mehrere Planen von der Decke. Hanna Mantolf blieb stehen.
    »Ist er da drin?«, fragte sie niemanden bestimmten.
    »Wenn ich ihn umgebracht hätt, dann da«, flüsterte Tom Krohne absichtlich dramatisch zurück und erntete einen verständnislosen Blick. Er hatte den Humor der Hauptkommissarin immer noch nicht durchschaut, und die Testballons, die er regelmäßig steigen ließ, sanken allesamt mit durchstochener Hülle auf den Boden zurück.
    Insbesondere mit seinem Mannheimer Dialekt schien sie nichts anfangen zu können. Heimlich ärgerte ihn das. Er fand diese Frau so anziehend, so schön. Aber ihr Mundwerk gefiel ihm schon weniger. Zu schriftdeutsch, mit sparsamer Melodie.
    Er wusste, dass Hanna Mantolf in Schwetzingen aufgewachsen war, also im Herzstück der Kurpfalz. Aber anscheinend hatten ihre Eltern es für ein Zeichen von Kultiviertheit gehalten, dialektfrei zu sprechen. Dabei lebte Hanna Mantolf nach einigen Jahren im schwäbischen Feindesland nun wieder seit 12 Jahren in Mannheim. Und trotzdem schaute sie ihn und andere Kollegen von der Kripo konsterniert an, wenn er sich von der ganz speziellen kurpfälzer Sprachmelodie davon tragen ließ. Vielleicht denkt sie, dass das einen Bullen unprofessionell wirken lässt, stellte er sich vor. Sie verwendete keine der in der Stadt gängigen Floskeln, und manchmal war Krohne irritiert von dem Gedanken, dass Hanna Mantolf nur noch begehrenswerter wäre, wenn sie dieselbe »Gosch« hätte wie andere Alteingesessene. Aber passte das zu ihrem tiefroten, strengen Mund?
    Ein Polizeibeamter, dessen Uniform aussah, als hätte er einen alten Keller ausgemistet, reichte Ihnen eine Plastiktüte, in der ein Personalausweis lag.
    »Der Tote ist schon identifiziert?«, fragte Hanna Mantolf, fasste die Tüte aber nicht an. Der Beamte räusperte sich. »Neben ihm lagen seine Kleider. Darin haben wir den hier gefunden.«
    »Sven Borke …«, las Krohne mit zusammen gekniffenen Augen vor. Das Bild des Mannes ließ auf ein energisches Gesicht mit großen Augen schließen. Er versuchte dieses sachliche, biometrische Portrait mit dem vornüber gebeugten Gesicht am T-Träger in Einklang zu bringen. Es war ein absurdes Gedankenspiel, das ihn innerlich schaudern ließ.
    »Jahrgang 1964. Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.« Er reichte ihr die Beweismitteltüte, aber Hanna ignorierte ihn.
    »Der Name wird gerade überprüft. Möchten Sie …?« Der junge, staubige Mann wies auf die herabhängenden Plastikfolien, hinter denen sich die Schatten bewegten. Als lade er sie ein, sich auf einem Jahrmarkt eine besonders geheimnisvolle Attraktion anzuschauen, hob er die Plane, und Krohne und Mantolf betraten den Tatort.
    Im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher