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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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beobachtete belustigt, wie Adam sich mühte, das Unmögliche zu vollbringen und ohne Hilfe aus seinem Kettenpanzer zu steigen. „Du bist ein Träumer geworden. Dieser Schlag auf den Schädel, den du kurz nach unserer Ankunft einstecken musstest, hat dir den Verstand verwirrt. Und warum in aller Welt willst du deine Panzerung ablegen? Diese frommen Damen da drinnen …“, Richard wies mit dem Daumen in Richtung des Klosters, „… diese reizenden angelsächsischen Damen, die du so gern beeindrucken möchtest, würden dir als einem Gefolgsmann des Herzogs vermutlich am liebsten einen Dolch zwischen die Rippen jagen. Vor allem, wenn sie wüssten, dass du der Ritter warst, der seine bretonischen Kampfgefährten wieder sammelte, nachdem die Angelsachsen ihre Gefechtsreihen durchbrochen hatten …“
    „Gleichwohl“, wiederholte Adam, „ist es möglich, dass Emma Fulford sich im Kloster aufhält, und ich werde meiner Zukünftigen nicht in voller Rüstung gegenübertreten.“ Er gab seine Bemühungen auf, sich aus dem Kettenhemd zu winden, und lächelte Richard ein wenig schief an. „Und da ich es deinem Zeugnis zu verdanken habe, demnächst Herr auf Fulford Hall zu sein, könntest du mir verflucht noch einmal helfen, mich aus diesem Ding zu befreien!“
    „Oh, ich spiele gern den Knappen für dich, doch wenn du auf einem angelsächsischen Spieß endest, dann gib nicht mir die Schuld!“
    Die Arme über den Kopf erhoben, beugte Adam sich nach vorn. Richard packte das Kettenhemd und zog es ihm über Kopf und Schultern. Wo die Metallmaschen das Leder aufgescheuert hatten, war die braune Schutzkleidung, die Adam unter dem Kettenpanzer trug, schwarz verfärbt. Mit einem Seufzer der Erleichterung richtete Adam sich auf und ließ die Schultern kreisen, um sie zu lockern.
    „Deinen Gambeson behältst du doch gewiss an?“, fragte Richard in mahnendem Ton.
    „Ja, ganz so blauäugig bin ich nun auch wieder nicht.“
    Ohne Nasalhelm und Kettenhemd wirkte Adam wesentlich zugänglicher. An die Stelle des mächtigen, eisengepanzerten Kriegers, der sein Antlitz vor der Welt verbarg, war ein breitschultriger, schlanker junger Mann mit langen Gliedmaßen und widerspenstigem, dunkelblondem Haar getreten. Mit seinem offenen Lächeln und den auffallend grünen Augen unterschied er sich stark von Richard, der in Helm und voller Rüstung vor ihm stand. Adam griff nach seiner Schwertkoppel und legte sie wieder an. Seine Finger waren lang und schlank, doch von zahllosen Narben übersät, und die vielen Schwertkämpfe hatten die Innenfläche seiner rechten Hand hart und rau werden lassen.
    „Freut mich zu sehen, dass dir noch ein Rest von Verstand geblieben ist.“
    „Genug jedenfalls, um zu begreifen, dass wir es uns nicht erlauben können, diese Frauen noch stärker gegen uns aufzubringen. Lady Emma muss in die Heirat mit mir einwilligen! Vergiss nicht, Richard, wir brauchen eine Dolmetscherin, um nur das Naheliegendste zu nennen. Weder du noch ich beherrschen mehr als ein Dutzend Worte Englisch.“ Adam lächelte seinen Freund an. „Wartest du auf mich?“
    „Natürlich.“
    „Sorge dafür, dass Männer und Pferde außer Sichtweite bleiben, während ich die Gegend erkunde. Zwar ist im Augenblick keine Menschenseele in Sicht, doch das ist kein Wunder. Vermutlich haben die Dorfbewohner Wind von unserer Ankunft bekommen und sich versteckt. Ich werde rufen, wenn ich dich brauche.“
    Richard nickte, sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten, wohlgemerkt!“
    „Ja.“ Ein kurzer Gruß, dann wickelte Adam sich den blauen Mantel um die Schultern und trat entschlossen aus dem Schutz der Bäume auf den Pfad hinaus, der ins Dorf führte.
    Die Straße, die sich zwischen den Bauernkaten hindurchschlängelte, war ein Durcheinander schlammiger Furchen und Grate. Sie war mit altem Stroh und Tierstreu bedeckt, das jedoch noch nicht festgestampft worden war, ein Beweis – so es denn eines Beweises bedurfte –, dass der Weiler nicht völlig verlassen war: Offenkundig hatte jemand am Morgen versucht, den morastigen Weg halbwegs begehbar zu machen.
    Über ihm krächzte eine Saatkrähe. Adam hob den Blick und zog sich den Umhang fester um die Schultern, froh darüber, dass dieser mit warmem Pelz gefüttert war. Die grauen Wolken am Himmel kündigten weiteren Regen an. Aus Vorsicht blieb er am Rand des Dorfes stehen. Dass er kein Englisch sprach, würde ihn verraten, falls er angesprochen wurde, dessen war
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