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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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Holzkiste an der Wand ein Talglicht aufstöberte. Dann das angelsächsische Wort für „Wasser“, das ihm vertraut war.
    Ulf schickte den Jungen und das Mädchen mit einem Eimer zum Brunnen, kehrte zur Abtrennung zurück und wurde dort sanft, aber bestimmt in den Hauptraum zurückgeschoben. Dann wurde der Vorhang zugezogen. Der junge Mann nahm einen Hocker, ließ sich darauf nieder und drückte die Hände so fest gegeneinander, dass Adam das Weiß der Knochen durch die Haut schimmern sah. Den Blick starr auf den Vorhang gerichtet, nagte Ulf an seiner Unterlippe. Bei jedem Stöhnen, das durch das Sackleinen hindurch an sein Ohr drang, zuckte er zusammen.
    Trotz der Kluft zwischen ihnen konnte Adam die Gefühle des jungen Mannes auf schmerzliche Weise nachempfinden. Wäre seine Gwenn nicht zu Beginn ihrer Schwangerschaft gestorben, wäre dies gewiss auch sein Los gewesen: auf einem Schemel zu sitzen und sich die Haare zu raufen, während er darauf wartete, dass ihre Qualen ein Ende hatten. Nun, das war ihm erspart geblieben. Sein Schmerz war vorüber. Richard mochte ihn damit aufziehen, dass er Liebe bei seiner neuen Braut suchte, doch so anspruchsvoll war er nicht. Zuneigung, ja. Achtung, unbedingt. Wollust – warum nicht? Wollust ließ sich wenigstens in Schach halten. Aber Liebe?
    Ulf hatte begonnen, an den Nägeln zu kauen, während er mit einem Ausdruck hilfloser Verzweiflung in den Augen immer wieder in Richtung der abgetrennten Nische blickte.
    Liebe? Adam schüttelte den Kopf. Nie wieder! Er hatte so viel gelitten, dass es für mehrere Leben reichte …
    Die Stunde zog sich dahin. Heftigeres Stöhnen. Keuchen. Ein gellender Schrei. Ein sanftes Murmeln. Und so ging es weiter. Ulf knetete seine Hände.
    Das Mädchen und der Junge kehrten mit einem Eimer Wasser zurück und wurden angewiesen, ihn in einen Topf am Feuer zu stellen.
    Abermals Stöhnen. Abermals Keuchen.
    Adam wollte sich eben zurückziehen, um Richard zu holen und Einlass ins Kloster St. Anne’s zu begehren, als ein neues Geräusch seine Aufmerksamkeit gefangen nahm. Der Schrei eines neugeborenen Kindes.
    „Ulf!“
    Die Nonne Cecily erschien am Vorhang. Sie strahlte über das ganze Gesicht. In ihrer Rolle als Hebamme hatte sie Umhang, Schleier und Haube abgelegt und die Ärmel ihres Habits aufgekrempelt. Zum ersten Mal konnte Adam ihr Antlitz in Augenschein nehmen.
    Sie war ungewöhnlich hübsch, hatte große Augen, rosige Wangen und regelmäßige Züge, doch es war ihr Haar, dessen Anblick ihm den Atem verschlug. Die Nonne Cecily hatte langes blondes Haar, das im Schein des Feuers und der Hängelampe golden schimmerte. Nonnen trugen ihr Haar für gewöhnlich kurz geschoren, diese hier jedoch nicht. Ein dicker, glänzender Zopf hing über ihre Schulter. Offen getragen, würde ihr das Haar gewiss bis über die Taille reichen, vermutete Adam.
    Ein Gefühl puren Verlangens durchströmte ihn. Er runzelte die Stirn, verwirrt darüber, dass eine Nonne eine so starke Anziehungskraft auf ihn auszuüben vermochte.
    Die Nonne warf sich den Zopf mit einer ungeduldigen Geste zurück über die Schulter, beinahe so, als spüre sie, wie Adams Blick auf ihm ruhte, und streckte dann die Hand aus. Es fiel Adam leicht, die Bedeutung ihrer nächsten Worte zu erraten.
    „Komm, Ulf! Komm und begrüße deinen neugeborenen Sohn!“
    Einen Ausdruck unendlicher Erleichterung auf dem Gesicht, stolperte Ulf durch den Spalt zwischen den Vorhängen und zog diese hinter sich zu.
    Die goldblonde Nonne – Himmel, sie war wirklich eine Schönheit, besonders wenn sie lächelte, so wie jetzt –, wandte sich an die Kinder, die neben der Feuerstelle standen. Offenbar handelte ihre Frage vom Essen, denn das Mädchen nickte und wies auf einen Laib Brot und einen Topf mit einer Art Brühe darin.
    Die Nonne lächelte abermals, nahm ihre Haube und ihren Schleier und begann, sich wieder herzurichten. Als sie sich daranmachte, all diese goldene Pracht vor den Augen der Welt zu verbergen, hätte Adam beinahe laut Einspruch erhoben.
    Verwirrt ob der Gefühle, die sie in ihm auslöste, hatte er sich bereits abgewandt, als sie sich schließlich den dünnen Umhang um die Schultern warf. Dem schmalen Pfad hinter den Holzhäusern folgend, hielt Adam auf den Waldrand zu, wo seine Männer warteten.
    Wo seine davongelaufene Verlobte Lady Emma Fulford sich aufhielt, konnte er noch immer nicht mit Gewissheit sagen, dafür wusste er jedoch mit Sicherheit, dass er unbedingt die englische Sprache
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