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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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mit der Priorin sprechen. Ich bin auf der Suche nach meiner Lady of Fulford, und mir wurde berichtet, sie sei nach St. Anne’s geritten.“
    Das runzlige Gesicht verschwand, der Fensterladen wurde geschlossen, ein Riegel fortgeschoben. Langsam öffnete sich das Eingangsportal.
    „Hier entlang, werte Herren“, sagte die Nonne, und obwohl ihr Französisch erbärmlich war, triefte ihre Stimme vor Spott.
    Adam und Richard wurden in einen kleinen, düsteren Raum geschoben und dann eine geraume Weile sich selbst überlassen. Niemand entfachte ein wärmendes Feuer, niemand bot ihnen eine Stärkung an.
    „Wie ich befürchtet habe“, sagte Richard mit einem schiefen Grinsen. „Barmherzige Schwestern in Christus … Harpyien alle miteinander!“
    Vom Lehmboden her stieg winterliche Kälte auf, und auf einem Gestell stand neben einer kleinen Handglocke eine einzelne, nicht entzündete Kerze. Adam verzog das Gesicht in einem Anflug von Mitleid mit den Nonnen, die ihr Leben hier verbringen mussten. Wenn der Rest des Klosters ebenso ausgestattet war wie dieser Raum, war es ein trostloser, feuchtkalter Ort.
    Mit raschelnden Röcken, die Hände in die weiten Ärmel ihrer Ordenstracht gesteckt, betrat eine große, beleibte Nonne den Raum. Die Haube dieser Frau war blütenweiß, der schwere Stoff ihres Habits fein gesponnen und eher von einem dunklen Violett als vom Schwarz der Benediktinerinnen. Das goldene Kreuz, das auf ihrer Brust schimmerte, war mit bunten Edelsteinen besetzt. Offenkundig mussten nicht alle innerhalb dieser düsteren Mauern wie arme Büßerinnen leben. Diese Frau entstammte zweifellos einem angelsächsischen Adelsgeschlecht und erweckte nicht den Eindruck, als erlege sie sich irgendwelche Einschränkungen auf.
    Adam trat vor. „Mutter Aethelflaeda?“
    „Meine Herren“, entgegnete die Priorin förmlich in angelsächsischer Sprache, wobei sie kaum sichtbar den Kopf neigte. Ihr Lächeln wirkte angespannt und gezwungen, ihr Gesicht war milchig blass.
    „Mein Name ist Wymark“, sagte Adam, „und ich bin gekommen, um Lady Emma of Fulford abzuholen. Berichten zufolge hält sie sich hier auf. Ich werde sie zurück nach Fulford Hall begleiten.“
    Mutter Aethelflaedas Blick wanderte von Adam zu Richard hinüber und huschte verstohlen über dessen Kettenpanzer. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit erneut Adam zu. Sie nickte. Ihr angespanntes Lächeln wurde breiter, doch sie sagte kein Wort.
    „Lady Emma of Fulford?“, wiederholte Adam geduldig. „Ist sie hier?“
    Er verschwendete seinen Atem. Es war, als könne die Priorin ihn nicht hören. Zwar nickte und lächelte sie unentwegt, doch ihre Haltung war stocksteif, ihr Lächeln starr und ihre Augen, die einen glasigen Eindruck machten, waren abermals auf Richard gerichtet. Eine Frau, die gleichzeitig Furcht und Verachtung empfand.
    „Sie hat Angst“, bemerkte Adam.
    „Ja“, entgegnete Richard selbstgefällig.
    „Schäm dich, sie derart zu erschrecken, dass sie kein Wort mehr herausbringt! Ich habe dir doch gesagt, dass ihnen dein Auftritt in voller Rüstung nicht gefallen wird.“
    Ohne eine Spur von Reue verzog Richard sein vom Helm halb verdecktes Gesicht zu einem breiten Grinsen.
    Die Priorin stieß einen halb erstickten Laut aus und wich einen Schritt zurück.
    „Sie versteht ohnehin kein Wort von dem, was du sagst“, fuhr Richard fort.
    Adam fluchte leise und zog damit den Blick der Priorin auf sich. Zwischen ihren Brauen war eine kleine Furche sichtbar geworden. „Ich bin mir nicht so sicher“, murmelte er. „Vielleicht will sie uns nur Steine in den Weg legen.“ Er trat einen Schritt auf die Klostervorsteherin zu. „Ist Lady Emma of Fulford hier?“
    Mutter Aethelflaeda sah Adam eindringlich an, nahm dann die Handglocke und läutete. Im nächsten Augenblick erschien die Pförtnerin an der Türschwelle, so rasch, dass Adam keinen Zweifel daran hegte, dass sie gelauscht und darauf gewartet hatte, dass man sie rief.
    Es folgte ein kurzer Austausch in englischer Sprache, dem Adam nicht folgen konnte, wenngleich er meinte, den Namen „Cecily“ vernommen zu haben. Sogleich kam ihm das Bild einer zierlichen Gestalt mit einem im Feuerschein golden schimmernden Zopf in den Sinn. Er vertrieb es entschlossen aus seinen Gedanken.
    Die Pförtnerin eilte hinaus und die drei – Adam, Richard und die Priorin – standen steif im Raum herum und schwiegen einander an. Die Stimmung wurde zusehends gedrückter.
    Auf den Steinplatten vor der Pförtnerloge
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