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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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Blut unserer Familie klebt. Und wenn alle Heiligen im Himmel in dein Flehen einstimmten, ich lasse mich nicht von meiner Entscheidung abbringen!“
    „Nicht einmal um Philips willen?“ Cecily seufzte, als sie den ausdruckslosen Blick ihrer Schwester sah. „Du musst diesen Ritter heiraten! Wenn du fortläufst, verdammst du Philip im besten Fall zu einem falschen Leben als Gudruns Sohn, und im schlimmsten …“ Cecily machte eine bedeutungsvolle Pause, doch sie erkannte gleich, dass ihre Worte kaum Wirkung zeitigten. Sie richtete den Blick auf die Asche im Kamin und stieß mit der Stiefelspitze gegen eines der verkohlten Holzscheite. „Was würde Vater wollen, Emma? Und Maman ? Hätte sie gewünscht, dass ihr Sohn das Leben eines Knechts führt? Und wo willst du überhaupt hin?“ Mit einem Male dämmerte es ihr, dass es noch einen anderen Grund für Emmas Entschluss geben könnte. Cecily blickte auf. „Du hast einen Liebsten, nicht wahr? Jemand, den du …“
    „Sei nicht albern!“ Emma presste die Lippen zusammen. „Wenn dir so viel daran liegt, unseren Bruder in Sicherheit zu wissen, dann geh du doch zurück! Ja, du! Kehr heim in die wirkliche Welt und schau, wie es dir dort gefällt. Geh selbst nach Fulford. Heirate den famosen Ritter des Herzogs. Dann kannst du dich um Philips Sicherheit kümmern. Du bist genauso seine Schwester wie ich.“
    Cecily blickte sie fassungslos an. Der Vorschlag ihrer Schwester, sie, eine Novizin, solle das Kloster verlassen, um zu heiraten, war in der Tat empörend. Und dennoch … wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sich ein gewisses Gefühl der Aufregung in ihre Empörung mischte.
    Wie mochte er aussehen, dieser bretonische Ritter?
    „Nein … nein.“ Cecilys Wangen glühten. „Das … das könnte ich nicht.“
    Emma zog eine Braue hoch. Ein verhaltenes Lächeln umspielte ihre Lippen, so als wüsste sie, dass sie Cecily mit ihrem Vorschlag in Versuchung geführt hatte.
    „Emma, ich könnte das nicht. Was verstehe ich schon von Männern und ihrer Art?“ Cecily machte eine weit ausholende Handbewegung. „Seit meinem zwölften Lebensjahr kenne ich nichts anderes als die Gesellschaft von Frauen. Gebete, Kirchengesänge, Kräuter züchten, heilen, fasten, Buße tun.“ Sie lächelte ein wenig schief. „Davon verstehe ich etwas. Das Leben jenseits dieser Mauern dagegen … ist ein Buch mit sieben Siegeln für mich.“
    Emma zuckte die Schultern. „Völlig ahnungslos bist du nicht. Du musst dich noch an einige Dinge erinnern, die du auf Fulford gesehen hast, bevor du hierher kamst. Du weißt gewiss noch, wie der Hengst zu unseren Stuten geführt wurde …“
    Cecilys Wangen brannten. Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. „Hat … hat er einen Namen, dieser Ritter, den Herzog Wilhelm für dich ausgesucht hat?“
    Emma legte die Stirn in Falten und strich sich müde über das Gesicht. „Ja, aber den habe ich vergessen. Nein, warte … Wymark, so heißt er, glaube ich. Sir Adam Wymark … Ich überlasse ihn dir, Cecily, denn ich will ihn nicht.“

2. Kapitel
    Sobald sie den Wald verlassen hatten, zog Sir Adam Wymark die Zügel seines kastanienbraunen Schlachtrosses Flame an. Sie standen wenige Hundert Yard vor dem Kloster St. Anne’s. Zwar war er nie zuvor hier gewesen, doch dank des Kreuzes, das den Turm des einzigen Steingebäudes weit und breit zierte, erkannte er den Ort sogleich. Irgendwo krähte ein Hahn.
    Mit schwungvoller Geste warf Adam sich den blauen Mantel über die Schulter und gebot seinem Trupp – einem Dutzend Berittener – mit einem Wink Halt. Flame schnaubte und tänzelte, bis das schlammige Erdreich unter seinen Hufen völlig aufgewühlt war. Pferdegeschirr klirrte. „Hier muss es sein“, sagte Adam an seinen Gefährten Sir Richard of Asculf gewandt.
    Mit einem brummenden Laut tat Richard seine Zustimmung kund, und dann ließen beide Männer den Blick über die vor ihnen liegende Landschaft schweifen, um die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf ihren Trupp abzuschätzen. Gewiss, sie waren beritten und bis auf den letzten Mann bewaffnet, doch in diesen Gefilden waren sie die verhassten Eindringlinge und durften es sich nicht erlauben, auch nur einen Augenblick in ihrer Wachsamkeit nachzulassen –, selbst dann nicht, wenn wie jetzt weit und breit keine Menschenseele zu sehen war.
    Die beiden Ritter, Richard und Adam, waren die Einzigen der Männer, die Panzerhemden unter ihren Mänteln trugen. Für die
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