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Novizin der Liebe

Novizin der Liebe

Titel: Novizin der Liebe
Autoren: CAROL TOWNEND
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allmählich wieder einen klaren Gedanken fassen und hatte einige Fragen. „Und dennoch … wenn Maman vor drei Tagen gestorben ist, musst du deine Abreise zu mir hinausgezögert haben. Da ist noch etwas, nicht wahr?“
    Emma blieb stehen. „Ja. Das Kind lebt. Es ist ein Junge.“
    Cecily starrte sie ungläubig an. „Ein Junge? Und er lebt? Oh, das ist ein Wunder … neues Leben nach so viel Tod und Trauer!“ Ihre Miene verfinsterte sich. „Doch so früh? Emma, er kann nicht überleben.“
    „Das war auch mein Gedanke. Er ist wirklich sehr klein. Ich habe mir die Freiheit erlaubt, ihn auf den Namen Philip taufen zu lassen, für den Fall, dass … dass …“
    Emma versagte die Stimme, doch mehr brauchte sie ohnehin nicht zu sagen. Nach vier Jahren im Kloster war Cecily die Auffassung der Kirche in diesen Dingen nur allzu vertraut. Falls das Kind starb, sollte es als getaufter Christ sterben, andernfalls wäre es bis in alle Ewigkeit eine verlorene Seele.
    „Philip“, murmelte Cecily. „Der Name hätte Maman gefallen.“
    „Ja. Und es ist kein angelsächsischer Name. Wenn er also überlebt … ich dachte, mit einem normannischen Namen hätte er es gewiss später leichter.“
    „Es war ein kluger Gedanke, Mamans Herkunft statt Vaters zu betonen“, bekräftigte Cecily. Der Sohn eines angelsächsischen Thane würde es nicht sehr weit bringen im Leben, falls England tatsächlich normannisch werden sollte; der Sprössling einer normannischen Edelfrau dagegen …
    Emma trat zu ihr und berührte sie am Arm. Abermals nahm Cecily den zarten Rosenduft im November wahr, wurde sich bewusst, aus welch edlem Stoff das Kleid ihrer Schwester bestand, wie weiß ihre Hände waren, wie gepflegt ihre Nägel. Der Schmutz und der Schlamm der englischen Straßen mochten sie befleckt haben, doch die Erlesenheit ihrer Kleidung und ihr hoher Stand waren unverkennbar.
    Verlegen strich Cecily sich über ihre grob gewebten Röcke im vergeblichen Versuch, diese von Staub und Knitterfalten zu befreien und das Loch über dem Knie zu verbergen. Dort war der Stoff gerissen, als sie vorhin im Kräutergarten Fenchelknollen ausgegraben hatte.
    „Ich wäre sofort gekommen, um es dir zu sagen, Cecily, wenn ich nicht alle Hände voll damit zu tun gehabt hätte, mich um unseren neugeborenen Bruder zu kümmern.“
    „Du hast gut daran getan, dich zuerst seiner anzunehmen. Meinst du, er wird überleben?“
    „Dafür bete ich. Ich habe ihn in Gudruns Obhut zurückgelassen. Sie ist selbst vor einigen Monaten niedergekommen, mit einem Mädchen, und ist nun seine Amme.“ Emma begann erneut, rastlos im Zimmer auf und ab zu gehen. „Zuerst wollte er nicht trinken, doch Gudrun hat nicht aufgegeben, und nun … und nun …“ Ein schwaches Lächeln erhellte ihr Antlitz. „Ich glaube, er wird gedeihen.“
    „Wenigstens eine gute Nachricht!“
    „Ja.“ Emma wandte sich um, nahm ihre kurze Reitpeitsche vom Tisch und klopfte sich nervös auf den Schenkel. Den Blick zur Tür hinaus gerichtet, stand sie mit dem Rücken zu Cecily und starrte auf den Rauch aus dem Küchengebäude, der im Hof umherwirbelte. „Cecily … ich … ich gestehe, dass ich eigentlich nicht gekommen bin, um dir von Philip zu erzählen …“
    „Nein? Weshalb dann?“ Cecily wollte auf sie zugehen, doch eine scharfe Handbewegung ihrer Schwester hielt sie davon ab. „Emma?“
    „Ich … ich bin gekommen, um dir Lebewohl zu sagen.“
    Cecily sah verständnislos drein. Sie meinte, nicht recht gehört zu haben. „Was?“
    „Ich gehe nach Norden.“ Emma sprach hastig, ihre Haltung war kerzengerade. „Es wurden noch weitere Boten geschickt, nachdem Maman … nachdem Philip geboren wurde. Boten von Herzog Wilhelm.“
    „Normannen? Nach Fulford Hall?“
    Ein ruckartiges Nicken. „Mittlerweile dürften sie angekommen sein.“
    Cecily berührte ihre Schwester am Arm, damit sie sich umdrehte, doch Emma widersetzte sich ihrem Drängen und starrte weiter unverwandt zur Tür hinaus. „Die Aaskrähen sind bereits da“, sagte sie bitter. „Tüchtig sind sie immerhin, denn sie haben keine Zeit verloren, um unsere Ländereien an sich zu reißen. Der Herzog weiß, dass unser Vater und Cenwulf gefallen sind. In einer verworrenen Nachricht, in der von König Harolds Niedertracht und seinem angeblichen Eidesbruch die Rede war, wurde mir mitgeteilt, dass ich, Thane Edgars Tochter, zu Herzog Wilhelms Mündel erklärt und einem seiner Ritter zur Frau gegeben werden solle. Und bei diesem handelt
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