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Nosferas

Nosferas

Titel: Nosferas
Autoren: Ulrike Schweikert
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beiden grobschlächtigen Vampire aus den Labyrinthen unter Paris verzogen keine Miene, Lucien knurrte leise, aber Dame Elina ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Ihr Blick wanderte weiter zu dem kleinen, untersetzten Vampir aus Rom.
    »Conte Claudio de Nosferas!« Er lächelte und nickte ihr zu.  Die Gesichter der nächsten beiden zeigten dagegen Abscheu. Dennoch begrüßte Dame Elina auch die Geschwister aus Wien. »Baron Maximilian und Baronesse Antonia vom Clan der Dracas.« Wie schön sie waren! Man konnte sich ihrer Ausstrahlung nur schwer entziehen.
    Zuletzt richtete Dame Elina ihren Blick auf den irischen Clanführer, aus dessen Haar bereits der letzte rötliche Schimmer gewichen war. »Donnchadh vom Clan der Lycana.« Er lächelte nicht, erwiderte ihren Blick jedoch aus seinen dunklen Augen mit einer Intensität, die Dame Elina schaudern ließ.
    Sie räusperte sich und sah zu Lord Milton zurück, der das Wort ergriff, ehe sie ihre Begrüßung beenden konnte. Er benutzte die kehlige Sprache der Vampire, die sie vom Anbeginn der Zeit miteinander verband.
    »Wir sind hier zusammengekommen, weil uns allen inzwischen klar geworden sein dürfte, wie ernst die Lage ist. Ich denke, wir sind uns einig …«
    »Wir sind uns überhaupt nicht einig!«, unterbrach ihn Baron Maximilian in scharfem Ton. »Mit welchem Recht übernehmt Ihr den Vorsitz?«
    »Nun, einer muss die Misere aussprechen«, gab Lord Milton genauso scharf zurück. Die Männer funkelten einander an. Die Seigneurs Lucien und Thibaut fauchten und entblößten ihre Reißzähne.
    »Es ist eine Tatsache, dass es um den Fortbestand unserer Familien erschreckend steht!«, erhob Dame Elina ihre Stimme.
    »Ach ja? Und deshalb ermuntert Ihr Eure Unreinen, die Herrschaft zu ergreifen«, rief Baronesse Antonia.
    »Wir leben frei und gleichberechtigt mit unseren Servienten - wir bevorzugen, sie so zu nennen! Doch Ihr mit Eurem Verhalten fordert einen Umsturz geradezu heraus!«
    »Sklaven muss man wie Sklaven behandeln.« Die spitzen Zähne der Baronesse blitzten.
    »Sie sind unsere Schatten, die uns dienen, ja, aber keine Sklaven«, widersprach Conte Claudio und faltete seine Hände über dem runden Bauch.
    »Sklaven, Diener, Umsturz, darum geht es doch gar nicht«, schimpfte Seigneur Lucien. »Es geht um die Kinder. Um unsere Kinder!«
    »Dass Euch in Frankreich eine Revolte nicht schreckt, wundert mich nicht«, gab Baron Maximilian zurück. »Ihr habt damit ja reichlich Erfahrung. In Österreich-Ungarn sind die Verhältnisse noch, wie sie sein sollen, und jeder kennt seinen Platz!«
    Dame Elina lachte hell auf. »Das hätte Euer Kaiser wohl gern! Sein Festhalten an Ungarn, Böhmen und Kroatien wird ihm das Genick brechen und ihm mehr Revolutionen einbringen, als Frankreich je hatte! Und dann auch noch die Herzegowina! Er kann den Hals nicht voll kriegen. Österreich hätte die Völker ziehen lassen und sich dem großen Deutschen Reich anschließen sollen. So hat der Zerfall für Euch bereits begonnen. Seht Euch Italien an! Es hat sich seine Länder zurückgeholt und sich vom verhassten österreichischen Joch befreit!«
    »Weib, schweigt und sprecht nicht von politischen Dingen, von denen Ihr nichts versteht!« Alle redeten durcheinander.
    »Ruhe!«, rief Lord Milton und schlug so hart mit der Faust auf den Tisch, dass ein Knacken durch das Eichenholz lief. »Was interessiert uns die Politik der Menschen?«
    Plötzlich sprang Seigneur Lucien auf. »Menschenblut.« Die Vampire verstummten. »Ich kann es wittern. Drunten in der Halle.«
    Conte Claudio schüttelte den fast kahlen Schädel. »Seigneur, Ihr müsst Euch irren. In der Halle sind nur unsere Schatten.«
    »Er irrt sich nicht«, bestätigte Seigneur Thibaut. Seine Augen leuchteten rot. Sie starrten auf die Türklinke, die sich langsam senkte.
    Alle sprangen von ihren Stühlen auf. Die Tür öffnete sich und eine Gestalt in einem dunkelgrünen Gewand trat herein. Zuerst konnten die Versammelten nur erkennen, dass sie selbst für  einen Menschen ungewöhnlich klein und schmächtig war. Die Gesichtszüge blieben unter einer Kapuze verborgen. Zwei Wölfe folgten ihr und setzten sich, als sie stehen blieb, zu beiden Seiten. Aufrecht saßen die beiden Raubtiere da, nur ihre gelben Augen bewegten sich und musterten die Vampire durchdringend.
    »Habe ich es mir doch gedacht, dass ihr euch gegenseitig an die Kehle geht, kaum dass ihr euch hier versammelt habt«, sagte eine warme Stimme mit einem Lachen. Eine
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