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Normal: Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen (German Edition)

Normal: Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen (German Edition)

Titel: Normal: Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen (German Edition)
Autoren: Allen Frances
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starkes französisches Heer vor sich hat und dennoch das Unmögliche schafft: Trotz ihrer ungeheuren Überlegenheit werden die Gegner vernichtend geschlagen. Man gebe nie vorzeitig auf, auch wenn die Chancen noch so schlecht stehen. Ab und zu kommt es vor, dass ein mickriger David das Wunder vollbringt, und der unbesiegbar scheinende Goliath beißt ins Gras.
    Und wir haben einen großen Vorteil auf unserer Seite: Unser Anliegen ist richtig, und manchmal setzt sich Recht tatsächlich gegen Macht durch. Hoffen wir also, dass die Vernunft am Ende siegt. Wer hätte gedacht, dass die Tabakindustrie, die einst ebenfalls unbesiegbar schien, so schnell von ihrem hohen Ross steigen musste? Auch der Pharmaindustrie kann dieser Sturz bevorstehen – dieser Kaiser trägt tatsächlich keine Kleider.
    Bevölkerung und Politik könnten irgendwann erkennen, dass wir keine Haufen kranker Individuen sind, jedes mit einem Paket psychiatrischer Diagnosen beladen, und folglich insgesamt eine kranke Gesellschaft. Diesen Mythos haben eine überambitionierte Psychiatrie und eine gefräßige pharmazeutische Industrie in die Welt gesetzt. Die überwiegende Mehrheit von uns ist ziemlich normal und möchte gern normal bleiben.
    Meine zwei Ziele, die Rettung der Normalität und die Rettung der Psychiatrie, sind in Wahrheit ein einziges. Die Normalität retten wir nur, indem wir die Psychiatrie retten, und die Psychiatrie retten wir nur, indem wir sie in ihre Schranken weisen. Das Vermächtnis des Hippokrates ist heute so wahr wie vor zweieinhalbtausend Jahren: Sei bescheiden, kenne deine Grenzen, richte keinen Schaden an.
    Die Normalität ist jeden Rettungsversuch wert. So wie die Psychiatrie.

 
    DANK
     
     
    Fast alles, was ich über Psychiatrie weiß (und vieles, was ich vom Leben, von den Menschen, von mir verstehe), verdanke ich meinen Patienten und sechzehn weiteren Personen (keine Patienten von mir), die mich an bewegenden Erinnerungen teilhaben ließen und mir ihre manchmal schrecklichen, manchmal wunderbaren Erfahrungen mit psychiatrischen Diagnosen und Therapien beschrieben. Zu Dank verpflichtet bin ich auch den vielen Hundert Kollegen, die mir während meiner beruflichen Laufbahn auf vielfältigste Weise geholfen haben: Ich kann nicht alle namentlich aufzählen, aber ihr wisst, wer gemeint ist, und ihr wisst auch, dass ich euch für immer zutiefst dankbar bin. Einige muss ich dennoch eigens erwähnen. Nachdem ich von Natur aus ein selbstsüchtiger und hedonistischer Mensch bin, hätte ich mich ganz bestimmt nicht freiwillig auf die Herkulesaufgabe einer Psychiatriereform eingelassen – vor allem nicht zu diesem späten und ansonsten pflichtenfreien Zeitpunkt meines Lebens. Aber das beschämende Vorbild mehrerer Kollegen ließ mir keine andere Wahl. Bob Spitzer hat mich vor fünfunddreißig Jahren mit der Diagnostik, für deren Verbesserung er sich zeit seines Lebens mit Leib und Seele einsetzte, bekannt gemacht und auf den Geschmack gebracht. Barney Carrolls unermüdliche Anstrengung, die Psychiatrie auf höchstem Niveau zu halten, zwang mich aufzustehen, als ich sah, wie es mit dem Anspruch unserer Disziplin bergab ging. Er weiß zwar nichts davon, aber auch Paul McHugh hat mich mit seinen zahlreichen öffentlichen Stellungnahmen aufgerüttelt und aus dem beschaulichen Dasein in meinem Strandhaus gerissen. Und obwohl ich mit den extremen Ansichten des jüngst verstorbenen Tom Szasz ganz und gar nicht übereinstimmte, war er mir persönlich äußerst sympathisch, und es ist bewundernswert, wie er jederzeit bereit war, auch um den Preis persönlicher Opfer für seine Überzeugungen zu kämpfen. Ein besonderer Dank gilt dem bunt zusammengewürfelten Team meiner Netzfreunde (von denen ich viele nie persönlich kennengelernt habe), die mir halfen, das Chaos um das DSM -5 zu sortieren, und die Ideen zu diesem Buch beisteuerten – vor allem Suzy Chapman, Gary Greenberg, Melissa Raven, Mickey Nardo, Dayle Jones, Joanne Cacciatore, Donna Rockwell, Russell Friedman, Martin Whitely, Jon Jureidini und Jack Carney. Meine sonst so geräuschvollen Enkelkinder legten eine überraschende und ganz untypische Langmut an den Tag, während ich endlose Stunden mit dem Tippen und Überarbeiten dieses Buchs auf meinem geliebten BlackBerry – von ihnen genussvoll mein »böser Freund« genannt – beschäftigt war. Meine Agentin Carrie Kania verkaufte das Buch nicht nur – sie unterstützte mich auch bei der Konzeption und gab ihm Form. Meinem
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