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Nonstop in die Raketenfalle

Nonstop in die Raketenfalle

Titel: Nonstop in die Raketenfalle
Autoren: Stefan Wolf
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Teilhaber, aber mit geringerem Anteil.«
    »Ihm gehört ein Siebtel.«
    »Na also!«
    »Ich kann das nicht glauben.«
    »Du kannst es dir nicht
vorstellen«, sagte Gaby, »weil dieses Denken nicht in deinem Kopf ist. Das ist
der Schwachpunkt ehrlicher Menschen. Sie können selbst nicht so böse handeln,
trauen es also auch anderen nicht zu. Deshalb gibt es, grob eingeteilt,
Übeltypen und Gutmenschen.«
    »Ich bin kein guter Mensch«,
murmelte Paolo. »Ich bin nur ein Koch.«
    »Ein so hervorragender Koch wie
du«, schaltete sich Klößchen ein, »der die Gäste mit schmackhaften Speisen
versorgt, ist mehr als ein guter Mensch — der ist fast schon ein Engel.«
    Paolo war nicht fähig zu einem
Lächeln. Er sank in einen der Ledersessel und hielt sich an den Lehnen fest.
    »Das alles ist natürlich kein
Beweis«, sagte Tim. »Aber die Indizien (verdächtige Hinweise) sind
erdrückend, wie ich finde: die Kopf stehenden Briefmarken, die gleich lautenden
Formulierungen, Emilios Schleimbeutelcharakter, seine Hinwendung zu Protzgeräten, zum Beispiel ‘nem
Ferrari — alles zusammen ergibt ein Bild.«
    Paolo starrte auf seine Füße.
Ohne den Blick zu heben, sagte er: »Wenn du Recht hast, Tim, bricht für mich
eine Welt zusammen.«

    »Red keinen Unsinn, Paolo.
Nichts bricht zusammen. Im Gegenteil! Du musst dann zwar eine menschliche
Enttäuschung verarbeiten, aber es wird Entwarnung gegeben. Deine Frau und deine
Kinder wären nicht mehr bedroht, du sparst 500 000 Euro und wirst einen
Kompagnon los, der sich als Ganove entpuppt und hinter Gitter gehört. Sieh’s
doch mal so.«
    »Aber wie bekomme ich
Gewissheit?«
    »Das wird einfach. Nämlich so.«
Tim zog ein Schubfach des Schreibtisches auf, weil er bei einem früheren Besuch
gesehen hatte, dass dort eine Schere lag. Mit ihr schnitt er von Karte und
Brief die Briefmarken ab. »Die geben wir unserem Freund Wespe im Präsidium. Du
kennst ihn noch nicht. Wespe ist nur sein Spitzname. Ansonsten ist Inspektor
Bienert die rechte Hand von Gabys Vater, Kommissar Glockner, im Dezernat
Schwerverbrechen. Uns zuliebe wird Wespe im Gerichtsmedizinischen Institut eine
Speichelanalyse machen lassen. Eine leichte Übung, auch wenn der Sabber schon
lange getrocknet ist. Und ich wette meine Kniescheiben gegen zwei Bierdeckel,
dass beide Postwertzeichen von derselben Zunge befeuchtet wurden. Von Emilios
mehr oder weniger belegtem Leckbrett.«
    Paolo nickte. »Ja. Eine gute
Idee.«
    »Lass Karte und Kuvert hier
liegen. Auf deinem Schreibtisch. So, dass Paolo es sieht. Er wird sich wundern
wegen der fehlenden Briefmarken. Du kannst dann ‘ne Show abziehen und auf
verlegen machen, empört oder verärgert — und ihm sagen, welchen Verdacht wir,
TKKG, haben und was nun angeleiert wurde. Dann beobachte mal seine Reaktion.
Wenn er unschuldig ist, kriegt er ‘nen Lach- oder Wutanfall und wird uns zur
Rede stellen. Wenn er schuldig ist, aber nicht mit Speichel befeuchtet hat,
sondern mit Wasser, dann fühlt er sich sicher. Sein Verhalten wird so ähnlich
sein wie bei totaler Unschuld, aber nicht ganz so überzeugend. Ist er schuldig,
kippt er sicherlich aus den Pantinen, oder er flieht Hals über Kopf. Letzteres
kannst du verhindern, indem du ihn mit deinem Brieföffner in Schach hältst, bis
die Polizei antanzt.«
    Paolo straffte sich.
»Aufschlitzen werde ich ihn.«
    »Mach dich nicht unglücklich«,
warnte Gaby. »Ihn bedrohen reicht völlig.«
    »Wo ist er denn jetzt?«, fragte
Tim.
    »Bei seinen Freunden.
Irgendwelche Saufkumpane. Ich kenne die nicht.«
    »Kommt er heute noch her?«
    »Er hat’s vor. Aber
wahrscheinlich ist dann schon später Abend.«
    »Auf jeden Fall zu spät für
uns«, nickte Tim. »Unbedingt rufst du uns an, okay. Wir wollen wissen, wie er
reagiert.« Tim wandte sich an seine Freunde. »Jetzt könnten wir noch mal zu
Indira brettern. Die Zeit reicht. Sicherlich ist unsere Dolchexpertin zu Hause.
Und was wir weghaben, haben wir weg, ist heute erledigt und nicht auf morgen
verschoben. Auf dem Rückweg fahren wir beim Präsidium vorbei und geben Wespe
die Briefmarken.«
    Karl hielt schon sein Handy in
der Hand und tippte Indiras Rufnummer.

6. Miese
Show im Russenhaus
     
    Eine Show lief ab, eine Posse,
ein schlechtes Theaterstück. Die ganze Zusammenkunft im Russenhaus war nichts
als eine Lüge. Aber Emilio merkte es. Er wusste auch, dass diese Aufführung nur
seinetwegen stattfand. Und unter einer anderen Voraussetzung wäre er vielleicht
geschmeichelt gewesen von
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