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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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bevor ihm auffiel, was er da gesagt hatte. »Ich meine, Sie haben die Dame, Kenny. Sie müssen bieten.«
    Kenny sah ihn mit einem keineswegs coolen Blick an und warf dann einen Dollar in den Pott. »Die Dame bietet einen Dollar.«
    »Ich renoviere da dieses Haus in Kanada«, sagte Vargas. »Auf Sugar Island. Sie werden nicht glauben, was ich da in die Küche packe. Allein schon der Fußboden, Kacheln aus Mexiko. Das Problem ist nur, da gibt es diese Kerle am Zoll. Dicke alte blöde Kanucken, sitzen auf der Brücke und werden im Grunde dafür bezahlt, daß sie die ganze Zeit schlechte Laune haben. Wenn sie sehen, daß ich mit ’nem Kühlschrank rüberfahre, nehmen sie das persönlich. So als ob ich den Kanadiern die Jobs wegnähme, wenn ich einen amerikanischen Kühlschrank liefere.«
    »Zoll auf langlebige Verbrauchsgüter«, sagte Bennett. »Nennen die das nicht so?«
    »So nennen die das«, bestätigte Vargas. »Sie sollten es aber Straßenraub nennen.«
    »Ich dachte, es sei nicht mehr so schlimm. Ich meine, jetzt mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen.«
    »Sie regen sich jetzt weniger über Kleinzeug auf«, sagte Vargas. »Bis zu hundert Dollar oder so. Aber die großen Posten auf der Rechnung, da lassen sie es einen immer noch wissen.«
    »Aber das zahlt doch wohl der Kunde, oder?«
    »Ja, das kann man wohl so sagen, Bennett. Ich tue das bestimmt nicht.«
    »Was sind das für Leute?« fragte ich. »Wer kann denn so viel Geld bloß für eine Küche ausgeben?« Ich hätte nicht fragen sollen. Ich hätte besser mein Maul gehalten und Karten gespielt und den Whiskey des Typen getrunken. Das hätte ich tun sollen.
    »Viele Leute bauen sich Häuser in Kanada«, erklärte er. »Sie würden überrascht sein. Aber da drüben verdiene ich nicht wirklich meine Brötchen …«
    »Wo denn dann?«
    »Bay Harbor.«
    Bei den Worten lief es mir kalt über den Rücken. Bay Harbor. Da hätte er genausogut sagen können Sodom und Gomorrha.
    »Da habe ich die meiste Kohle gemacht«, sagte er. »In Bay Harbor. Natürlich ist das inzwischen etwas überlaufen.« Er sah sich sein Blatt an, das er sich vor die Brust hielt. Er hielt Kennys Dollar und erhöhte um zehn. »Stimmt das so, Kenny?«
    Kenny schob seine Karten zusammen: »Zu viel für mich.«
    »Die große Frage ist jetzt, wer das nächste Bay Harbor baut«, sagte Vargas. »Und wo er das tut.«

Kapitel 3
    Wenn Sie nach Süden fahren, über die Mackinac-Brücke und dann die M-31 am Ufer des Lake Michigan entlang, ist die erste Stadt, auf die Sie treffen, Petoskey. Einst war der Ort ein verschlafenes Fischerdorf, nun ist es ein Himmel für Yuppies. Wenn Sie dann weiter nach Charlevoix fahren, einem weiteren kleinen Fischerdorf, das zum Yuppiehimmel wurde, treffen Sie etwa auf halbem Wege auf Bay Harbor. Besser gesagt – Bay Harbor trifft Sie. Das erste, was Sie sehen, ist der Bay Harbor Yacht Club. Direkt an der Straße steht ein weißes Gebäude, total als Leuchtturm verkleidet. Am Tor sitzt eine Wache, die darauf wartet, Sie abchecken zu können, ob Sie auch auf seiner Liste stehen. Ein Stück weiter runter befindet sich der Bay Harbor Golf Club. Noch ein weißes Gebäude direkt an der Straße, noch eine Wache am Tor. Jenseits der Straße, auf einem Hügel, der so hoch ist, wie Hügel es in diesem Teil Michigans nun einmal sind, liegt das Bay Harbor Reitsportliche Zentrum. Überall sonst im Staat wäre es ein Pferdehof. Hier ist es ein Reitsportliches Zentrum. Man muß wohl nicht eigens betonen, daß es dort ein Tor mit einer Wache gibt.
    Die Häuser liegen alle an der seewärts gelegenen Seite der Straße, klar. Sie müssen durch ein weiteres Torgebäude, um dorthin zu gelangen. Es gibt da auch Anlagen mit Eigentumswohnungen und ein großes Hotel. Es gibt dort sogar eine kleine Hauptstraße, wo Sie Diamanten anprobieren können, vielleicht auch ein Gemälde kaufen und dann einen Cappuccino trinken. Wenn Sie nicht ganz viel Geld locker haben, machen Sie sich gar nicht erst die Mühe, langsamer zu fahren. Werfen Sie nur einen kurzen Blick auf Bay Harbor, mein Freund – seien Sie beeindruckt, seien Sie neidisch, seien Sie traurig, daß Sie nicht selbst dort wohnen können. Und fahren Sie dann weiter.
    »Das Problem ist«, fuhr Vargas fort, »daß der Markt irgendwann gesättigt ist. Sie können nur so und so viele exklusive Häuser in einem Ort bauen. Deshalb ist mir klar, daß irgendwo anders der nächste große Boom wartet. Das muß einfach so sein. Bei Bay Harbor
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