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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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Hartholz, mit dazu passendem Handlauf, getragen von dünnen Holzstäben. Mein alter Herr, der Zimmermann im Selbststudium, wäre zutiefst beeindruckt gewesen.
    »Da drüben sind die Gästezimmer, und hier ist unsere Suite.« Ein großes Doppelbett stand darin, ganz in Weiß mit lavendelfarbenen Spitzen. »Vermutlich muß ich das gar nicht eigens betonen – für die Inneneinrichtung ist meine Frau verantwortlich. Hier geht’s ins Bad. Wie finden Sie es?«
    Ich blickte hinein und sah einen nicht in den Boden eingelassenen Whirlpool, eine separate Dusche, zwei Schminkspiegel und zwei Waschbecken. die Armaturen funkelten wie ein Piratenschatz. »Das ist allerdings was«, sagte ich. Ich hatte mir schon insgeheim überlegt, daß das Schlafzimmer größer war als meine gesamte Hütte. Jetzt fragte ich mich, ob das beim Bad nicht auch der Fall war.
    »Diese Whirlpools führen wir jetzt auch«, sagte er. »Sie haben keine Vorstellung, wie teuer die sind. Schätzen Sie mal.«
    »Ich habe nicht die geringste Vorstellung.«
    »Ist auch egal. Eigentlich gehört es sich ja auch nicht. Aber jetzt zeige ich Ihnen den schönsten meiner Räume.«
    Er führte mich zum Ende des Flurs und öffnete eine Tür. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen umgestellt hatten – es war der einzige Raum im Haus, der nicht so hell wie ein Operationssaal war. Er drehte den Dimmer ein wenig auf, so daß ich sehen konnte, wo ich hinging. An zwei Wänden reichten Bücherregale vom Fußboden bis zur Decke, an einer dritten hingen Karten für die Seefahrt. Am Fenster stand ein Teleskop auf einem Dreifuß. »Ich nenne das hier mein Seezimmer. Kommen Sie und schauen Sie mal.«
    Er dimmte das Licht wieder, während ich in das Teleskop schaute. Es zeigte nach Nordwesten. Als ich es bewegte, konnte ich Schleusen vom Soo und die Internationale Brücke erkennen. Ich war mir sicher, daß man am Tage auch den See selbst sehen würde.
    »Mein Gott, wie ich diesen See liebe«, sagte er. »Geht es Ihnen genauso, Alex?«
    Ich sah ihn an. Bei dem gedämpften Licht konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, aber sein kahler Schädel schien zu leuchten.
    »Was ist da drin?« fragte ich. Unter den Karten befanden sich Vitrinen an der Wand.
    Er drehte das Licht wieder auf. »Verschiedene Sammlungsstücke. Ich bin Sammler.«
    In einer Vitrine befanden sich Relikte aus Schiffswracks – eine kleine Messingglocke, ein Metallkamm, ein Becher aus Zinn.
    In einer anderen Vitrine lagen Sachen, die indianischen Ursprungs zu sein schienen – eine Pfeilspitze, ein hölzernes Paddel in fortgeschrittener Auflösung, eine kleine Metallschüssel, die zur Rußbereitung gedient haben mochte. Alle Gegenstände zeigten diesen speziellen rötlich grauen Schimmer an den Rändern, den Gegenstände bekommen, die sehr lange in Süßwasser gelegen haben.
    »Wie sind Sie da drangekommen?« fragte ich. »Ich dachte, die Bergungsgesetze seien da recht streng.«
    »Im in Michigan gelegenen Teil schon. In Kanada weniger. Was soll ich sagen; Taucher bergen die Sachen, verkaufen sie an jemanden, der sie wieder weiterverkauft. Wenn ich dann etwas erwerbe, kommt es sofort in diesen Raum und bleibt auch hier. Meine Frau findet das etwas abartig, aber ich sag dann, hey, wenn ich mal sterbe, geht jedes der Stücke ans Museum. Entweder an das Schiffbruchsmuseum draußen in Whitefish Point oder an das Indianermuseum im Community College.«
    Auf mich wirkte das immer noch nicht ganz korrekt, aber das sagte ich ihm nicht. So nickte ich ihm nur zu und hoffte, das Pokerspiel würde bald beginnen. Und wenn er mir, wie Jackie gesagt hatte, teuren Whiskey anbieten wollte, war auch dafür der rechte Zeitpunkt gekommen.
    Als wir endlich wieder am Pokertisch waren, saß Gill LaMarche an seinem Platz und verteilte seelenruhig Chips. »Nun schaut mal, wer da ist«, sagte Vargas. »Sie haben die Führung verpaßt.«
    »Bin schon dagewesen, habe die Führung schon mal mitgemacht«, sagte er, »und das T-Shirt habe ich auch schon gekauft.« Gill war Mitglied des Sault-Stammes und wohnte in der Stadt, direkt neben dem Kewadin Casino. Wie bei den meisten Ojibwas in Michigan, besonders bei den Sault-Angehörigen, die beim Abstammungsnachweis weniger streng waren als die anderen Stämme, dachte man gar nicht »Aha, Indianer«, wenn man ihn das erste Mal sah. Wenn man wußte, worauf man zu achten hatte – eine leichte Fülle an den Backenknochen, eine ruhige und bedächtige Art um die Augen herum –, konnte man es
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