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Noelles Demut

Noelles Demut

Titel: Noelles Demut
Autoren: Kat Marcuse
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gemeldet, und Noelle war davon ausgegangen, dass sie nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Dass Lydia ihre Zuneigung für Tom nicht nachvollziehen konnte, war am Morgen nach der Hochzeit bei einem Streit deutlich geworden. Die anschließenden Telefonate waren angespannt und oberflächlich, und als Lydias Anrufe ausblieben, war sie zu stolz gewesen, ihr hinter zu telefonieren. Heute wusste Noelle, dass Tom sie bewusst isoliert hatte. Wie oft Lydia wohl versucht hatte, sie zu erreichen?
    Lange schwiegen die beiden Freundinnen. Lydia musste vor Neugier fast platzen, doch Noelle fand die richtigen Worte nicht. Die letzten Monate waren eine einzige Demütigung und Erniedrigung gewesen. Wie sollte sie Lydia begreiflich machen, dass sie es anfangs gewollt hatte?
    „Der Mistkerl hat dich geschlagen, nicht wahr?“, brach es aus Lydia heraus.
    Noelle schlug beschämt die Lider nieder. Er hatte mehr als das getan. Noelle konnte sich kaum noch an alle Abscheulichkeiten erinnern, wollte sie aus ihren Erinnerungen streichen.
    „Ich habe versucht, ihn zu erstechen“, flüsterte Noelle. „Ich dachte, er schlägt mich tot. Ich wusste mir nicht anders zu helfen.“
    Lydia kam um den Tresen herum und nahm Noelle behutsam in den Arm. Beiden liefen Tränen über die Wangen.
    „Er wird mich finden, und dann ist alles aus.“
    „Schhht! Er wird dich nicht finden. Du kannst bleiben, so lange du willst. Ich kümmere mich um dich. Das hätte ich schon viel früher tun sollen. Als der Kontakt zu dir abgebrochen ist, wusste ich tief in mir drin, dass etwas nicht stimmt. Ich war einfach zu feige, mich einzumischen.“
    „Du hättest es nicht aufhalten können.“
    „Ich hätte dich da rausholen müssen. Komm! Ich lass dir ein Bad ein, und dann schläfst du dich erst mal aus. Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“
    Völlig erschöpft folgte Noelle ihrer Freundin ins Bad. Wenn sie doch nur daran glauben könnte. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass dieser Alptraum nach dem Erwachen ein Ende hätte?

Kapitel 3
     
    Überreizt lief Simon in seinem Haus auf und ab. Er kam nicht zur Ruhe. Der Gedanke, dass Noelle die Nacht vielleicht unter einer Brücke verbrachte, machte ihn rasend. Noelle! Ihr Name war wie Gesang auf seiner Zunge. Immer wieder sprach er ihn laut aus. Ein Flehen in die Stille der Nacht. Wenn er doch nur wüsste, ob es ihr gut ging.
    „Was machst du nur mit mir? Noelle! Wo bist du?“
    Noch nie hatte er sich nach einer Frau so sehr gesehnt. Er begriff diese Reaktion auf Noelle selbst nicht, hatte aber bereits vor Stunden aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen.
    Bei seinem Rundgang durchs Haus blieb er vorm Spiegel stehen. Er war groß, eins dreiundneunzig, und muskulös. Er war immer stolz auf seinen vor Kraft strotzenden Körper gewesen. Jetzt sah er sich in einem anderen Licht. Der kahl rasierte Schädel, der bohrende Blick und seine bullige Statur mussten ihr Angst eingejagt haben. Mein Gott, wie sie in seinen Armen gezittert hatte. Wie konnte er auch nur einen Moment glauben, sie würde ihm vertrauen, wenn er sie fände? Er wusste ja nicht einmal, wo er beginnen sollte, sie zu suchen.
    Nach allem, was sie durchgemacht haben musste, würde sie wahrscheinlich entsetzt vor ihm zurückweichen. Von seinen sexuellen Wünschen ganz zu schweigen.
    Simon holte tief Luft. Er sollte sie vergessen. Eine Frau, die missbraucht worden war, würde niemals einen Sadisten in ihrer Nähe dulden.
    Jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte Simon die Treppe in sein Schlafzimmer hinauf. Er duschte, zog Lederhose und Shirt an, griff nach den Wagenschlüsseln und machte sich auf den Weg. Es war Samstagnacht. Zeit für eine Session im Club. Mit stoischem Blick wählte er die Zwei des Kurzwahlspeichers seines Handys.
    „Herr?“
    „In einer Stunde bist du im Club!“
     
    Toms Hände lagen um Noelles Kehle und drückten unaufhörlich zu, während er seinen Schwanz in sie stieß. Schmerz empfand sie keinen mehr. Immer wieder schwanden ihr die Sinne. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Vakuum. Schwärze war im Anmarsch, und Noelle sehnte sie herbei.
    Da ließ er los.
    Die lebensnotwendige Luft jagte in ihre Lungen, und Noelle hasste sie. Warum musste ihr Körper so reagieren? Warum hörte er nicht einfach auf zu atmen? Dann hätte das alles ein Ende.
    Jetzt kam der Schmerz zurück. Tom rammte sich so hart in sie, dass Noelle das Gefühl hatte, gepfählt zu werden. Sexuelle Lust empfand sie schon lange nicht mehr, und
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