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Noelles Demut

Noelles Demut

Titel: Noelles Demut
Autoren: Kat Marcuse
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Sie sich.“
    Isabella stand apathisch am Tresen und reagierte nicht auf die Worte der Schwester. Wie in Trance ließ sie sich von Simon zu einem Stuhl führen.
    „Möchtest du einen Kaffee?“, fragte er sanft.
    „Wie kannst du nur so ruhig sein?“, fauchte sie ihn an. „Ihm könnte sonst was passiert sein, und du stehst seelenruhig hier und faselst was von Kaffee.“
    „Er hat dich selbst angerufen, Isabella. Was kann groß passiert sein?“ Mit diesen Worten wollte Simon sich eher selbst beruhigen. Der beißende Krankenhausgeruch zerrte an seinen Nerven. Resigniert ließ er sich auf einen der braunen Plastikstühle sinken.
    Sein Blick wanderte den Gang hinunter. In einiger Entfernung stand eine junge Frau. Sie hatte die Arme um sich geschlungen, als wolle sie sich selbst beschützen. Ihr Blick war traurig und unstet. Immer wieder sah sie sich ängstlich um. Das kinnlange blonde Haar sah zerzaust aus. als ob sie sich immer wieder die Haare raufen würde. Simon schmunzelte in sich hinein, da sie es in diesem Moment wirklich tat. Sie hatte etwas unglaublich Verletzliches an sich. Auf wen sie wohl wartete? Hatte man schlechte Nachrichten für sie? Würde sie in dieser Nacht einen geliebten Menschen verlieren? Während er sie gedankenversunken anstarrte, trafen sich ihr Blicke. Sein Herz machte einen Satz. Überrascht musterte er sie eingehender. Normalerweise reagierte er nicht so emotional auf eine fremde Frau, doch etwas in ihren Augen berührte ihn tief.
    Sie zuckte zusammen, als ihr gegenüber die Tür aufging.
    „Wie geht es ihm?“, fragte sie ängstlich.
    „Er hat eine Gehirnerschütterung. Sonst geht es ihm gut. Sie dürfen jetzt zu ihm.“
    Die junge Frau schien zwar erleichtert zu sein, doch sie schüttelte den Kopf.
    „Ich wollte nur wissen, wie es ihm geht.“
    „Dr. Forrester“, sagte die Schwester von der Anmeldung und trat neben Isabella. „Das hier ist Ms. Steen, Mr. Greens Freundin.“
    Irritiert sah der Arzt die blonde Frau an. „Und wer sind Sie?“
    Sie wich einen Schritt zurück und sah Isabella und Simon ängstlich an. „Niemand! Ich bin niemand.“
    Isabella sprang von ihrem Stuhl auf, warf der Frau einen fragenden Blick zu und verschwand in Lucians Zimmer.
    Simon ging auf die junge Frau zu, die weiter vor ihm zurückwich.
    „Wenn es ihm gut geht, kann ich ja gehen?“, flüsterte sie.
    „Vielleicht sagen Sie mir erst mal, wer Sie sind.“
    Simon ließ seine Stimme ruhig klingen, auch wenn es in ihm brodelte. Wer war die Frau, die so offensichtlich an Lucians Zustand interessiert war? Und warum hatte sie so viel Angst?
    Dr. Forrester trat hinter sie und versperrte ihr den Fluchtweg. Wie bei einem in die Enge getriebenen Tier hastete ihr Blick hin und her. Schweiß trat auf ihre Stirn, und ihr Atem beschleunigte sich. Halt suchend tastete ihre Hand zur Wand, um sich abzustützen. Sie schwankte leicht. Instinktiv griff Simon nach ihr. Als er ihren Arm berührte, wimmerte sie gequält, wich zurück und prallte gegen Forresters Brust. Keuchend holte sie Luft. „Bitte lassen Sie mich gehen. Ich wollte das nicht.“
    Simon sah Forrester fragend an. Der schüttelte den Kopf. Offensichtlich wusste auch er nicht, wer die Frau war.
    Allerdings trat diese Frage im nächsten Augenblick in den Hintergrund. Ihr Keuchen nahm bedrohliche Züge an. Sie begann zu zittern und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Mit einem kläglichen Laut landete sie in Simons Armen. Er fing sie auf und hob sie hoch. Sie schien nichts zu wiegen. Fast zerbrechlich wirkte ihr Körper unter der dicken Kleidung.
    In Dr. Forresters erstarrten Körper kam endlich Bewegung. „Bringen Sie sie ins Behandlungszimmer. Hier entlang.“
    „Was ist mit ihr?“, fragte Simon, den dürren Körper an sich pressend.
    „Das sieht nach einer Panikattacke aus. Genaueres kann ich erst sagen, wenn ich sie untersucht habe.“
    „Seit wann ist sie hier?“ Simon legte sie auf einer Liege ab und trat zurück.
    „Sie ist gemeinsam mit Mr. Green gekommen. Deshalb ging ich davon aus, dass sie zusammengehören. Sie hat ihn gestützt und wollte ihn nicht alleinlassen.“
    Dr. Forrester zog ihr den dicken Anorak aus. Sie war völlig teilnahmslos und ließ alles über sich ergehen. Simon sog zischend die Luft ein, als er ihre dünnen, mit Blutergüssen übersäten Arme sah.
    „Kann das von dem Unfall sein?“ Simon wusste, dass die Frage dumm war, denn man sah deutlich Fingerabdrücke auf ihrer zarten Haut. Kein Wunder, dass sie in
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