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Noelles Demut

Noelles Demut

Titel: Noelles Demut
Autoren: Kat Marcuse
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Panik geraten war, als er und Forrester sie in die Enge gedrängt hatten.
    Sie war misshandelt worden.
    Dr. Forrester zog eine Spritze auf und gab ihr die Injektion. Die Frau seufzte, öffnete aber nicht die Augen. Alle Kraft schien aus ihr gewichen zu sein.
    „Was geschieht jetzt mit ihr?“, fragte Simon.
    „Aufgrund ihres Zustands werde ich sie erst einmal gründlich untersuchen. Wenn sie an dem Unfall beteiligt war, kann sie innere Verletzungen haben.“
    „Wie geht es Mr. Green?“
    „Nur eine leichte Gehirnerschütterung. Wenn er sich schont, kann er morgen entlassen werden.“
    Das war eine gute Nachricht, doch Simon spürte keine Erleichterung. Sein Blick hing an der blonden Unbekannten. Er griff nach ihrer Jacke und durchsuchte ihre Taschen. „Nichts! Kein Ausweis.“
    Dr. Forrester hielt in der Bewegung inne. „Wenn sie nicht versichert ist …“
    „Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Doktor. Das übernehme ich.“ Simon holte eine Visitenkarte heraus und reichte sie dem Arzt. „Schicken Sie mir die Rechnung.“
    „Ich denke, Sie kennen sie nicht? Warum wollen Sie das tun?“
    Das war eine gute Frage. Simon sah in ihr blasses Gesicht. Ihr Atem ging jetzt ruhig und gleichmäßig. Sie schlief. „Tun Sie einfach, was nötig ist. Ich will, dass ihr geholfen wird.“
    „Wenn ich mir ihren Körper anschaue, wird es mit einer ärztlichen Untersuchung nicht getan sein. Sie braucht mehr Hilfe als das.“
    „Das sehe ich selbst. Machen Sie ihre Arbeit. Ich sehe nach Mr. Green.“
     
    Vor Lucians Tür holte Simon tief Luft. Was für eine Nacht!
    Er hatte ein freches Grinsen im Gesicht, als er das Zimmer betrat. Lucian lag im Bett. Eine Infusionsnadel steckte in seinem Arm. Isabella saß neben ihm und hielt seine Hand.
    „Du Blödmann hast meine Session geschmissen.“
    Lucian lächelte gequält. „Geschieht dir ganz recht, du Lüstling.“
    Simon zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich. „Wie geht’s dir?“
    „Mir platzt der Kopf, sonst ist alles okay. Ihr hättet nicht gleich angerannt kommen müssen.“
    „Halt einfach den Mund. Ich bin vor Angst fast gestorben“, schimpfte Isabella und streichelte dabei liebevoll über Lucians Wange.
    „Wie ist das passiert?“, wollte Simon wissen.
    „Die Kleine hat mir die Vorfahrt genommen. Plötzlich schoss sie aus der Seitenstraße heraus, als wären alle Dämonen der Hölle hinter ihr her.“
    Simon hatte die Vermutung, dass Lucian damit nicht ganz Unrecht hatte.
    „Als ich aus dem Wagen stieg, war noch alles in Ordnung. Ich habe nach ihr gesehen. Völlig verwirrt saß sie am Steuer und hielt krampfhaft das Lenkrad fest. Ich vermute, sie begriff gar nicht, dass sie einen Unfall verursacht hatte. Dann wurde mir schlecht. Erst in diesem Moment realisierte sie, dass etwas passiert war. Sie hat mich ins Krankenhaus gefahren.“
    „Mit ihrem eigenen Wagen?“
    „Ja. Er machte zwar scheppernde Geräusche, aber er fuhr noch. Isabella hat mir erzählt, dass sie vor der Tür darauf gewartet hat, zu erfahren, was mit mir ist. Kümmerst du dich bitte um die Formalitäten für die Versicherung?“
    „Bis jetzt wissen wir noch gar nicht, wer sie ist. Dr. Forrester untersucht sie gerade.“
    „Sie hat nicht viel abbekommen.“
    „Das ist es nicht. Sie hatte einen Zusammenbruch. Das arme Ding ist misshandelt worden.“
    Alle drei schwiegen. In ihrer Welt, wo Schmerz, Demütigung, Unterwerfung und Macht eine so große Rolle spielten, machte brutale Gewalt sie fassungslos.
    Isabella nahm Lucians Hand in ihre. „Ich werde mal nach ihr sehen.“
    „Forrester hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Ich glaube nicht, dass sie ansprechbar ist. Lass ihr erst mal Zeit, sich zu erholen.“
    Isabella sah Simon erstaunt an.
    Mist! Seine Stimme hatte nicht so beherrscht wie immer geklungen. Um ihrem bohrenden Blick zu entgehen, stand Simon auf und fragte Lucian: „Kannst du dich an ihren Wagen erinnern?“
    „Ein blauer Golf. Wenn sie ihn nicht weggefahren hat, müsste er gleich am Eingang stehen.“
     
    Der Wagen stand tatsächlich noch neben dem Eingang. Der Kotflügel war eingedrückt, die Scheinwerfer kaputt. Seine besten Tage hatte der Golf sowieso schon hinter sich. Abgeschlossen hatte sie ihn nicht, und der Schlüssel steckte im Zündschloss. Simon schob den Fahrersitz nach hinten, startete den Wagen und fuhr auf einen Besucherparkplatz. Dann durchsuchte er das Handschuhfach. Ein Päckchen Taschentücher, Bonbonpapier, ein Müsliriegel und CDs waren
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