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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Autoren: Justin Halpern
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bin’s! Justin!«, sagte ich, und das Herz schlug mir bis zum Hals.
    Plötzlich ging eine Lampe an. Mein Dad saß im Jogginganzug (grau, ohne Rallyestreifen) in seinem Lehnsessel und hielt einen Becher dampfend heißen Grog in der Hand, dessen Duft durchs Zimmer wehte.
    »Entschuldige. Ich wusste nicht, dass du noch wach bist«, sagte ich.
    »Dir ist hoffentlich klar, dass ich ein gefährlicher Irrer bin, der erstens eine Schrotflinte sein Eigen nennt und es zweitens auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn finstere Gestalten durch seine Hütte geistern?«
    »Tut mir leid. Ich dachte, ihr liegt längst im Bett. Ich wollte niemanden wecken.«
    »Was willst du hier, um diese Zeit?«
    Ich erklärte ihm, dass der Strom ausgefallen war und ich mein Handy aufladen musste, damit ich den Weckruf hörte und pünktlich zum Flughafen kam und …
    »Schon gut, schon gut, quatsch keine Opern«, sagte er. »Hau dich aufs Sofa, lad dein Handy auf, stell dir den Wecker, und ich sorge dafür, dass du rechtzeitig wach wirst. Ich fahr dich auch zum Flughafen.« Er leerte seinen Grog und trottete in Richtung Schlafzimmer davon. Ich stöpselte mein Handy in die erstbeste Steckdose, zog vorsichtig Hemd und Hose aus, damit sie nicht knitterten, legte mich auf die Couch, schloss die Augen und schlief ein.
    Als ich aufwachte, stand mein Vater vor mir, immer noch im Jogginganzug, in der einen Hand jetzt einen Becher Kaffee, in der anderen ein dickes Buch.
    »Raus aus den Federn«, sagte er und versetzte mir mit dem Buch einen Nasenstüber.
    »Hab ich den Wecker überhört?«, fragte ich, noch immer nicht ganz wach.
    »Keine Ahnung.«
    »Wie spät ist es denn?«, stöhnte ich und rieb mir die Augen.
    »Vier.«
    »Dad, ich hatte mir den Wecker auf halb sechs gestellt. Ich bin todmüde«, erwiderte ich, machte die Augen zu und drehte mich auf die andere Seite.
    »Ach was. Reine Kopfsache. Als junger Assistenzarzt habe ich höchstens eine Stunde pro Nacht geschlafen, und am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und hab ein verdammtes Blag zur Welt gebracht.«
    »Ziemlich verantwortungslos«, meinte ich und zog mir mein T-Shirt über den Kopf, in der Hoffnung, dass er mich dann in Ruhe lassen würde.
    »Steh auf. Ich hab Frühstück gemacht«, sagte er und betätigte einen Schalter, worauf mir blendend grelles Licht die Netzhäute versengte.
    Da wenig Aussicht darauf bestand, dass er mich weiterschlafen lassen würde, setzte ich mich auf und torkelte zum Frühstückstisch, der unter der Last zweier Teller ächzte, auf denen sich jeweils mindestens zehn Scheiben Speck und eine Scheibe Mehrkorntoast stapelten. Mein Dad stellte einen dampfenden Becher Kaffee vor mich hin. Dann ließ er sich mir gegenüber nieder und schlug das Buch auf, mit dem er mich gepiesackt hatte, eine mehrere Kilo schwere Harry-Truman-Biografie. Er las schweigend vor sich hin und führte dabei in regelmäßigen Abständen eine Scheibe Speck zum Mund. Nach etwa einer Minute hielt ich es nicht mehr aus.
    »Du hast mich zum Frühstück geweckt, und jetzt willst du dich noch nicht mal mit mir unterhalten? Sondern einfach nur stumm dasitzen und … essen?«, fragte ich.
    »Klingt verlockend«, sagte er, ohne von seiner Lektüre aufzublicken.
    »Also«, fuhr ich fort. »Ich habe mir deinen Rat zu Herzen genommen, den ganzen Tag im Park verbracht und darüber nachgedacht, ob ich Amanda einen Antrag machen soll.«
    »Wie es aussieht, mit Erfolg, sonst säßest du wohl jetzt nicht hier«, murmelte er, blätterte um und las weiter.
    »Ja. Ich bin mir hundertprozentig sicher. Sie ist es. Die Frau meines Lebens.«
    Er hob ruckartig den Kopf und starrte mich an. Seine Augenbrauen berührten sich, sodass es aussah, als würde ihm eine Raupe über die gefurchte Stirn kriechen.
    »Das ist ja wohl der größte Stuss, den ich je gehört habe«, sagte er, klappte das Buch zu und legte es auf den Tisch.
    »Was? Wieso?«
    »Du bist dir also hundertprozentig sicher, dass diese Ehe für die Ewigkeit gemacht ist?«, fragte er.
    »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Weißt du, woran man einen beschissenen Wissenschaftler erkennt?«
    »Nein, das weiß ich nicht. Und es ist mir auch egal. Ich will darüber jetzt nicht reden«, blaffte ich.
    »Nun mach dir mal nicht gleich ins Hemd und iss deinen Speck.«
    Um meinem Missfallen gebührend Ausdruck zu verleihen, schob ich demonstrativ den Teller von mir, lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ein beschissener Wissenschaftler
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