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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Autoren: Justin Halpern
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erwartet bei einem Experiment von vornherein ein bestimmtes Resultat.«
    »Machen das nicht alle Wissenschaftler? Ich glaube, man nennt es Hypothese«, entgegnete ich.
    »Was? Nein. Himmel, Arsch und Zwirn! Lernt man in der Schule heute eigentlich gar nichts mehr? Eine Hypothese ist es, wenn ein Wissenschaftler sagt: ›Das könnte unter Umständen passieren.‹«
    »Okay.«
    »Aber wenn du ein Experiment anstellst und von vornherein hundertprozentig sicher bist, dass du mit deiner Vermutung richtigliegst, ist das ganze Experiment für ’n Arsch, weil du nicht darauf vorbereitet bist, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Und wenn dann etwas schiefgeht – und es geht immer etwas schief –, merkst du es entweder nicht oder tust so, als wäre nichts gewesen, weil du dir beim besten Willen nicht vorstellen kannst, dass du es selbst vermasselt hast. Und was ist das Ergebnis?«, fragte er.
    »Ein misslungenes Experiment.«
    »Bingo. Ein Experiment lässt sich nur dann erfolgreich durchführen, wenn man in Betracht zieht, dass es auch in die Hose gehen kann.«
    Ich schwieg und versuchte, das Gehörte zu verdauen.
    »Und mit der Ehe verhält es sich genauso«, sagte er.
    »Schon kapiert.«
    »Ich wollte lediglich auf Nummer sicher gehen, nachdem du ja noch nicht mal wusstest, was eine Hypothese ist.«
    »Und wie lässt sich verhindern, dass es schiefgeht?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich halte mir einfach immer wieder vor Augen, dass ich eine Frau gefunden habe, die offenbar ganz gern mit mir verheiratet ist, und darum bemühe ich mich, nett zu ihr zu sein. Und mich nicht gerade dann zu einem gemütlichen Schiss auf dem Klo niederzulassen, wenn sie unter der Dusche steht.«
    »Ich hab ein gutes Gefühl bei der Sache«, sagte ich.
    »Zu Recht. Sie ist eine echte Rassefrau«, sagte er.
    »Jetzt mach aber mal ’nen Punkt. Sie ist doch kein Pferd.«
    Er lachte. »Und jetzt ab unter die Dusche, damit du nicht stinkst wie ein Iltis, wenn du deiner Zukünftigen einen Antrag machst.« Dann schnappte er sich sein Harry-Truman-Buch und las weiter.
    Anderthalb Stunden später setzte mich mein Vater vor dem San Diego International Airport ab. Es war noch immer dunkel draußen.
    »Danke fürs Fahren«, sagte ich und stieg aus.
    »Kein Problem. Da fällt mir ein: Fang bloß nicht an zu schwitzen, wenn du ihr den Antrag machst. Das könnte sie unbewusst als Schwäche deuten.«
    »Ähm, okay.«
    Ich machte die Beifahrertür zu, und er fuhr davon.
    Ich betrat das Flughafengebäude, und da ich kein Handgepäck bei mir hatte, war ich im Nu durch den Check-in. Bei der Gepäckkontrolle legte ich nur zwei Dinge zum Durchleuchten in die Plastikwanne: mein Handy und das kleine Schmuckkästchen mit dem Ring. Die korpulente Sicherheitsbeamtin, die mich abtastete, hielt inne, rief: »Kom. Pli. Ment!« und klatschte Beifall.
    Obwohl mir die These meines Vaters, eine Ehe könne nur dann funktionieren, wenn man sich darauf einstellt, dass sie »auch in die Hose gehen kann«, immer noch zu schaffen machte, wich meine anfängliche Nervosität langsam, aber sicher einem Gefühl wachsender Erregung. Amanda um ihre Hand zu bitten war eine der größten, mutigsten Entscheidungen meines Lebens – ein Riesenschritt für einen linkischen Teenager, der jeden Freitagabend vor dem Fernseher hockte und sich Actionfilme aus den Achtzigerjahren ansah, statt sich auf Partys zu amüsieren. Oder für einen Little-Leaguer, der einen Stapel Pornohefte im elterlichen Garten vergrub, weil er noch nie eine nackte Frau gesehen hatte. Mädchen waren einfach nicht mein Ding. Waren noch nie mein Ding gewesen. Aber damit war jetzt Schluss, ein für alle Mal. Plötzlich erschienen mir die peinlichen Momente meiner Vergangenheit lächerlich und unbedeutend, wie ein paar verpatzte Szenen in einem sonst gar nicht so üblen Film. Ich konnte es kaum erwarten, um Amandas Hand anzuhalten und ihr den Ring an den Finger zu stecken.
    Erst als ich auf meinem Platz saß und die Maschine zur Startbahn rollte, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich um ihre Hand anhalten sollte. Ich hatte die Szene tausend Mal im Film gesehen: Er fällt vor ihr auf die Knie, sieht seiner Freundin tief in die Augen und setzt ihr wortreich auseinander, warum er sie so sehr liebt und sie zu seiner Angetrauten machen will. Sie bekommt feuchte Augen, sie küssen sich, ihr schwuler Freund lässt eine geistreiche Bemerkung vom Stapel, und ihre taffe, scharfzüngige Freundin, die mit allen
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