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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Autoren: Justin Halpern
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hol mir eine Grapefruit und Salz und Pfeffer aus der Küche.«
    Ich beschloss, mit Amanda essen zu gehen.
    Ein Jahr später saß ich meinem Vater an einem Tisch im Pizza Nova gegenüber, einem kleinen Restaurant im Hafen von San Diego.
    »Ich habe große Neuigkeiten«, verkündete ich und konnte mir ein Grinsen nur schwer verkneifen.
    »Du steckst in Schwierigkeiten. Geht’s um Geld? Es geht um Geld«, sagte er.
    »Was? Nein. Wenn es um etwas Negatives ginge, würde ich ja wohl kaum von ›großen Neuigkeiten‹ sprechen.«
    »Stell dir vor, ich habe einen Mann erschossen. Wäre das etwa keine große Neuigkeit?«, fragte er.
    »So wird die Wendung nicht gebraucht«, sagte ich.
    »Ach, ich vergaß, du bist ja jetzt Schriftsteller. Da weißt du natürlich genau, wie den Leuten der Schnabel gewachsen ist«, entgegnete er.
    Ein Gespräch mit meinem Dad kann man nicht steuern. Man muss ihm das Steuer überlassen, ihn hin und wieder etwas bremsen und sich gut festhalten, bis man hoffentlich wohlbehalten an sein Ziel gelangt. Wenn er Hunger hat, macht das die Sache nur noch schlimmer. Und er hatte Hunger.
    »Dann lass mal hören«, sagte er, während er ausgiebig die Speisekarte studierte.
    »Ich werde Amanda einen Heiratsantrag machen«, verkündete ich. Endlich war es heraus. Mir fiel ein Felsbrocken vom Herzen.
    »Schön für dich. Ich glaube, ich nehme den Romana-Brunnenkressesalat. Ich weiß, den nehme ich immer, aber er ist einfach lecker, also, was soll’s?«, sagte er.
    Mein Dad neigt nicht eben zu Begeisterungsstürmen, trotzdem hatte ich mit einer besseren Antwort gerechnet, als wenn ich ihm eröffnet hätte: »Ich habe Karten für ein Depeche-Mode-Konzert gewonnen.« Ich wartete ein Weilchen, in der verzweifelten Hoffnung, dass er dazu vielleicht noch etwas mehr zu sagen hatte.
    »Weißt du was? Ich glaube, mir ist doch eher nach einer Pizza«, sagte er und griff noch einmal nach der Speisekarte.
    Ich spielte mit dem Strohhalm in meinem Eistee und überlegte, wie sich das Gespräch wieder auf Kurs bringen ließ. Er war der Erste, dem ich von meinem Plan erzählt hatte, und ich war fest entschlossen, ihn zu einer Reaktion zu zwingen, die meinem Glückstaumel Genüge tat.
    »Ja, ich mache ihr einen Antrag. Und dann heiraten wir. Ich bin wahnsinnig aufgeregt«, sagte ich und starrte auf die Speisekarte vor seinem Gesicht.
    »Recht so«, sagte er.
    »Dad. Ich habe dir gerade erzählt, dass ich heiraten werde. Da hatte ich eigentlich mit ein bisschen mehr Begeisterung gerechnet. Das ist schließlich keine Kleinigkeit.«
    Mein Vater ließ die Speisekarte sinken, und ich blickte in dasselbe ausdruckslose Gesicht, mit dem er den Ashton-Kutcher-Film Love Vegas durchlitten hatte, ein Videotheken-Mitbringsel meiner Mutter.
    »Junge, ich bin begeistert. Ich weiß nicht, was du von mir willst. Ich freue mich für dich und Amanda, und ich hab euch beide wirklich sehr, sehr gern, aber das ist beileibe keine Überraschung. Ihr seid seit vier Jahren zusammen. Und du führst dich auf, als hättest du gerade ein beschissenes Paralleluniversum entdeckt«, sagte er und winkte der Kellnerin, die an unseren Tisch kam und die Bestellung aufnahm.
    Er hatte recht. Es war keine Überraschung. Und ich hätte es besser wissen müssen. Ich liebe meinen Vater über alles, aber wenn ich jemanden suchte, der vor lauter Begeisterung Luftsprünge vollführte, warum ging ich dann ausgerechnet zu dem Mann, der meine Grundschul-Abschlussfeier »schweineöde« genannt hatte?
    »Ich glaube, du leidest unter einem Symptom, das der Mediziner als Schließmuskelverengung bezeichnet«, sagte er.
    »Was?«
    »Ein klammes Arschloch. Du bist nervös, darum müllst du den Äther mit Dünnpfiff zu. Ich bin alt und habe Hunger, also quatsch keinen Stuss, sondern sag schlicht und einfach, was du sagen willst.«
    Am Tag zuvor hatte ich bei einem Juwelier in La Jolla einen Verlobungsring erstanden, und bis zu diesem Moment hatte mir der Gedanke an die bevorstehende Hochzeit keinerlei Kopfschmerzen bereitet. Doch als ich dem Achtzigjährigen hinter dem Tresen die Anzahlung überreichte und den Ring in der Hand hielt, kam mir eine Erinnerung: Ich war neun, hockte mit heruntergelassener Hose auf dem Klo und versuchte, in einen Luftballon zu pinkeln, den ich meinen Brüdern an den Kopf werfen wollte, als Rache dafür, dass sie mich so gnadenlos gepiesackt hatten. Plötzlich flog die Tür auf, und da stand mein Vater. Ich erstarrte vor Schreck. Mein Dad stierte einen
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