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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Autoren: Justin Halpern
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abrief, fand ich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Für den Rest des Monats blieben mir schlappe vierundfünfzig Dollar, und ich brauchte noch ein Halloween-Kostüm.
    Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich mich Amanda nicht unbedingt von meiner besten Seite gezeigt hatte. Ich musste mich zusammenreißen – zumal ihr Kostüm perfekt war, bis hin zu den Umrissen des Urinflecks im Schritt, der exakt so aussah wie der auf dem Foto der eingenässten Sängerin, das sie aus einer Promi-Zeitschrift ausgeschnitten hatte. Eigentlich hätte ich mich darüber freuen müssen, dass ich endlich hier war, schließlich hatte ich wochenlang Tag und Nacht an Amanda gedacht, doch vor lauter Geldsorgen drehten sich meine Gedanken nun ausschließlich darum, dass ich mir eine Fernbeziehung niemals würde leisten können, selbst wenn ich auf jeden Reisekomfort verzichtete und mich zusammen mit einer Horde mutmaßlicher Schwerverbrecher in einen Ein-Dollar-Bus quetschte. Um die Kosten für mein Kostüm möglichst gering zu halten, erstand ich im Second-Hand-Laden eine braune Hose für drei Dollar, ein Hemd für zwei Dollar und einen Handfeger für dreißig Cent. Dann kratzte ich vor Amandas Haus ein wenig Straßenschmutz von einem Reifen, schmierte ihn mir ins Gesicht und ernannte mich zum Schornsteinfeger. Eine Stunde später füllte ihre winzige Wohnung sich mit dreißig bis vierzig kostümierten Partygästen.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, stumm neben Amanda zu stehen, während sie die Runde machte und mit ihren Freunden plauderte. Ich kam mir vor wie ein Anlernling an seinem ersten Arbeitstag. Die Bude war gerammelt voll; fünfzehn Jahre alter Hip-Hop dröhnte aus dem kleinen Wohnzimmer, wo sich die Tänzer gegenseitig auf die Füße traten. Trotz der Enge und des Lärms stellte mich Amanda ihren Freunden vor und gab sich alle Mühe, mich bei Laune zu halten. Doch da ich völlig und vollkommen mit mir selbst beschäftigt war, führten ihre Bemühungen nicht zum gewünschten Erfolg.
    »Den Leuten gefällt dein Kostüm«, sagte Amanda, während sie Wodka in zwei rote Plastikbecher goss.
    »Im Ernst? Wer hat das gesagt?«, fragte ich.
    »Der eine oder andere.«
    »Niemand hat gesagt, dass ihm mein Kostüm gefällt, stimmt’s?«
    »Nein. Aber ich hatte so ein Gefühl.«
    Die Freunde seiner neuen Freundin kennenzulernen ist wie eine Partie Poker: Man muss seinen Gesprächspartner »lesen« können und seinen Einsatz entsprechend platzieren. Wenn man jemanden zutextet, der eigentlich nur Hallo sagen wollte, läuft man Gefahr, als aufdringlich und geltungssüchtig wahrgenommen zu werden. Macht man hingegen dicht und hält den Mund, wenn man ihrer ungemein mitteilsamen besten Freundin vorgestellt wird, gilt man leicht als seltsam und verstockt. Und wenn man ein Gesicht zieht, das »Komm mir nicht zu nahe« schreit, machen alle anderen dicht – wie ich am eigenen Leib erfahren durfte. Ich war müde und nervös und verabschiedete mich innerlich von sämtlichen Fantasien, die mich in den letzten Wochen beschäftigt hatten. Ich war fix und fertig mit der Welt, was Amanda keineswegs entging.
    Nach einer Weile packte sie mich am Arm und zerrte mich auf die Tanzfläche. Just in diesem Augenblick erwachte der Crispy Chicken von Burger King, den ich auf dem Rastplatz in der kalifornischen Einöde zu mir genommen hatte, in meinem Bauch zu neuem Leben. Er wollte raus, und zwar sofort. Und das leider nicht auf demselben Weg, auf dem er hineingekommen war. Hätte ich kotzen müssen, hätte ich es auf Alkohol oder verdorbenes Essen schieben können. So was kommt vor: Auf Partys wird ständig gekotzt. Explosiver Durchfall ist dagegen eher selten.
    Amanda wollte mich an sich ziehen, doch ich rührte mich nicht vom Fleck.
    »Komm, wir tanzen«, brüllte sie gegen die Musik an.
    »Ich, äh … ich glaub, ich muss mal aufs Klo«, schrie ich zurück.
    »Du weißt ja, wo es ist.«
    »Ja. Bin gleich wieder da.«
    Ich wetzte den Flur entlang. Mein dringendes Bedürf nis, ihre Toilette zu benutzen, wuchs exponentiell mit jedem Schritt, ähnlich wie die Stärke eines Erdbebens mit jedem Zehntelpunkt auf der nach oben offenen Richterskala um das Zehnfache zunimmt. Ich öffnete die Badezimmertür und sah mich einem – als Gandalf aus dem Herrn der Ringe verkleideten – Mann gegenüber, der mit dem Rücken zu mir stand und pinkelte. Rasch machte ich die Tür wieder zu und eilte zurück zu Amanda, die mit ihren Freunden zu dem wummernden Bass
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