Noch immer schwelt die Glut
lachten und sahen
lou moussu
voll gerührter Nachsicht und Dankbarkeit an, daß er ein Sprichwort zitierte, das sie von klein auf kannten.
»Mit Eurer Erlaubnis, Moussu«, sagte Faujanet, der sich, stolzgeschwellt ob seines Funds, das Recht zur Antwort nahm: »Schneejahr, auf mein Edelmannswort, füllt dem Bauern Scheun und Bord.« Er hatte kaum ausgeredet, als alle durch die Bank quietschten vor Lachen, nicht weil das Sprichwort so komisch gewesen wäre, sondern weil Faujanet, unser Böttcher, für sich von »Edelmannswort« sprach, und noch dazu zum Herrn Baron. Und sehr befriedigt, Faujanet einen Dämpfer zu verpassen, lachten sie ihn aus, wußten sie doch im voraus, wie er sich den ganzen Winter aufblasen würde mit seinem Murmeltier, besonders wenn es wahr prophezeit hätte.
Das Lachen verstummte, und unsere Leute erhoben sich, wie von Siorac aufgefordert, zu Ehren von Dame Gertrude du Luc, als die Tür von der Wendeltreppe her aufging und sie hinter Zara und Samson hereintrat, dieser nun hübsch zugeknöpft und mit Krause, die schönen kupfernen Locken zum Entzücken gekämmt, in den Händen die beiden Leuchter, deren Flämmchen das Vermögen der Baronie auffraßen.
Wahrhaftig, unsere Leute mußten sich keine Gewalt antun zu verstummen, es verschlug ihnen einfach die Sprache beim Blond der Normannin und ihren glänzenden Kleidern, wobei den ältesten sicherlich meine selige Mutter in ihrem Putz und Schmuck in Erinnerung kam; und wenn Sauveterre es nicht hörte, meinten einige, so teuer Fleisch, Holz und Talglichter uns auch immer zu stehen kämen, sei das Schloß doch viel fröhlicher geworden, seit die »Damen« hier weilten. Und meine Amme Barberine – trotz ihrer hugenottischen Kruste im Seelengrund Papistin geblieben – fand Dame Gertrude »schön und gut wie die gebenedeite Jungfrau«, und es sei ein Jammer, daß der Herr nicht im Sarladischen seinesgleichen freie und heimführe, denn um Mespech sei es nicht zum Besten bestellt, weil es keine Baronin habe, ein schönes Haus komme ohne Frau genausowenig aus wie ein Blinder ohne Stock.
Der große Saal war vorher nur von den beiden Feuern erhellt worden, so kam es, daß mein Vater erst bei Samsons Erscheinen mit den kostspieligen Leuchtern Quéribus und mich bemerkte, |33| die wir abseits im Dunkeln gewartet hatten, um das streitbare Hin und Her der Herren Brüder nicht zu stören. Und als er uns nun erblickte, sandte er uns schon von weitem das gütigste Lächeln, und nachdem er zuerst höchst ergeben seinen Schnurrbart auf die Hand der Damen gedrückt hatte, mit Blicken, die man sich vorstellen kann, eilte er in seinem raschen, beschwingten Schritt, uns herzlich zu umarmen, denn er liebte Quéribus, ein so perlengezierter Geck der auch war, und Quéribus erwiderte es und lud ihn im Namen von Puymartin sogleich, ebenso wie Sauveterre, zu dem Fest am 10. November ein, worauf er im selben Atemzug seine Abreise am 15. ankündigte. Sauveterre machte derweile den Damen seine steife Verbeugung, aber nur von weitem, so als bedrohe es sein Seelenheil, sich diesen Gefäßen der Sünde zu nähern, so schön bemalt und geziert sie auch waren. Alle nahmen an der Tafel Platz, doch auf einmal schlug sich Samson, nachdem er seine doppelte Bürde abgesetzt hatte, an die Stirn und murmelte: »Ach, bin ich dumm!« Gleich mußte mein Miroul gehen und die grünliche Flasche holen, die er in Gertrudes Zimmer vergessen hatte.
Mein Diener entledigte sich seines Auftrags binnen eines Wimpernschlags, sogar ohne Licht mitzunehmen, denn seine zwiefarbenen Augen sahen im Dustern wie die einer Katze, ebenso geschmeidig und behend war er ohnehin. Wovon keine Rede sein konnte bei der Maligou, die mit der Suppe schwerfüßig aus der Küche gewatschelt kam und deren Massen bei jedem Schritt wie Sülze wabbelten. Nachdem sie die Terrine niedergesetzt hatte, überreichte Samson ihr das grünliche Gebräu, erklärte ihr das Wie und das Was, sie hörte es ehrfürchtig und dankte dem hübschen
Moussu
mit endlosen Worten und Segenssprüchen für seine gute Medizin. Die ihr aber trotzdem nicht half, vielmehr ging ihr Darmfluß die nächsten Tage unstillbar weiter, nur schlimmer wie gehabt, bis sie morgens und abends einen Sud aus Walnußblättern und Wurzeln schluckte, mit dem Barberine daheim ihre Kühe vom Durchfall zu kurieren pflegte. Dennoch war die Ehrerbietung unserer Leute vor Samsons Phiolen und Flaschen so groß, daß niemand auf die Idee kam, ihn ob seines Reinfalls
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