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Noch ein Kuss

Noch ein Kuss

Titel: Noch ein Kuss
Autoren: Carly Phillips
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Begrüßung. »Ist er … ?«
    »Er lebt«, erwiderte Peter beruhigend und fasste sie am Arm. »Aber … «
    Carly musterte sein erschöpftes Gesicht. Es sah nicht so aus, als ob er in der letzten Nacht viel Schlaf bekommen hätte. »Er ist am Leben, ? Was ist los? Du machst mir Angst.«
    Sie packte Peter am Handgelenk und zog ihn in die Wohnung. Als sie Juliettes besänftigende Hand auf ihrer Schulter spürte, war sie sehr dankbar. »Raus damit, Peter.«
    Er atmete tief durch. »Mike ist zurück, aber er liegt im Krankenhaus.«
    Die nächste Stunde verging wie in einem trüben Nebel. An die Taxifahrt zum Krankenhaus konnte Carly sich später kaum noch erinnern. Nur, dass Juliette sie aufgefordert hatte, vorher anzurufen, um zu hören, ob es etwas Neues gab, und dass Peter sie auf den Rücksitz geschoben hatte, war in ihrem Gedächtnis haften geblieben.
    Sie rannte durch einen langen Flur und blieb vor der Tür, die ihr die Stationsschwester gezeigt hatte, stehen.
    »Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um darüber zu diskutieren, wer von uns beiden wichtiger für ihn ist«, sagte Peter und knuffte sie in die Rippen.
    »Autsch.« Carly warf ihm einen bösen Blick zu. »Reiß dich zusammen.«
    »Dann hör auf, dich zu sträuben.« Peter zog den Arm zurück, als wollte er ihr einen zweiten Stoß versetzen.
    »Okay«, murmelte Carly, während sie insgeheim zugab, dass ihre Angst sie zurückhielt. Dann atmete sie tief durch und stieß die Tür auf.
    Das Zimmer war klein und wirkte nicht nur antiseptisch, es roch auch so. Die beigen Wände und die weißen Laken trugen auch nicht viel dazu bei, die insgesamt nüchterne Atmosphäre zu beleben. Mit klopfendem Herzen schaute sie auf das Bett, in dem Mike lag; anscheinend schlief er.
    Leise, um ihn nicht zu wecken, ging Carly auf Zehenspitzen durchs Zimmer und rückte einen Stuhl an sein Bett. Dann setzte sie sich und umschloss seine warme Hand mit beiden Händen. Tiefe Liebe erfüllte sie und verdrängte die Leere, die seine Abreise hinterlassen hatte. Der Drang, sich in seine Arme zu werfen und nie wieder von ihm wegzugehen, wuchs mit jeder Minute, die verstrich.
    Die Panik dagegen, die sonst automatisch auf ihre intensiven Gefühle für Mike folgte, stellte sich diesmal nicht ein, denn dank ihrer Eltern hatte sie viel gelernt. Zum Beispiel, dass der Vater, dem sie vorgeworfen hatte, er habe seine Pflichten nicht erfüllt, genau das getan hatte. Indem er zu seiner Frau zurückgekehrt war und dafür gesorgt hatte, dass seine Ehe gerettet wurde, hatte er bewiesen, dass er nicht der verantwortungslose Lüstling war, für den sie ihn gehalten hatte.
    Dasselbe bei Mike. Auch ihm hatte sie vorgeworfen, Verpflichtungen zu scheuen. Dabei bewies seine Rückkehr in den Beruf das Gegenteil … Ein weiteres Fehlurteil ihrerseits.
    Carly ließ den Blick über ihn wandern und die Tatsache, dass er zuhause war – in Sicherheit – auf sich wirken. Dann sprach sie ein stummes Dankgebet, weil er wieder gesund werden würde. Doch noch war sie nicht ganz beruhigt. Während der Fahrt hatte Peter ihr immer wieder versichert, dass Mike nicht wegen einer Verletzung, sondern nur wegen einiger freier Tage zurückgekommen sei. Das waren die schönsten Worte, die sie je von ihrem Exverlobten gehört hatte.
    Als Mike sich im Schlaf bewegte, richtete Carly den Blick wieder auf sein Gesicht. Obwohl er nur einen Monat fort gewesen war, war sein Haar viel länger geworden. Während des Auslandseinsatzes hatte er sich offenbar nicht rasiert, doch sein Beinahevollbart tat seinem attraktiven Äußeren keinen Abbruch. Trotz der fahlen Blässe unter der gebräunten Haut hatte sein Gesicht noch diesen -Ausdruck, den sie immer mit Mike in Verbindung brachte.
    Vorsichtig strich sie ihm eine einzelne Haarlocke aus der Stirn. Als er seine goldenen Augen aufschlug, stieß sie erleichtert die Luft aus und lächelte ihn an. »Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der einen Monat im Krieg verbringt und unversehrt nachhause kommt, nur um von einer Blinddarmentzündung niedergestreckt zu werden.«
    Mike grinste, doch Carly konnte sehen, dass ihn das Lachen große Mühe kostete. »Du hast doch von Anfang an gewusst, dass ich etwas Besonderes bin.« Dann deutete er auf eine Plastikflasche mit Wasser.
    Carly schenkte ihm ein Glas ein, und er leerte es in einem Zug. »Besser?«, fragte sie.
    »Viel besser.«
    Dann wurde es still in dem kleinen Zimmer. Carly schaute über die Schulter und stellte fest, dass Peter nicht
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