Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition)
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Eingangstür, sehr zur Entrüstung der Wartenden, die draußen zurückbleiben mussten.
    Sie standen nun in einem großen Vorraum, ähnlich dem Eingangsbereich eines Mietshauses, von dem eine weitere Treppe nach oben führte.
    Die plötzliche Wärme, die sie umschloss, trieb Noah das Wasser in die Augen, und seine Schusswunde begann unangenehm unter dem Verband zu jucken.
    »Um ein Haar hättest du es vermasselt«, zischte Oscar. »Die haben nur noch drei Betten.«
    Passt doch , dachte Noah, während die Mitarbeiterin sie die Treppe nach oben zu einer Art Empfangstheke begleitete, über der ein von Neonröhren beleuchtetes Schild mit der Aufschrift »Aufnahme« hing. Dahinter erwartete sie eine groß gewachsene Frau. Sie trug einen weißen Arztkittel, einen Mundschutz, und ihre Hände steckten in Latexhandschuhen, als wollte sie jeden Moment anfangen zu operieren.
    »Hallo, Oscar«, sagte die Dame; sie klang erschöpft, aber nicht unfreundlich. Ihr graues Haar war kürzer geschnitten als ein Dreitagebart, was sie auf den ersten Blick ein wenig brutal wirken ließ, doch das Lächeln in ihren Augen korrigierte diesen Eindruck sofort wieder. »Lange nicht mehr gesehen. Wen hast du uns denn mitgebracht?«
    »Pattrix, ich meine Patricia, kennen Sie ja, Frau Simone. Und Noah habe ich auf dem Avus-Rastplatz kennengelernt. Er ist per Anhalter aus Holland zu uns gekommen.«
    Oscar klopfte Noah auf die gesunde Schulter, wozu er sich etwas strecken musste. »Ist etwas wortkarg, spricht kaum unsere Sprache.«
    »Verstehe.« Die Frau, die offenbar Simone hieß, entweder mit Vor- oder Nachnamen, zeigte mit dem Daumen hinter sich zu einem Flur, der an der Theke entlang in die anderen Teile des Gebäudes führte. Von dort drang geschäftiger Lärm zu ihnen. Türen schlugen, Geschirr klapperte, Menschen riefen durcheinander, jemand hämmerte dumpf gegen eine Wand.
    »Also dann, du weißt ja, wie es bei uns läuft, Oscar. Ich bringe euch als Erstes zur ärztlichen Untersuchung. Die wird wegen der Manila-Grippe etwas intensiver ausfallen. Ich persönlich glaube ja, dass die wieder mal ein Mordsbohei um die Ansteckungsgefahr machen, und am Ende stellt sich raus, dass die Regierung Millionen für unnütze Impfchargen vergeudet hat. Aber bis dahin bin ich verpflichtet, diesen Maulkorb zu tragen, nehmt’s mir also bitte nicht übel.«
    Oscar zuckte mit den Achseln, und Noah nickte – mehr zu sich selbst als zu Simone, weil er sich an die Nachrichtensendung von gestern erinnerte. Eine Pandemie breitete sich aus, eine Krankheit, die mit grippeartigen Symptomen begann und unbehandelt zum Tode führen konnte. Experten des Robert-Koch-Instituts rechneten mit Zehntausenden von Opfern in den nächsten Wochen und rieten den Menschen, bei Fieber sofort den Arzt zu verständigen.
    »Nach der Vorsorge könnt ihr duschen und frische Kleidung aussuchen, wir haben heute neue Spenden reinbekommen, auch warme Schuhe darunter, und es gibt Spaghetti. Aber ich fürchte, nur für euch Männer. Patricia kommt nicht rein.«
    »Was?«, hörte sich Noah fragen.
    Er war so entsetzt, dass er Oscars Ermahnung, kein Wort zu sagen, vollkommen vergessen hatte.
    »Sie wollen die Kleine wieder in die Kälte schicken?«
    Falls Simone erstaunt über Noahs doch vorhandene Deutschkenntnisse war, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Nur fürs Protokoll: Ich schicke niemanden weg, wenn ich noch Betten habe. Aber sie wird nicht bleiben wollen .«
    »Nur fürs Protokoll«, erwiderte Noah und spürte, wie er sich vor Wut anspannte, als er auf Patricia zeigte, »aber haben Sie sich das Mädchen einmal genauer angesehen? Die ist doch gar nicht mehr in der Lage, eine eigene Entscheidung zu treffen.«
    »Ach ja?«
    Simone trat hinter der Theke hervor. Erst jetzt erkannte Noah, dass sie wie Oscar einige Pfunde zu viel auf der Hüfte trug, was sie nicht daran hinderte, mit erstaunlich schnellen Schritten zu Patricia zu gehen und nach ihrem Rucksack zu greifen.
    Schlagartig war es mit der Teilnahmslosigkeit des Mädchens vorbei.
    »Sehen Sie?«, fragte Simone und hatte Schwierigkeiten, das wimmernde Kreischen zu übertönen, in das Patricia verfallen war, kaum dass sie versucht hatte, den Reißverschluss der Tasche zu öffnen.
    Großer Gott, was bewahrt sie nur darin auf?
    Noah erfuhr die Antwort, bevor er seine Frage stellen konnte.
    »Tiere sind nicht erlaubt.«
    Simone nickte in Richtung Hausordnung, die unter Klarsichtfolie an einer Betonsäule im Empfangsbereich hing, direkt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher