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no_way_out (German Edition)

no_way_out (German Edition)

Titel: no_way_out (German Edition)
Autoren: Alice Gabathuler
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Bulle sie jemals durchsucht hatte.
    Es war weg. Das einzige Foto meiner Schwester war verschwunden! Bei Smiley hatte ich es noch gehabt. Jetzt war es nicht mehr da. Wer auch immer in meiner Blechschachtel gewühlt hatte, hatte mir das genommen, was mir am wichtigsten war. Frau Blitzblanksauber schloss ich aus. Die war zu gewissenhaft für so etwas. Blieben der Doc, Jake und seine kranke Familie. Jedem Einzelnen von ihnen traute ich zu, in meinen Sachen herumgeschnüffelt zu haben. Aber ich würde mir das Foto zurückholen!
    Erst einmal musste ich mich anziehen. Das war gar nicht so einfach. Ich kam beinahe nicht in meine Klamotten. Noch schwieriger war es, die Springer an die Füße zu bekommen. Nachdem ich mit allem durch war und meine restlichen Sachen in der Tasche verstaut hatte, zog ich mich am Waschbecken hoch. So, wie ich aussah, war ich Bullenfutter. Sobald ich hier weg war, musste ich mich verstecken, bis die Nacht anbrach, und dann versuchen, mich irgendwie zu Smiley durchzuschlagen.
    Bevor ich das Bad verließ, schnappte ich mir den ganzen Vorrat an Schmerztabletten aus dem Spiegelschrank. Ich packte sie in die Tasche und ging zurück ins Zimmer. In dem Moment, in dem ich die Tusse durch die Glasfront auf dem Sprungbrett sah, wusste ich, dass sie mein Foto hatte. Es war die Art, wie sie zu mir herüberschaute. Sie fixierte mich mit ihrem Blick wie eine Spinne, die mit ihrem Opfer spielen will, bevor sie es umbringt. Natürlich würde sie mich nicht wirklich umbringen. Menschen wie sie kannten andere Wege, einen fertigzumachen.

 
    Johanna Candinas @JoJoCan
    @KPNiedermeier Es gibt keine falsche Wahrheit, nur die Wahrheit. Manche gehen ihr aus dem Weg. Andere suchen sie. Und die Niederträchtigen beugen sie. #BtN
     
     
     
    Trotz der eingeworfenen Tabletten war ich nicht wirklich bereit für die Tusse, aber ich wollte mein Foto zurück und ich wollte weg von diesem Ort. Also öffnete ich die Schiebetür und ging nach draußen. Die Hitze traf mich mit voller Wucht.
    »Falsche Farbe für einen Tag wie heute«, sagte die Tusse.
    Ich nahm an, sie meinte meine Klamotten, und schwieg.
    »Aber Schwarz passt zu dir.« Sie verzog den Mund zu einem abschätzigen Lächeln.
    Die Sonne brannte auf meinen Kopf, drückte mir den Schweiß aus der Haut und den Schmerz an die Schädeldecke. Die heißen Strahlen nagelten mich auf die Holzplanken vor der Glasfront.
    »Du willst gehen?«, fragte die Tusse. »Ohne meine Mam gevögelt zu haben?«
    Es war seltsam. Sie war wunderschön. Ihr Mund war perfekt, ihr Gesicht war perfekt, ihr Körper war perfekt. Ich war mir nicht sicher, ob sie diese schmutzigen Dinge tatsächlich gesagt hatte. Vielleicht befand ich mich auf einer falschen Frequenz und empfing Wörter aus der Vergangenheit. So, wie ich Hände fühlen konnte, die schon längst nicht mehr Halt bei mir suchten, weil ich keinen geben konnte.
    »Ich will nur mein Foto. Dann gehe ich.« Mein Hals war zu, mein Mund trocken, meine Stimme nicht mehr als ein Krächzen.
    »Meinst du das da?«
    Verschwommen sah ich, wie sie etwas in die Höhe hielt. Es war nicht ihr Handy, dazu war es zu flach. »Sie sieht dir ähnlich«, sagte sie. »Deine Schwester, nehme ich an.«
    Ich streckte meinen Arm nach dem Foto aus. Die Bewegung brachte mich ins Taumeln.
    »Schleimst du dich damit in die Herzen der Frauen, von denen du Geld willst, oder bedeutet sie dir wirklich etwas?«
    Ihre Stimme war voller Verachtung, ihre Hand mit dem Foto schwebte über dem Wasser. Ein falsches Wort von mir, und sie würde es loslassen. Die Planken unter meinen Füßen begannen sich zu bewegen. Ich brachte keinen Ton über meine Lippen. »Sie ist dir also nicht wichtig?«, fragte die Tusse.
    »Doch«, keuchte ich. »Doch!«
    »Tja, Pech für dich. Für mich ist das nämlich nur ein schäbiger, abgegriffener Fetzen Papier. Genauso wie deine Ausweise. Wie heißt du?«
    Sie spreizte den kleinen Finger ab und schwenkte das Foto über dem Wasser. Für sie mochte das ein Spiel sein. Für mich nicht.
    »Mick«, flüsterte ich.
    »Was hast du gesagt?«
    »Mick.«
    »Und? Mick? « In ihrer Stimme lag pures Gift. »Darfst du denn schon mit erwachsenen Frauen schlafen?«
    »Was?«
    »Bei dir bezieht sich das scharf wohl mehr auf dein Ding als auf deinen Verstand. Gut, dann frage ich anders. Bist du volljährig?«
    Bis zu meinem achtzehnten Geburtstag fehlten noch ein paar Wochen. Ich zögerte einen Moment zu lange. »Ja.«
    »Du lügst«, sagte sie. »Ich glaube, deine
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