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nmp12

Titel: nmp12
Autoren: Unknown
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„Können Sie mich dort absetzen?“
    „O.k. Also los.“
    Man gibt mir Papiere und Kanone
zurück. Kurz darauf sitzen wir in Faroux’ Dienstwagen. Ich hab mich nicht
getäuscht: es regnet.
    „Wie läuft’s Geschäft?“ fragt
der Kommissar.
    „Bin arbeitslos.“
    „Keinen Fall an der Hand?“
    „Keinen. Und den Toten, diesen
Lancelin, kannte ich nicht, und ich bin ihm auch nicht gefolgt. Falls Sie das
wissen wollten.“
    „Trotzdem ‘ne üble Geschichte,
hm?“
    „Sagen alle. Und diesmal denke
ich sogar wie alle.“
    „Bei meiner Arbeit macht man
sich ‘ne Menge Feinde“, sagt Faroux nachdenklich. „Vielleicht war das einer,
der...“
    „Hab ich auch schon gedacht.
Stimmt aber nicht. Hab den Kerl nie gesehen. Vielleicht war der ja nur einfach
bescheuert. Wär nicht der einzige. Eben wurde erzählt, daß letztes Jahr ein junges
Mädchen von der Achterbahn gefallen ist...“
    „Und er könnte sie
runtergeschubst haben?“
    „Wie kommen Sie auf so was? Hab
ich nicht gesagt. Ich denke an Matuschka.“
    „Matuschka?“
    „Der Ungar, der die Züge
entgleisen ließ. Ein Verrückter. Hat zufällig ein Eisenbahnunglück miterlebt.
Machte ihm ‘n Mordsspaß. Und den hat er sich dann später immer wieder gemacht.
Hat selbst solche Katastrophen arrangiert. Vielleicht gehört unser Lancelin zu
derselben Sorte. Letztes Jahr sieht er, wie das junge Mädchen vom Karussell
stürzt. Es macht ihm Spaß. Aber leider kann er nicht damit rechnen, daß so was
immer wieder passiert. Glücklicherweise ist das eher selten. Also hilft er
etwas nach...“
    „Hm. Ist es noch weit bis zu
Ihrem Wagen?“
    „Avenue de Bel-Air. Gleich am
Anfang.“ Ich sehe in die Nacht hinaus. „Wir sind schon da.“
    Der Chauffeur der Tour Pointue
hält neben meinem Wagen. Ich steig aus und gebe Faroux durchs Fenster die Hand.
„Wiedersehn. Und vielen Dank.“
    „Keine Ursache, Burma. Aber
sagen Sie... erleb ich das noch, daß Ihnen mal nichts passiert, verdammt
nochmal? Auf Schritt und Tritt... Scheiße. Sie sollten zu Hause bleiben... im
Bett, mit ‘ner hübschen Frau. Hélène zum Beispiel... oder mit der Frau eines
Freundes, wenn sich’s so ergibt. Vielleicht haben Sie dann Ruhe...“
    „Ach ja?“ lache ich. „Meinen
Sie? Und wenn der Freund eifersüchtig ist?“
    „Scheiße. Salut, Burma.“
    „Salut, Faroux.“
    Der Renault der Kripo
verschwindet im Dunkeln.
    Ich steige in meinen Dugat und
zünde mir eine Pfeife an. Eine Straßenlaterne scheint ins Innere des Wagens.
Ich sehe den Rauch, den ich ausatme. Das erleichtert mir das Nachdenken. Ein
Wölkchen schwebt einen Moment lang vor meiner Nase, zerfließt dann hauchzart
und weht nach draußen. Die Gegend hier ist ruhig. Viel ruhiger als noch vor drei
Stunden. Durch die verregnete Windschutzscheibe erkenne ich in einiger
Entfernung die finstere Masse der Karussells. Mit Planen zugedeckt für die
Nacht. In einigen Wohnwagen brennt noch Licht. Die pittoresken Wagen von früher
gehören wohl auch endgültig der Vergangenheit an. Hinter den kleinkarierten
Gardinchen wird bestimmt heftig über das Drama auf der Achterbahn diskutiert.
Oder denen ist das scheißegal. Mir nicht. Ich denke an den bezaubernden Abend.
Ich denke nach. Dann ist meine Pfeife zu Ende geraucht. Ich zünde mir eine neue
an und fahre los, Richtung Bett. Der Ohrwurm, den ich vor mich hin summe,
bringt mich auch nicht weiter. Aber so ungefähr weiß ich jetzt, durch welches
Versehen man mich von der Achterbahn schmeißen wollte.

Hypothesen
     
     
    Am nächsten Morgen werde ich um
neun Uhr vom Gebimmel des Telefons geweckt. Hélène ruft mich aus Cannes an. Hat
schon gestern den ganzen Tag über versucht, mich zu erreichen. Sie erzählt mir
ihre Sorgen: war sowieso schon spät dran, hat sich beeilt und ist gestolpert.
Dabei hat sie sich den Knöchel verstaucht; das heißt: noch ein paar Tage in
Cannes.
    „Jedenfalls waren Sie um ein
Haar meine Todesursache“, eröffne ich ihr.
    „Ihre was? Was erzählen Sie
da?“
    „Steht heute alles in den
Zeitungen. Wiedersehn, Schatz. Und lassen Sie sich den Knöchel von einem
schönen blonden Jüngling massieren!“
    „Er ist dunkel“, widerspricht
sie schroff und legt auf.
    Beinahe sofort danach klingelt
das Telefon wieder.
    „Hallo! Hier Marc Covet.“ Mein
Freund vom Crépuscule. „Na, wollte man Sie auf der Nation kaltmachen?“
    „Ach, Sie wissen’s schon?“
    „Lese grade die Recherchen für die ,Vermischten’ , überfahrene Hunde und so. Würde
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