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nmp12

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Titel: nmp12
Autoren: Unknown
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Beine? Haben Sie das etwa nicht bemerkt? Dann sind Sie der einzige...“
    „Schon gut. Weiter.“
    „Also, ich bin ihr
nachgegangen. Sie geht auf die Achterbahn. Ich hinterher. Jemand setzt sich
hinter mich. Ich achte aber nicht drauf. Und ab geht die Post. Wir werden nach
oben gezogen, und hopp !, runter geht’s. Freier Fall!
Kurz vor der Kurve packt mich der Kerl von hinten, faßt mir an die Brust, als
wär ich Brigitte Bardot persönlich. Ich sag mir: der hat sich in dich
verknallt, oder der ist krank. Aber lange sag ich mir das nicht. Ich merk
nämlich blitzschnell, daß der Kerl versucht, mich über Bord zu schmeißen.
Natürlich tu ich sofort was. Kleiner Ringkampf. Bleibt nicht unbemerkt. Leute
laufen zusammen, schreien, rufen, alarmieren Sie, nehm ich an. Der Kerl haut
mir mit irgendwas auf die Rübe. Reicht aber nicht, um mich kleinzukriegen. Ich
schlag mit der Kanone zu. Hatte keine Wahl. Und der andere ist badengegangen.
Genau in der Kurve. Hopp! Er wurde rausgeschleudert... ‘n Segen für mich. Hab’s
Ihnen eben schon gesagt. Ist nicht das erste Mal, ich bin dran gewöhnt.“
    „Woran gewöhnt? Andere von
dreißig Meter Höhe runterzuschmeißen?“
    „Nein. Prügel zu kriegen und
mich hinterher in den übelsten Situationen zu befinden. Aber so’n Teufelssprung
zu machen, das war bis jetzt noch nicht dabei, verstehen Sie? Mich zu prügeln,
um meine Haut zu retten, gut. Aber dann... Die Reaktion! Als ich merkte, welch
einer Riesenschweinerei ich da entgangen bin! Schiß im nachhinein .
Das ist das Schlimmste. Die Nerven. Hab’s gemacht wie die Frau in Blau: bin
umgekippt.“
    „Hatten auch allen Grund“,
mischt sich einer der Flics ein.
    „Ja“, nickt der andere.
    „Und der andere?“ fragt der
dritte Flic, das heißt der, mit dem ich’s zuerst zu tun hatte.
    „Wie, der andere?“
    „Sind Sie dem auch
nachgegangen?“
    „Ganz im Gegenteil. Weiß nicht
mal, wie der aussah. Wissen Sie... bei unserer Zirkusnummer da oben, mal
angeleuchtet,   mal im dunkeln ,
und wenn angeleuchtet, dann gelb, rot, grün... Also, ich könnte nicht sagen, ob
er gut oder schlecht aussah. Bestimmt hatte er ‘ne einigermaßen widerliche
Fresse.“
    „Im Augenblick ist er
jedenfalls nicht hübsch anzusehen.“
    „Dachte ich mir. Tot, hm?“
    „Ja.“
    „Ist er... äh... immer noch da,
wo er runtergefallen ist?“
    „Ja.
    „Kann ich ihn sehen?“
    „Warum nicht?“
    Ich stehe auf, fahr mir mit der
Hand übers Gesicht. Fühl mich furchtbar müde. Aber besser als tot. Jedenfalls
geht’s mir schon viel besser als eben.
    „Also“, hakt mein Flic nach,
„Sie sind ihm nicht gefolgt, hm?“
    „Nein. Warum sollte ich?“
    „Denke, Sie sind
Privatdetektiv.“
    „Ach ja? Das denken Sie?“
    „Ja, das denke ich.“
    Ich antworte nicht. Soll er
denken, was er will.

Verdächtigungen
aller Art
     
     
    Die Leiche liegt unter dem metallenen
Stangengewirr der Achterbahn. Direkt neben einem hübsch beleuchteten Brunnen,
aus dessen Mitte ein Wasserstrahl hervorschießt, unermüdlich und
desinteressiert. Die Menge drängt sich gegen die weiße Absperrung des Tatortes.
Ansonsten geht das Fest weiter. Etwas gedämpfter, weil es schon nach zehn ist.
Die polizeilichen Verordnungen haben Plattenspielern, Lautsprechern und
Mikrophonen einen Maulkorb verpaßt.
    Inzwischen hat man die Leiche
mit einer Plane bedeckt. Zwei Polizisten halten ‘ne Art Totenwache. Mein
persönlicher Flic, der hin und wieder mal denkt, hebt mit theatralischer Geste
die Plane an, so als müßte der Anblick des Toten irgendeine bestimmte Reaktion
bei mir hervorrufen. Die Menschenmenge kommt in Bewegung.
    Der verrenkte, krumme Hampelmann
war vorher ein gutaussehender Mann von rund vierzig Jahren. Elegant gekleidet,
grauer Anzug und schwarzgrau karierter Übergangsmantel. Seine Schuhe stammen
von einem guten Schuster. Bei seinem Sturz in die Tiefe hat er wohl
Bekanntschaft mit einer Schiene oder einem Stahlträger gemacht. Der Aufprall
auf das Pflaster der Place de la Nation hat den Rest besorgt: sein Gesicht ist
weder vollständig noch hübsch anzusehen. Das wenige, das man noch erkennen
kann, erinnert mich an nichts und niemand. Ich wußte, daß ich den Kerl nie
gesehen hatte. Jetzt bin ich mir völlig sicher. Um mein Gewissen zu beruhigen,
beuge ich mich über das übel zugerichtete Gesicht. Zum Kotzen. Als ich mich
wieder aufrichte, fällt mein Blick auf seine Hand. Sie liegt auf seinem Bauch,
so als betaste sie ihn ängstlich. Na ja, mit dem
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