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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection
Autoren: Michael Crichton
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Oberkörper nach hinten und flüsterte dem Assistenten etwas zu. Der nickte und ging.
    Richmond blieb am Tisch sitzen. Er schüttelte immer wieder langsam den Kopf und beugte sich über seine Unterlagen. Dann reichte er Ishigura ein Stück Papier über den Tisch.
    »Das ist unser Zeichen«, sagte Connor. Er ging zur Empfangsdame, zeigte ihr seine Polizeimarke, und wir durchquerten rasch das Atrium Richtung Konferenzsaal.
    Vor dem Tisch stand ein junger Amerikaner im Nadelstreifenanzug und sagte: »Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit jetzt bitte auf Anhang C richten wollen, die zusammenfassende Auflistung der Vermögenswerte …«
    Connor hatte den Raum als erster betreten. Ich folgte dicht hinter ihm.
    Ishigura hob den Blick ohne ein Zeichen der Überraschung.
    »Guten Tag, Gentlemen.« Sein Gesicht war wie eine Maske.
    Richmond sagte freundlich: »Gentlemen, das kann doch sicherlich warten. Wir sind hier mitten in einer ziemlich komplizierten …«
    Connor unterbrach ihn. »Mr. Ishigura, ich verhafte Sie wegen Mordes an Cheryl Lynn Austin.« Dann las er ihm seine Rechte vor. Ishigura starrte ihn die ganze Zeit wie gebannt an. Die anderen im Raum waren vollkommen still. Niemand an dem langen Konferenztisch machte auch nur eine Bewegung. Es sah aus wie ein Gemälde.
    Ishigura blieb sitzen. »Das ist doch absurd.«
    »Mr. Ishigura«, sagte Connor, »würden Sie bitte aufstehen!«
    Richmond sagte leise, an Connor gewandt: »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da tun!«
    »Ich kenne meine Rechte, Gentlemen«, sagte Ishigura.
    Connor sagte noch einmal: »Würden Sie bitte aufstehen, Mr. Ishigura!«
    Ishigura rührte sich nicht vom Fleck. Der Rauch seiner Zigarette kräuselte sich nach oben.
    Lange sprach niemand ein Wort.
    Dann sagte Connor zu mir: »Zeigen Sie ihnen das Band!«
    An einer Wand des Konferenzraumes standen Videogeräte. Ich fand einen passenden Recorder und schob die Kassette ein. Aber auf dem großen mittleren Monitor erschien kein Bild. Ich drückte auf verschiedene Tasten; es tat sich nichts.
    Aus der Ecke kam eine japanische Sekretärin, die Protokoll geführt hatte, herbeigeeilt, um mir zu helfen. Unter entschuldigenden Verbeugungen drückte sie die richtigen Tasten und kehrte an ihren Platz zurück.
    »Danke!« sagte ich.
    Endlich erschien das Bild auf dem Monitor. Selbst im hellen Sonnenlicht war es noch scharf. Es war die Szene, die wir uns bei Theresa angesehen hatten. Ishigura näherte sich dem Mädchen und drückten den zappelnden Körper nach unten.
    »Was ist das?« fragte Richmond.
    »Eine Fälschung«, sagte Ishigura. »Der reinste Betrug.«
    »Das hier wurde von den Nakamoto-Überwachungskameras im sechsundvierzigsten Stock aufgenommen«, erklärte Connor, »und zwar am Donnerstagabend.«
    »Das ist illegal«, sagte Ishigura. »Das ist ein Trick.«
    Niemand hörte ihm zu. Alle starrten auf den Monitor. Richmond stand der Mund offen. »Herr im Himmel!« sagte er.
    Es schien ewig zu dauern, bis das Mädchen tot war.
    Ishigura warf Connor einen wütenden Blick zu. »Das ist doch nur ein sensationsheischender Publicity-Trick. Das ist manipuliert. Das hat überhaupt nichts zu bedeuten!«
    »Mein Gott!« murmelte Richmond, den Blick auf den Monitor geheftet.
    Ishigura sagte: »Das hat keinerlei juristische Grundlage. Das wird vor Gericht nicht zugelassen. Damit kommen Sie nie durch. Sie wollen doch nur …«
    Er stockte. Zum erstenmal hatte er zum Tischende hinuntergesehen und festgestellt, daß Iwabuchis Stuhl leer war.
    Er sah zum anderen Tischende hinüber. Seine Blicke schossen durch den Raum.
    Moriyamas Stuhl war leer.
    Shirais Stuhl.
    Auch der von Yoshida.
    Ishiguras Lider zuckten. Er sah Connor voller Verwunderung an. Dann nickte er, stieß ein heiseres Brummen aus und erhob sich. Alle anderen starrten noch auf den Monitor.
    Ishigura trat auf Connor zu. »Das sehe ich mir nicht weiter mit an, Captain. Wenn Sie mit Ihrer Scharade hier fertig sind, finden Sie mich dort draußen.« Er zündete sich eine Zigarette an und musterte Connor mit wütendem Blick. »Dann können wir reden. Machigainaku.« Er öffnete die Tür und ging auf die Terrasse hinaus. Die Tür ließ er hinter sich offen.
    Ich wollte ihm nachgehen, aber Connor sah mich an und schüttelte kurz und ruckartig den Kopf. Also blieb ich, wo ich war.
    Ich konnte Ishigura draußen sehen. Er stand am Geländer. Er rauchte seine Zigarette und hielt das Gesicht der Sonne entgegen. Dann blickte er zu uns zurück und schüttelte mitleidig den Kopf. Er
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