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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection
Autoren: Michael Crichton
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angerufen.«
    »Und er verlangte seinen Freund John Connor.«
    »Ja.«
    »Eddie war also Koichi Nishi?«
    Connor nickte. »Kleiner Gag. Koichi Nishi ist der Name einer Figur in einem berühmten japanischen Film über Wirtschaftskorruption.«
    Connor trank seinen Kaffee aus und wandte sich zum Gehen.
    »Und Ishigura? Warum haben ihn die Japaner im Stich gelassen?«
    »Ishigura ging zu eilig und zu leichtsinnig vor. Er handelte zu unabhängig. Das mögen sie nicht. Nakamoto hätte ihn schon bald zurückgepfiffen. Er hätte den Rest seines Lebens in Japan in einer madogiwa verbringen müssen, das ist ein Platz am Fenster - jemand, der von seiner Firma fallengelassen worden ist und nun den ganzen Tag aus dem Fenster starrt. In gewisser Hinsicht ist das wie eine lebenslange Freiheitsstrafe.«
    Ich ließ mir alles noch einmal durch den Kopf gehen. »Als Sie über Autotelefon in der Zentrale anriefen und erklärten, was Sie vorhatten - wer hat da mitgehört?«
    »Schwer zu sagen.« Connor hob die Schultern. »Aber ich mochte Eddie. Ich schuldete ihm noch einen Gefallen. Ich wollte nicht, daß Ishigura unbehelligt nach Hause fliegen konnte.«
    In meinem Büro wartete eine ältere Frau auf mich. Sie war in Schwarz gekleidet und stellte sich mir als Cheryl Austins Großmutter vor. Cheryls Eltern waren bei einem Autounfall gestorben, als das Kind vier Jahre alt war, danach hatte die Großmutter das kleine Mädchen großgezogen. Sie wollte sich für meinen Beitrag bei den Ermittlungen bedanken. Sie erzählte mir, wie Cheryl als kleines Mädchen in Texas gewesen war.
    »Natürlich war sie hübsch, und die Jungs mochten sie sehr.
    Immer hingen sie an ihr dran, nicht mal mit einem Besenstiel hätte man die von ihr weggebracht.« Sie schwieg eine Weile. »Natürlich wußte ich, daß sie nicht ganz richtig im Kopf war, aber sie wollte diese Jungs in ihrer Nähe haben. Und sie mochte es auch, wenn sie um sie kämpften. Ich weiß noch, als sie sieben oder acht war, rauften einmal ein paar um sie, wälzten sich auf dem Boden, und sie sah zu und klatschte in die Hände. Als Teenager hatte sie schon richtige Routine darin, sie wußte ganz genau, wie man es macht. Es war nicht gut, das mit ansehen zu müssen. Nein, nein, irgendwas stimmte nicht in ihrem Kopf. Sie konnte richtig gemein sein. Und dieses Lied, das sie immer spielte, Tag und Nacht. Irgendwas mit ›den Verstand verlieren‹ kommt drin vor, glaube ich.«
    »Jerry Lee Lewis?«
    »Ich habe natürlich gewußt, warum sie das Lied so gern hatte. Das war der Lieblingssong ihres Daddys gewesen. Als sie noch ganz klein war, fuhr er mit ihr in seinem Cabrio in die Stadt; er legte ihr den Arm um die Schulter, und aus dem Radio kam diese grauenhafte Musik. Sie hatte da immer ihr schönstes Sommerkleidchen an. Sie war ein so hübsches Kind, ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Bei diesen Erinnerungen fing die Frau zu weinen an. Ich gab ihr ein Papiertaschentuch und versuchte, ihr mein Mitgefühl zu zeigen.
    Dann wollte sie wissen, was eigentlich passiert war. Wie Cheryl gestorben war.
    Ich wußte nicht, was ich ihr sagen sollte.
    Als ich das Parker Center verließ und an dem großen Brunnen vorbeiging, hielt mich ein Japaner an. Er war ungefähr vierzig Jahre alt, trug einen Anzug, hatte dunkles Haar und einen Schnurrbart. Er begrüßte mich sehr förmlich und gab mir seine Karte. Es dauerte eine Weile, bis mir klar war, daß Mr. Shirai vor mir stand, der für die Finanzen zuständige Mann von Nakamoto.
    »Ich wollte Sie persönlich sprechen, Sumisu-sa«, um Ihnen zu versichern, wie sehr meine Firma das Verhalten von Mr. Ishigura bedauert. Was er tat, war nicht richtig, und er hat es ohne Erlaubnis getan. Nakamoto ist eine ehrenwerte Firma, wir brechen keine Gesetze. Ich möchte Ihnen versichern, daß Mr. Ishigura weder unsere Firma noch unser Geschäftsgebaren repräsentiert. Mr. Ishigura ist bei seiner Arbeit in diesem Land mit vielen Investment-Bankern und mit Männern zusammengekommen, die kreditfinanzierte Unternehmensaufkäufe tätigen. Wenn ich ehrlich sein soll, so glaube ich, daß er zu lange in Amerika gewesen ist. Er hat hier sehr viele schlechte Gewohnheiten angenommen.«
    Da war es wieder: Entschuldigung und Beleidigung in einem Atemzug. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte.
    Schließlich rang ich mich zu den Worten durch: »Mr. Shirai, es gab da mal das Angebot, mir ein kleines Haus zu finanzieren …«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja. Vielleicht hat man Sie davon
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