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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume
Autoren: Thariot
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Arbeit mit dem goldenen Kräutermesser auf, ignorierte das fortwährende Gezeter ihrer Mutter und widmete sich voller Inbrunst dem Rauschpfeffer, dessen fein säuerliches Aroma sie sofort für jeden misslichen Moment ihres unerfüllten Lebens entschädigte. Und solche Momente hatte es viele gegeben. Schließlich war sie bereits zweiunddreißig, bis just zu diesem Atemzug, als sie das vermeintlich magische Glück bringende Kraut in den Trank streute. Sie hatte immer gewusst, zu Höherem geboren zu sein.
     
    »Und was ist dann passiert?«, fragte seine Enkeltochter aufmerksam.
    Er schmunzelte, diesen Teil der Geschichte liebte er besonders. »Nun ja Kinder, wie soll man es sagen, magisch war das Zeug schon, nur leider nicht ganz so rein, wie es hätte sein sollen. Die blonde Pflückerin hatte offensichtlich doch nicht völlig unberührt ihre Hände an den Rauschpfeffer gelegt.«
     
    Dann folgte eine Explosion, bei der es Cardamine, ihre Mutter, sieben Hausangestellte und diverse Haustiere samt dem Turm an einer sehr vorteilhaften Lage am See, knapp dreißig Minuten Kutschfahrt von der Regentenstadt Lerchensporn entfernt, in handliche kleine Stücke zerriss. Ein wirklich ärgerliches Malheur. Für das formidable Grundstück hatte sie ihre Unschuld verkauft und eigentlich gehofft, diesen senilen Idioten, mit dem sie viel zu lange verheiratet gewesen war, länger zu überleben.
     
    »Aber Großvater, dann war die böse Hexe doch tot! War es das denn schon?«, fragte das Mädchen überrascht.
    »Nicht ganz.« Er lachte zufrieden. »Da kommt noch mehr. Das war erst der Anfang.«
     
    Wenn ein Soldat blutig im Kampf fiel oder eine alte Frau friedlich im Schlaf verstarb, waren beide tot. Mausetot. Und das für alle Zeiten. Im Hinblick auf das was passierte eine durchaus begrüßenswerte Perspektive, denn da Cardamine eine ziemlich dunkle Spruchwirkerin war, entwickelte sich ihre Zeit nach dem Tod etwas komplizierter.
    Sie war nun ein Dämon, gefangen in der Verdammnis und gut bewacht durch einen besonders weißen Drachengeist. Eigentlich hatte sie die Essenz der Ewigkeit nutzen wollen, um genau diesen selbstgerechten Arsch von seinem Thron zu treten. Zu ihrem Leidwesen war der Plan misslungen, was sie auf ewig in die Gefangenschaft dieser beflügelten und äußerst durchsichtigen Schuppenkröte brachte. Der weiße Drachengeist war zudem ziemlich humorlos und trug jeden Abend Gedichte vor. Sie sollte sich stets ihre Taten vor Augen halten und der vielen unschuldigen Opfer gedenken. Von wegen Läuterung erfahren, der Humbug konnte ihr gestohlen bleiben. Von diesen ganzen Idioten auf Erden war ohnehin niemand ohne Schuld, so Cardamines unbeirrbare Haltung. Die hätten mit ihren sterblichen Überresten besser die Felder düngen sollen, das Leben als Sonnenblume wäre angenehmer gewesen, was sie, wenn darauf angesprochen, dem stets gerne hinzufügte.
     
    »Das hört sich aber traurig an«, stellte seine Enkeltochter mitfühlend fest.
    »Stimmt«, bemerkte ihr Großvater und erzählte weiter.
     
    Das war Cardamines Taten verdienter Lohn. Deshalb blieb ihr nicht mehr, als sich schmollend in die hinterste Ecke ihres Dämonengrabes zu verziehen und seitdem eine Existenz in Finsternis, Kälte und erbärmlicher Gesellschaft zu verbringen. Und dabei wäre es auch eine Weile geblieben, wenn das Schicksal nicht andere Pläne für sie gehabt hätte.
     
    ***
     
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    Sonnenfeuer. Der Frieden war nah
     
    Zimmer 1162
    Als Narbe, lateinisch cicatrix, wird nach Zerstörung des kollagenen Netzwerks der Haut ein minderwertiges, faserreiches Ersatzgewebe bezeichnet, von Klugscheißern auch Fibrose genannt. Lea schmunzelte, ihr kleiner Mann im Ohr redete wieder mal reichlich Blödsinn. Vermutlich ging es ihr gerade viel zu gut, schließlich zeigten Narben, was man überlebt hatte.
    An diesem Abend musste sie arbeiten und derartige Gedanken interessierten in solchen Kreisen kein Schwein. Sie verbot ihrem kleinen Mann im Ohr sein loses Mundwerk und ließ die Spuren der Vergangenheit routiniert unter einer dezenten Make-up Schicht verschwinden. Das Badezimmer, in dem sie stand, hatte etwas: dunkler Marmor, eine Dusche, in der drei Platz gehabt hätten, und einen Kristallspiegel, vor dem sie sich heute sogar selbst gefiel. Sie mochte die sorgfältig bereitgelegten Handtücher, die kleinen Kosmetikfläschchen und all die anderen Annehmlichkeiten solcher
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