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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg
Autoren: Christian von Aster
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Gefährten an der Reling des Schiffes einige bärbeißige Zwergengesichter. Es waren hässliche Gesichter mit wirren Bärten. Die Gefährten aber waren sich auch ohne Worte einig: Wenn man die Wahl zwischen dem Tod und ungepflegten Zwergen hatte, umarmte man mit Freuden selbst den stinkendsten Schürfbruder.
    Zumindest waren es Zwerge. Sie trugen zwar keine Helme, sondern schmutzige lederne Kopftücher, aber sie waren ihresgleichen. Auch wenn sie noch so finster dreinblickten.
    Die Geretteten griffen nach den Seilen, knoteten sich daran fest und begannen zu klettern. Fazzgadt half Glimmboldt, Nattergriff dem Schrauber, und Blechboldt schließlich griff dem blinden General unter die Arme.
    Mühsam kämpften sie sich an der Außenwand des Schiffes empor, wobei sie sich auf dem Weg nach oben immer wieder Hände und Füße an dem glühend heißen Metall verbrannten.
    Als sie dann endlich über die Reling stiegen, halfen die Umstehenden ihnen mit kräftigen Händen. Dabei blieben die Mienen ihrer Retter jedoch weiterhin finster. Ihre Gesichter waren hitzegegerbt, und der Schweiß rann ihnen in die schmutzigen Bärte, die eigentümlich glänzten. Wahrscheinlich waren sie mit irgendetwas eingerieben worden, um sie vor dem Funkenflug zu schützen. Einige ihrer Retter verbargen ihre Bärte sogar unter feuerfesten Schutzhüllen aus Finsterfrickelflechte.
    Und dann erblickten die Gefährten die Stammeszeichen ihrer Retter. Statt der Zeichen der entzwergten Stämme Erz, Sand oder Feuer, trugen sie ein Amulett mit einem flammenden Anker darauf. Dies war eine andere Welt. Mit anderen Zeichen und Gesetzen. Daran würden sich die Geretteten gewöhnen müssen. Hier waren es ihre Zeichen, die merkwürdig waren. Sie waren es, die von der anderen Seite kamen. Sie spürten die Blicke der fremden Zwerge auf den Stammeszeichen ruhen, die sie auf der Brust trugen: Fels, Erde und Stahl. Im Ehernen Imperium hätte das etwas bedeutet. Hier aber galten die ehrbaren Stämme nichts… Unsicher ließen die Geretteten die Blicke über die Gruppe der finster dreinschauenden Flammenankerzwerge schweifen. Schließlich war es Blechboldt, der das unangenehme Schweigen durchbrach. Lachend begann er, einen Retter nach dem anderen zu umarmen.
    „Beim Heiligen Amboss, wir sind froh, dass ihr uns gefunden habt! Wir dachten schon, unser letztes Stündlein hätte geschlagen…“ Blechboldt hielt inne, als er ein merkwürdiges Geräusch hörte. Ein helles, metallenes, rhythmisches Klacken, welches das dumpfe Wummern der Antriebsmaschine ebenso übertönte wie das Knarren der blechernen Segel. Und es schien sich ihnen über das Deck des Schiffes zu nähern. Einer nach dem anderen traten ihre Retter auseinander, um eine Gasse für einen Zwerg zu bilden, bei dessen Anblick es dem Schicksalszwerg und sogar den beiden Schwachsinnigen kalt den Rücken hinunterlief.
    Er war vergleichsweise klein. Seine langen schwarzen Augenbrauen waren in seinen Bart eingeflochten, er trug massive silberne Ohrringe, und der sichtbare Teil seines Gesichtes war von einem einzigen wirren Narbenmuster überzogen. Sein linkes Auge wurde von einer dunklen ledernen Klappe verdeckt.
    Auf dem Kopf trug er einen eigentümlichen rostfleckigen Helm mit drei Zacken, und er war in eine Art schwarzen Grubenmantel mit allerlei metallenen Verzierungen gehüllt. Auf seiner Schulter hockte eine fette Ratte und starrte dem Schicksalszwerg stumpfsinnig entgegen. Anstelle seiner rechten Hand besaß der Zwerg einen rostigen Haken, der über ein Gewinde an einem metallenen Sockel mit seinem Unterarm verbunden war. Der Haken konnte offenbar gegen einige weitere Werkzeuge ausgetauscht werden, die am breiten Gürtel des Zwergs baumelten. Neben einem Hammerkopf erkannten die Gefährten eine dreifingrige Klaue und eine bartlange Klinge. Die Linke hielt der Zwerg hinter seinem Rücken versteckt, während er langsam auf die Geretteten zugeschritten kam.
    Sein rechtes Bein war der Ursprung des klackenden Geräusches. Es war eine metallene Prothese, die unterhalb des Knies mit einigen martialisch anmutenden rostigen Schrauben befestigt war.
    „Willkommen auf der Sturmgluth…“ Der Zwerg lächelte die Gefährten offenherzig an und enthüllte dabei Zähne, die komplett aus Silber zu bestehen schienen. Dann streckte er gebieterisch die linke Hand aus und bekam im nächsten Augenblick von einem der Schiffszwerge eine langstielige brennende Knochenpfeife gereicht. „Mein Name, Zwerge, ist Tihf Schwartzbarth. Ihr
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