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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt
Autoren: Nikolai Nossow
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voll bringen müsse, um einen zu bekommen, und von seinen Mißerfol gen, denn es war ihm nicht möglich gewesen, gute Taten zu vollbringen, ohne dabei an den Zauberstab zu denken.
     

     
    „Du erzähltest mir doch, daß du Bimmel von der Kette gelassen hast. Tatest du das etwa auch wegen des Zauberstabes?" fragte der Alte.
    „Wo denken sie hin!" Nimmerklug schüttelte den Kopf. „Der Zauberstab ist mir dabei nicht eingefallen. Mir tat es bloß leid, daß Bimmel immer an der Kette liegen muß."
    „Na also, dann ist es doch eine gute Tat."
    Nimmerklug wunderte und freute sich. „Ich habe eine gute Tat vollbracht und es gar nicht gemerkt!"
    „Und danach vollbrachtest du eine zweite gute Tat", sagte der Alte. ,Wann denn?"
    „Als du mich vor Bimmel schütztest. Das war wirklich nett von dir. Oder dachtest du dabei an den Zauberstab?"
    „Nein, gar nicht."
    „Siehst du!" Der Alte lächelte. „Und die dritte gute Tat vollbrachtest du, als du nachfragtest, ob mich der Hund auch nicht gebissen hätte, und um Verzeihung batest. Das ist gut, denn man soll immer auf merksam sein."
    „Wunder über Wunder!" Nimmerklug strahlte. „Drei gute Taten und alle hintereinander! So was ist mir noch nie passiert. Jetzt würde ich mich gar nicht wundern, wenn ich heute noch einem Zauberer be gegnete."
    „Du brauchst dich auch nicht zu wundern, Du bist schon einem be gegnet."
    Nimmerklug warf dem Alten einen mißtrauischen Blick zu.
    „Wollen Sie damit sagen, daß Sie ein Zauberer sind?"
    ,ja, ich bin einer."
    Nimmerklug riß die Augen auf, so weit er konnte, und starrte den Alten an. „Wahrscheinlich wollen Sie mich auf den Arm nehmen?"
    „Durchaus nicht. Du hast drei gute Taten vollbracht und kannst mich jetzt bitten, um was du willst. Was würde dir am besten gefallen — eine Tarnkappe oder Siebenmeilenstiefel? Oder vielleicht ein fliegender Teppich?"
    „Besitzen Sie denn einen?"
    „Natürlich. Ich besitze alles, auch einen fliegenden Teppich."
    Der Zauberer schüttelte einen zusammengerollten Teppich aus seinem weiten Mantelärmel und rollte ihn geschwind auseinander.
    „Und hier sind die Siebenmeilenstiefel und die Tarnkappe."
    Damit holte er Kappe und Stiefel aus dem anderen Ärmel und legte sie neben den Teppich. Auf dem gleichen Wege kamen eine Zaubergeige und ein Tischleindeckdich zutage.
    „Haben Sie auch einen Zauberstab?" fragte Nimmerklug.
    „Hier, bitte sehr."
    Der Zauberer holte einen kleinen, runden, rötlichbraunen Stock aus der Tasche und hielt ihn Nimmerklug hin.
    Nimmerklug nahm ihn.
    „Ist das ein richtiger Zauberstab?" fragte er, denn er konnte immer noch nicht glauben, daß sein Wunschtraum in Erfüllung gehen sollte. „Ein richtiger Zauberstab", versicherte der Zauberer. „Und wenn du keine schlechten Taten begehst, werden sich all deine Wünsche erfüllen. Du brauchst nur den Stab zu schwenken. Begehst du aber drei schlechte Taten, dann verliert der Stab seine Zauberkraft." Nimmerklug stockte der Atem, und sein Herz klopfte doppelt so geschwind wie gewöhnlich.
    „Dann will ich schnell zu Pünktchen laufen und ihr sagen, daß wir jetzt einen Zauberstab besitzen. Sie hat mich doch gelehrt, wie man ihn bekommt", sagte er.
    „Lauf nur", antwortete der Zauberer. „Pünktchen soll sich ebenfalls freuen. Ich weiß, daß sie sich schon lange einen Zauberstab wünscht." „Dann auf Wiedersehen!" rief.
    „Laß es dir gut gehen!" Der Zauberer lächelte ein wenig spöttisch.
     

     
    Nimmerklug drückte den Zauberstab an sich, stürzte davon und bog um eine Ecke, um auf dem kürzesten Wege zu Pünktchens Haus zu gelangen. Da fiel ihm ein, daß er ja vergessen hatte, dem Zauberer zu danken, und er rannte zurück. Als er um die Ecke bog, sah er, daß die Straße leer war. Der Zauberer war verschwunden, als wäre er in die Erde versunken oder hätte sich in Luft aufgelöst.
     

Nimmerklug und Pünktchen begegnen Schmutzfink Buntfleck
    Nimmerklug sah, daß er doch nichts mehr gutmachen konnte, und ging zu Pünktchen. Aber jetzt rannte er nicht mehr. Er blieb zuweilen mitten auf der Straße stehen, schüttelte den Kopf, kratzte sich den Nacken, murmelte etwas vor sich hin, räusperte sich und setzte erst dann seinen Weg fort.
    Pünktchen spielte auf der Straße, und als sie Nimmerklug kommen sah, lief sie ihm entgegen.
    „Guten Tag, Nimmerklug!" rief sie.
    Nimmerklug blieb stehen, und ohne Pünktchens Gruß zu beantworten, sagte er finster: „Ich bin jetzt nicht mal mehr ein Nimmerklug, sondern ein
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