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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt
Autoren: Nikolai Nossow
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den Zauberstab zu denken. Leicht gesagt! Gerade, wenn man etwas vergessen will, geht es einem nicht mehr aus dem Kopf.
    Er vertiefte sich in ein Märchenbuch. Der Jäger Bums saß am Fenster und reinigte sein Jagdgewehr.
    „Was liest du da Schönes?" fragte er. „Lies mal vor!"
    Nimmerklug wollte schon sagen: Lies doch selber! Aber da fiel ihm der Zauberstab ein, und er dachte, daß er ja eine gute Tat vollbrächte, wenn er Bums die Bitte erfüllte.
    „Na schön, hör zu", sagte er nachgiebig und begann, aus dem Buch vorzulesen.
    Der Jäger Bums lauschte mit Vergnügen und fand das Gewehrreinigen nun nicht mehr so langweilig. Die anderen Knirpseriche hörten auch zu.
    „Du bist ein Prachtbursche, Nimmerklug”, sagten sie, als das Buch zu Ende war. „Eine großartige Idee, uns etwas vorzulesen!"
    Nimmerklug genoß das Lob sehr, ärgerte sich aber gleichzeitig, daß ihm der Zauberstab dabei eingefallen war.
    Tage, Wochen und Monate vergingen.
    „Weißt du", sagte Nimmerklug eines Tages zu Pünktchen, „ich glaube, daß es überhaupt keine Zauberstäbe gibt. Und mit den guten Taten kannst du es noch so oft versuchen — du kriegst nur einen Pu stekuchen!"
    Er mußte lachen, weil sich seine Worte gereimt hatten. Pünktchen lachte mit.
    „Weshalb steht aber im Märchen, daß man drei gute Taten vollbringen muß?" fragte sie dann.
    „Sicherlich hat sich jemand das Märchen nur ausgedacht; damit sich die Knirpse daran gewöhnen, gute Taten zu vollbringen", meinte Nimmerldug.
    „Da kannst du recht haben!" stimmte Pünktchen zu.
    Nimmerklug nickte. „Na, ich bedaure nicht, daß alles so gekommen ist. Auf jeden Fall hat es mir genützt. Denn während ich mich bemühte, gute Taten zu vollbringen, gewöhnte ich mich an die Mor genwäsche mit kaltem Wasser, und jetzt gefällt sie mir sogar.“

Nimmerklugs Wunschtraum geht in Erfüllung
    Eines Tages saß Nimmerlkug daheim und sah aus dem Fenster. Es war scheußliches Wetter. Der Himmel hatte sich mit dichten Woken bezogen, und es regnete unaufhörlich. Nimmerklug ließ den Kopf hängen.
    Bekanntlich wirkte das Wetter verschieden auf die Einwohner von Blumenstadt. Immerklug zum Beispiel war es gleichgültig, ob es reg nete oder schneite, denn selbst das schlechteste Wetter hinderte ihn nicht, daheimzusitzen und zu arbeiten. Doktor Rizinus gefiel schlech tes Wetter sogar besser als gutes, weil es den Organismus der Knirp se abhärtete und sie dadurch weniger leicht erkrankten. Dem Dich ter Blüte machte es das größte Vergnügen, bei einem Platzregen auf den Dachboden zu klettern, sich dort :auf trockene Blätter zu legen und zuzuhören, wie die Regentropfen auf das Dach prasselten.
    „Rings tobt das Unwetter", pflegte Blüte zu sagen, „man wagt nicht,. die Nase hinauszustecken, aber auf dem Boden ist es warm und gemütlich. Der Regen trommelt aufs Dach, und dadurch wird einem so wohl ums Herz; daß man Reime schmieden muß!"
    Doch die meisten Knirpse mochten den Regen nicht, Es gab sogar eine Knirpseline namens Tröpfchen, die jedesmal weinte, wenn es zu regnen begann, Und fragte man sie, weshalb sie weine, antwortete sie: „Ich weiß nicht. Wenn es regnet, muß ich immer weinen."
    Nimmerklug hatte selbstverständlich nicht so schwache Nerven wie die Heulsuse Tröpfchen, doch schlechtes Wetter machte ihm schlechte Laune. Betrübt starrte er auf die schrägen Regenschauer, auf die durchnäßten Veilchen im Hof unter dem Fenster und auf den Hund Bimmel, der für gewöhnlich vor dem Hause an der Kette lag, sich aber jetzt in seine Hütte verkrochen hatte und nur
    die Nasenspitze durch die Öffnung steckte.
    Armer Bimmel! dachte Nimmerklug. Den ganzen Tag liegt er an der Kette, und jetzt muß er wegen des Regens sogar in der engen Hundehütte hocken.
     

     
    Wenn der Regen aufhört, will ich ihn freilassen, damit er herumlaufen kann.
    Doch der Regen hörte und hörte nicht auf, und allmählich kam es Nimmerklug so vor, als würde es in alle Ewigkeit weiterregnen, als sei die Sonne für immer verschwunden und würde niemals wieder zwischen den Wolken hervorlugen.
    Was wird dann aus uns? überlegte Nimmerklug. Dann weicht die ganze Erde auf, und ein Matsch entsteht, in dem Autos und Fußgänger steckenbleiben, Der Matsch wird die Straßen überfluten, alle Häuser, alle Bäume und Blumen werden ertrinken und schließlich auch die Knirpse. Entsetzlich!
    Aber während Nimmerklug darüber nachdachte, wie schwer das Leben in solch einem Matschland sein würde, ließ der
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